In der Stadt fahre ich ja eigentlich ohne Ehrgeiz. Zügig, aber ohne jenen Biss, der einen dazu zwingt, den Vordermann auf Teufel-komm-raus zu überholen. Es hat sowieso keinen Zweck. Irgendeiner ist immer vor einem selbst.
Aber an jenem Sonnabend wurde ich doch vom Ehrgeiz gepackt. Ich fahre mit meinem Rennrad auf der Straße, als ich aus dem Augenwinkel rechts von mir einen Schatten sehe. Nanu, denke ich, joggt da einer an mir vorbei? Denkste! Es war ein Vater mit seinem Jungen auf dem Kindersitz. Das war denn doch zuviel – Vater mit Kind überholen dich auf dem Rennrad? Der Fahrer muss ja Beine haben!
Dann fiel mein Blick auf das Rad. Es waren nicht die Beine der Radlers, es war das Rad selbst, das so „dick“ war. Auf dem Unterrohr saß ein Kraftpacket. Eine Batterie. Ein E-Bike war also an mir vorbeigezogen. Das tröstete mich dann doch. Aber neidisch war ich, ehrlich gesagt, auch.
Zwei Ampeln später schloss ich zu dem entspannt dreinblickenden Fahrer im Anzug mit seinem Jungen hinten drauf wieder auf. Ich war inzwischen ins Schwitzen gekommen. Etwas geringschätzig blickte ich zu den beiden hinüber. „Mit Motor kann das jeder“, sollte das heißen. Den Jungen beeindruckte das gar nicht. Sein triumphierender Blick wollte mir lange nicht aus dem Gedächtnis schwinden.