Rennradtour von Bernau entlang der Oder

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Im Odertal bei Lunow

Heute haben wir uns eine Rennradtour an die Oder ausgesucht: Wir fahren von Bernau über Chorin an den Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen. Nach Bernau gelangen wir mit der S-Bahn, zunächst mit der S 1 bis Anhalter Bahnhof und von dort weiter mit der S 2 bis Bernau. Vom Anhalter Bahnhof aus ist man ca. 35 Minuten unterwegs.

Auf asphaltierten Wegen nach Eberswalde

Vom Bahnhofsvorplatz in Bernau fahren wir links ab bis zur nächsten Ampelkreuzung, dann nach rechts Richtung Ladeburg, Lobetal und Biesenthal. Die Strecke haben wir hier schon einmal beschrieben. Die Asphalttrasse nach Lobetal und Biesenthal beeindruckt immer wieder – hier macht das Fahrradfahren richtig Spaß. Kurz hinter Biesenthal kommt man an der Wehrmühle vorbei. Privatleute haben die Reste der einstigen Mühle erworben und sie in einen Ort der Kunst verwandelt. Bis zum 25. August 2024 dauert hier noch die „Art Biesenthal“ an, ein Event für zeitgenössische Kunst. Weiter geht es bis Eberswalde, wo wir der Angermünder Chaussee in Richtung Ort Sandkrug folgen.

Fassade der Wehrmühle Kunst im Garten der Wehrmühle

Rennradtour an die Oder: Chorin und Brodowin

Nach rund 45 Kilometern haben wir Chorin erreicht, das für die Ruine der Zisterzienser-Abtei bekannt ist. Es gibt dort zwar ein Klostercafé – wir verzehrten unsere Brote aber im Schatten des Gemäuers. Denn nach wie vor herrscht die Praxis vor, dass man das Café nur betreten darf, wenn man sieben Euro Eintritt für den Ruinenbesuch entrichtet hat – ein kleines Highlight in der Servicewüste Brandenburg.

Blick auf das ehemalige Kloster in Chorin

Brodowin ist allen Öko-Freunden wegen seiner ökologischen Landwirtschaft bekannt. Der Ort war 1907 eines des ersten Naturschutzgebiete in Brandenburg. Zu DDR-Zeiten war Brodowin vor allem für seinen „Kirchensommer“ bekannt. Aus einer losen Vereinigung von Künstlern, Wissenschaftlern und ökologisch interessierten Bürgern ging 1991 der Verein „Ökodorf Brodowin“ hervor.

Zwei Radler vor der Dorfkirche in Brodowin

Das Dorf selbst präsentiert sich bescheiden – Hauptattraktion ist der Hofladen. Wir genossen im „Schwarzen Adler“ einen guten Matjes-Hering mit Bratkartoffeln. Und fuhren weiter Richtung Oder. Über Parstein und Lunow kommen wir schließlich am Grenzfluss an und folgten dem schönen Radweg nach Süden. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Stille und Ruhe herrschen, gelegentlich fliegt ein Fischreiher über die Niederung oder den Fluss, Schwäne putzen sich heraus oder gründeln auf dem einen oder anderen Tümpel in den Flussauen.

Über Oderberg nach Eberswalde

Südlich von Hohensaaten biegen wir Richtung Oderberg ab. Wir selbst nahmen eine andere Strecke auf der südlichen Seite der Alten Oder – können sie aber nicht jedem empfehlen. Wir landeten schließlich auf einer frisch gemähten Wiese und im Garten eine privaten Anwesens. Die Eigentümer versorgten uns mit kühlem Wasser, was unseren Weg etwas versöhnlicher erscheinen ließ…

Die Passage von Oderberg nach Eberswalde ist vielleicht die schönste der ganzen Strecke. Man fährt direkt am Oder-Havel-Kanal entlang, es geht an Kleingärten und Wassergrundstücken vorbei, manchmal führt der Weg auch durch einen kleinen Wald. Wer die Idylle sucht, ist hier richtig. In Eberswalde nehmen wir den Zug zurüch nach Berlin – in 25 Minuten sind wir am Bahnhof Gesundbrunnen.

Länge: ca. 100 km (bei uns waren es 120 km)

Fahrradtour von Bernau nach Oranienburg

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Zwei Rennradfaher auf einem Fahrradweg
Lucas und Helmut auf dem Radweg von Bernau nach Biesenthal

Heute verlassen wir Berlin für eine sehr schöne Tour im Norden der Hauptstadt. Wir fahren von Bernau nach Oranienburg, fast ausschließlich auf asphaltierten Radwegen oder Wirtschaftswegen. Sie führen größtenteils durch Waldflächen, eine sehr schöne Passage geht entlang des Finowkanals. Startpunkt ist der S-Bahnhof Bernau.

Fahrradtour von Bernau nach Oranienburg

Am S-Bahnhof Bernau fahren wir auf der August-Bebel-Straße bis zur Ladeburger Straße und dann leicht bergan in Richtung Ladeburg. Kurz vor dem Ortsende biegen wir nach rechts ab auf den ausgeschilderten Weg Richtung Lobetal-Biesenthal. Zunächst muss man sich die Straße noch mit Autos teilen, ab Lobetal verengt sich der Weg aber zu einem reinen Fahrradweg. Er ist bestens asphaltiert und gerade an heißen Tagen eine wahre Freude, weil er meist im Schatten der Bäume verläuft. Verirren kann man sich eigentlich nicht – die Richtungen sind auch an Wegegabelungen gut ausgeschildert. Hinter Biesenthal folgen wir weiter dem Radweg Richtung Marienwerder, er ist Teil des Berlin-Usedom-Radweges. Vor Marienwerder biegt man linkt ab Richtung Zerpenschleuse, nun geht es idyllisch entlang am Finowkanal.

Wegweiser bieten überall gute Orientierung

Erholung für großstadtmüde Radlerseelen am Finowkanal

Was die Tour auszeichnet, ist die nahezu völlig Ruhe, die man hier genießen kann. Es erstaunt einen immer wieder, wie schnell man in ländlicher Idylle geradezu versinken kann, hat man einmal Berlin verlassen. An vielen Stellen scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, verblasste Inschriften an Gebäude weisen auf einstigen Geschäftsbetrieb hin. Der Finowkanal – zwischen 1605 und 1620 erbaut – war die erste Wasserstraßenverbindung zwischen der Havel und der Oder. Er trug im 18. Jahrhundert zur wirtschaftlichen Belebung der Gegend bei, mit dem 1914 in Betrieb genommenen größeren Oder-Havel-Kanal verlor er aber an Bedeutung. Als älteste künstliche Wasserstraße Deutschlands steht der Finowkanal unter Denkmalschutz. Das Relikt der Industrialisierung in Berlins Norden ist heute eine bei Radlern beliebte Ausflugsstrecke.

Am Finowkanal bei Zerpenschleuse

Wir fahren am Kanal über Zerpenschleuse weiter nach Liebenwalde. Dort kann man sich in einem Imbiss direkt am Ufer mit rustikalen Fischgerichten stärken. Die Weiterfahrt nach Oranienburg verläuft erneut auf einer schönen Strecke im Wald und entlang am Lehnitzsee. Viele Anwohner nutzen das schattige Ufer zum Baden. In Oranienburg besteigen wir wieder die S-Bahn nach Berlin.

Länge: ca. 60 km

Fahrradtour ins Havelland

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Blick von der Fähre in Phoeben auf die Havel Foto: Link

Das warme Frühlingswetter lädt geradezu ein, die Stadt zu verlassen und eine längere Tour im Berliner Umland zu machen. Ich muss gestehen: Von Januar bis etwa Mitte April hat mich das kalte, windige Wetter dazu überhaupt nicht gereizt. Aber jetzt sieht die Sache anders aus. Also, ab aufs Rennrad, und los geht’s zu einer Fahrradtour ins Havelland.

Pfaueninsel, Glinicker Brücke und Potsdam

Wir fahren zunächst nach Wannsee und biegen am Ortsende rechts in den Wald ab Richtung Pfaueninsel. Es geht leicht bergan – und wenn wir Glück haben begegnen wir nicht dem alten Stink-Diesel der BVG-Linie 218. Warum die Verkehrsbetriebe ausgerechnet in Naherholungsgebieten ihre alten Motoren einsetzen, verstehe, wer will. Am „Wirtshaus zur Pfaueninsel“ vorbei fahren wir auf dem asphaltierten Weg parallel zum Wasser bis zur Glienicker Brücke. Das ist eine besonders schöne Passage, die Bäume spenden Schatten und geben immer wieder den Blick aufs Wasser frei. Von der Glienicker Brücke geht es weiter nach Potsdam Richtung Sanssouci / Bornim. Wir fahren am Bornstedter Feld vorbei – wem hier schon nach einer Pause zumut ist, der besucht das Krongut Bornstedt mit seinem Brauhaus. Ansonsten radeln wir weiter und benutzen am Ortsende von Bornim den Radweg parallel zur Marquardter Chaussee.

Schloss Marquardt

Kurz hinter dem Sacrow-Paretzer Kanal können wir links auf die Kopfsteinpflaster-Passage nach Marquradt abbiegen. Mitten im Ort nistet ein Storchenpaar auf seinem Horst. Der Ort am Schlänitzsee bietet darüber hinaus ein in die Jahre gekommenes „Schloss“, das seit Jahren dringend renoviert werden müsste, und einen wunderschönen größeren Park. Wer auf dieser Fahrradtour ins Havelland eine Pause unter Bäumen und am Wasser machen möchte, ist hier genau richtig.

Storchennest in Marquardt
Schloss Marquardt und Park

Fahrradtour ins Havelland

Auf dem Radweg geht es danach weiter Richtung Uetz. Dort müssen wir dann leider auf die Landstraße ausweichen, die uns nach Paretz führt. Von hier ist es nicht mehr weit nach Ketzin. Zwischen Paretz und Ketzin steht auf der rechten Seite die alte Paretzer Mühle. Der Ort und die Mühle blicken auf eine lange Vergangenheit zurück, die Mühle wurde in Eigenarbeit restauriert, ist aber nicht in Betrieb.

Die Paretzer Mühle

Havelfähre bei Phoeben

Ketzin hat einen hübschen alten Dorfkern, am Tourist Office kann man im Schatten eines großen Baumes sitzen, alternativ gibt es eine Gaststätte am Fahrgastanleger. Ketzin war immer schon ein Fischerdorf, im 19. Jahrhundert kamen Ziegeleien, Schiffbauer und eine Zuckerfabrik hinzu. Seit 1939 feiert man das Fischerfest in Ketzin. West-Berlinern war der Ort Vorketzin zu DDR-Zeiten vielleicht ein Bergriff – hier landete einst West-Berliner Müll. Heute wird in Ketzin an der Speicherung von Kohlendioxid im Erdreich geforscht.

Um zur Havelfähre zu gelangen, nimmt man am Ortseingang die Straße nach Phoeben. Der Weg ist durch ein kleines Fahrradzeichen ausgeschildert. Die Fähre fährt vom 1. April bis 30. September täglich von 5.30 bis 20 Uhr, vom 1. Oktober bis 31. März wochentags von 5.30 bis 19 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 9 bis 18 Uhr. Zudem ist jeden 3. Mittwoch im Monat von 9 bis 15 Uhr kein Fahrdienst. Die Überfahrt mit Rad kostet zwei Euro.

Havel-Radweg, Werder, Ferch und Potsdam

Für den Rückweg sollte man kurz hinter dem Fähranleger nach links auf den Haveldeich abbiegen. Er bietet einen wunderbar asphaltierten Radweg durch weite Wiesen, auf denen Wildgänse grasen, es gibt eine kleine Ruhestelle mit Tisch und Bänken – und bei Westwind wird man fast von alleine nach Werder getragen.

Havelradweg auf dem Deich vor Werder

Die Eisenbahnbrücke über die Havel nach Wildpark-West ist derzeit (Mai 2022) für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Wir fahren deshalb über Petzow, Ferch und Caputh um den Schwielowsee herum. Wem noch mal nach einer Pause zumute ist, dem sei der Sanddorn-Garten kurz vor Petzow empfohlen. Der Kirsch- oder Apfelstreuselkuchen ist ein Hammer! Eine Alternative ist die Bootsklause Ferch direkt am See. Bei schönem Blick aufs Wasser kann man sich hier für den restlichen Rückweg stärken.

Blick von der Bootsklause auf den Schwielowsee

Am Seeufer entlang fahren wir dann weiter nach Potsdam. Dort nehmen wir am Bahnhof die Friedrich-List-Straße Richtung Babelsberg, fahren am S-Bahnhof Babelsberg unter der S-Bahnhlinie auf die Stahnsdorfer Straße und gelangen über den Bernhard-Beyer-Weg nach Steinstücken. Hier führt die Route die Route wiederum unter der S-Bahnstrecke hindurch zur Brücke über den Teltowkanal und nach Wannsee. Über die Königstraße, vorbei Am S-Bahnhof Wannsee und den Kronprinzessinnenweg kommen wir schließlich zur „Spinnerbrücke“, dem Treffpunkt der Motorradfahrer aus Berlin und Umgebung. Dann ist es nicht mehr weit zum Mexikoplatz oder Zehlendorf-Mitte.

Länge: ca. 90 km

Fahrradtour nach Buckow

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Das Brecht-Weigel-Haus in Buckow. F: Link

Die schönen Herbsttage haben uns zum Rennradfahren verlockt. Die Tour soll zum Brecht-Haus in Buckow führen. Und weil der Rückweg nicht so hübsch ist, nehmen wir die S-Bahn – mit einer Überraschung.

Fahrradtour nach Buckow

Für unsere Fahrradtour nach Buckow verlassen wir Friedrichshain Richtung Südosten und fahren über Köpenick zum Müggelsee. Berlins größter See ist auf der Südseite ein wahres Dorado für Radler – ein asphaltierter und kaum von Wurzeln durchwachsener Radweg führt durch den Wald am Wasser. An der Gaststätte „Neu-Helgoland“ kann man eine erste Kaffeepause einlegen (geöffnet Mo-So 11-21 Uhr).

Die weitere Strecke verläuft dann südlich von Rahnsdorf und Klein-Venedig zum Dämeritzsee. Auf dessen nordwestlicher Seite erreicht man die Fürstenwalder Allee und schließlich Erkner. Hier führt die Strecke durch die Kleinstadt Richtung Fangschleuse parallel zur Landstraße. Man überquert die Autobahn, kommt durch Grünheide und radelt mehr oder weniger parallel zum Möllensee und wendet sich in Kagel nach Lichtenow, Zinndorf und Garzau. Von dort geht es weiter nach Garzin und schließlich nach Buckow. Von Garzin an ist Rüttelfestigkeit gefragt – hier geht es über mehrere hundert Meter über Kopfsteinpflaster. An dessen Rand sind jeweils kleine Sandstreifen als Ausweichspur etwas besser befahrbar.

Das Brecht-Weigel-Haus in Buckow

Das Haus am Schwermützelsee, das Bertolt Brecht und Helene Weigel seit 1952 bewohnten, ist seit 1977 Gedenkstätte für den Dichter und seine Ehefrau und Muse Helene Weigel. In der Dauerausstellung sind unter anderem Original-Requisiten zu sehen – etwa der Planwagen, den Helene Weigel als „Mutter Courage“ über die Bühne zog. Der Besucher findet Presse-Artikel, Fotografien aus verschiedenen Inszenierungen, Erklärungen zu Brechts „Epischem Theater“ und Ausschnitte aus einem Defa-Theaterfilm von 1961. Die Öffnungszeiten sind leider etwas schräg – man muss vorher genau kalkulieren, ob die Gedenkstätte zum Zeitpunkt der Ankunft geöffnet ist.

Öffnungszeiten:

April – Oktober Mi-Fr 13-17 Uhr, Sa/So/Feiertag 13-18 Uhr

Nov – März Mi-fr 10-12 und 13-16 Uhr, Sa/So 11-16 Uhr

Ein schöner Stopp ist übrigens die Gaststätte „Fischerkehle“ gleich am Ortsanfang von Buckow. Man sitzt in schöner alter Holzvertäfelung mit einem herrlichen Blick auf den Schermützelsee. Und unsere große Schokotorte war eine Wucht!

Rückfahrt mit der S-Bahn

Von Buckow radelt man entweder über Bollersdorf, Ruhlsdorf und Hohenstein fast überwiegend auf der Landstraße nach Strausberg. Oder man nimmt wieder die Strecke zurück bis Garzau (sie hat viel weniger Autoverkehr) und fährt auf der Garzauer Chaussee nach Strausberg.

Ab Vorsicht: Die Strecke der S 5 zwischen Strausberg-Nord und Strausberg ist bis 15. November 2021 wegen Bauarbeiten gesperrt. Und die Entfernung beträgt 10 Kilometer. Das war uns bei unserem Besuch nicht bewusst. Zum Glück nimmt der Schienen-Ersatzverkehr aber Fahrräder mit.

Länge: rund 80 km

Fahrradtour in den Harz

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Rennradfahrerin an der Elbefähre bei Barby/Sachsen-Anhalt
Henriette an der Elbfähre bei Barby/Sachsen-Anhalt Foto: Link

Die Idee war schon etwas ausgefallen, schien aber durchaus machbar. Das Familientreffen sollte in diesem Jahr in Braunlage im Harz stattfinden – und warum nicht mit dem Fahrrad dorthin fahren? Von Berlin sind das 250 Kilometer. An zwei Tagen sollte das auch für uns zwei Hobbyradler zu schaffen sein. Wir, das sind unsere Tochter Henriette und ich. Es war auch ihre Idee, die Tour zu machen. Mit ihrem Rennrad erkundet sie gerne die Berliner Umgebung, und da schien ihr der Harz so abgelegen auch wieder nicht.

Also machten wir uns auf den Weg – an einem Donnerstag ging es los. Das Wetter war noch herbstlich-schön, auch wenn es morgen schon relativ frisch war. Und es war neblig – kurz außerhalb der Stadtgrenze schaltete ich vorsichtshalber mal das Rücklicht an. Über dem Hohen Fläming erschien am späten Vormittag gar die Sonne, ein Pullover konnte zum Gepäck wandern, und weil es in Brandenburg doch mehr gute Radwege gibt, als man sich das als Berliner vorstellen kann, machte die Fahrt auch richtig Freude. Dazu waren die Straßen kaum befahren, sodass man sich auch auf den Landstraßen ziemlich sicher fühlte.

Da wurde es zu warm: Kleiderwechsel im Hohen Fläming

Weil wir recht früh losgefahren waren – so gegen 9 Uhr -, hatten wir auch Zeit für eine Mittagspause in Bad Belzig. Urdeutsche Küche an schweren Holztischen hinter dicken Gardinen. Saugemütlich und irgendwie heimelig.

Die Route südlich von Magdeburg nach Braunlage Komoot

Die Strecke zog sich dann doch etwas hin, und wir waren froh, als wir am frühen Abend die Elbfähre bei Barby in Sachsen-Anhalt erreichten. 132 Kilometer waren es bis dahin gewesen. Wir übernachteten in einer Bett & Bike-Pension. Der obligatorische Italiener am Ort sorgte für eine hervorragende Verpflegung, und die passende Bettschwere hatten wir auch.

Nebel

Groß war unsereÜberraschung beim Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen. Da sah es nämlich so aus…

Herbstnebel am frühen Morgen an der Elbe

Der Herbst zeigte, dass er gekommen war, um zu bleiben. Aber die Sonne vertrieb den Morgendunst dann doch noch, und nach etwas 30 Minuten hatten wir uns auch wieder warm gefahren. Dieser zweite Tag war leider nicht ganz so schön wie der erste, weil wir um Halberstadt herum viel stark befahrene Landstraße hatten. Autos und viele Lkws fuhren ans uns vorbei, man musste schon starke Nerven haben. Richtige Rowdies gab es zum Glück nicht. Besser wurde die Strecke erst wieder am Harz – wenn auch steiler. Aber Anstiege gehören zum Radfahren dazu – auch wenn man aus dem flachen Berlin kommt. Und weil wir auf den Serpentinen bei Elbingerode kaum Autoverkehr hatten, war die 7-10%-Kraxelei fast ein Vergnügen. Oben angekommen konnte uns kaum mehr etwas schrecken, auch nicht der Umstand, dass der letzte Versorgungsposten vor Braunlage, ein Kiosk, gerade dabei war, zu schließen. Doch die Inhaberin machte für uns ein paar Extra-Minuten.

Der letzte Kiosk vor Braunlage

Was dem Städter immer wieder auffällt bei solchen Touren, ist der Umstand, wie schön es ist, einfach mal ein, zwei Stunden ohne Pause fahren zu können – keine Ampel hält einen auf, keine Kreuzung, man kann einfach dahinfahren und bei sich ankommen. Ja, ich finde, man kann es Meditation auf dem Rennrad nennen. Nach 115 km kamen wir am frühen Abend in Braunlage an. Ein Ort, in dem seit dem Mauerfall anscheinend die Zeit vorüber gezogen ist. Im Schatten der Geschichte hat er Patina angesetzt.

Radtour von Heidelberg nach Berlin

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Radweg mit einem Radfahrer von hinten und ein abgestelltes Rennrad von vorne
Auf dem hessischen Radweg R 3 von Fulda nach Eisenach Foto: Link

Es beginnt mit einem Klassentreffen. Im Odenwald, zwischen Heidelberg und Würzburg, treffen wir ehemalige Grundschüler uns, ich habe Zeit und will danach von Heidelberg mit dem Rennrad zurück nach Berlin fahren. Das Wetter soll gut zu werden, die Strecke ist bis auf eine Passage durch die Rhön eher flach – also los geht’s zur Radtour von Heidelberg nach Berlin.

Radtour von Heidelberg nach Berlin: Fahrrad im ICE

Angereist nach Heidelberg bin ich mit dem ICE, in dem man neuerdings auch Fahrräder mitnehmen kann. Auf größeren Andrang ist die Deutsche Bahn aber noch nicht eingerichtet: Gerade mal drei Räder hatten in dem Zug Platz. Familienausflüge sind so nicht machbar – da muss die Bahn nachbessern.

Radtour von Heidelberg nach Berlin: das Fahrrad 

Ich bin mit einem „Gravel-Bike“ unterwegs, einem Diverge von Specialized. Das Gepäck steckt in einem 16,5 Liter großen Seatpack von Ortlieb und einen kleinen Rucksack für Geld, Karten, Handy, Fahrradbrille. Die Ortlieb-Lenkertasche habe ich nach dem Kauf wieder zurückgegeben – ich konnte mich mit dem Gefummel am Rennradlenker nicht anfreunden. Außerdem wurde das Vorderrad für meinen Geschmack zu schwer. Auf dem Rad sind 28 mm breite Reifen von Continental. Die reichten auch für einige steinige Passagen auf dieser Radtour von Heidelberg nach Berlin.

Radtour von Heidelberg nach Berlin: Strecke und Navigation

Für die Strecke habe ich Karten vom ADFC und die Navigations-App Komoot benutzt. Komoot benutze ich seit langem, und bin damit sehr zufrieden. Die Routenplanung ist exakt und detailgenau, auch wenn sie auf dem Handy etwas fummelig ist, vor allem bei der Umplanung der Strecke. Man sieht den Höhenverlauf, die Oberflächenbeschaffenheit und vieles mehr. Mir fiel allerdings auf, dass die Sprachausgabe und die grafische Darstellung manchmal nicht synchron waren – vielleicht infolge von GPS-Empfangsschwächen.

Radtour von Heidelberg nach Berlin: das Gepäck

In den 16,5  Liter fassenden Sack von Ortlieb habe ich dann hineingestopft:

  • zwei Radhosen
  • zwei Unterhosen
  • zwei Paar Strümpfe
  • zwei kurze Trikots
  • zwei Funktionsunterhemden
  • zwei langärmlige Funktionspullover
  • ein Handtuch
  • Regenhose 
  • Regenjacke
  • Überschuhe
  • Beinlinge
  • lange Handschuhe
  • Windjacke
  • Handtuch
  • Kulturbeutel mit Rasierer, Zahnbürste, diversen Salben
  • Mini Tool, Schlauch, Luftpumpe

Radtour von Heidelberg nach Berlin : 1. Etappe

Die erste Etappe führte von Heidelberg nach Bruchköbel bei Hanau, wo ich bei Freunden übernachtete. Die Strecke entlang der Bergstraße verlief bis Darmstadt auf Radwegen, dann auf Landstraßen und durch die Städte – bei viel Autoverkehr eher unangenehm. Länge: 113 km

komoot

2. Etappe von Bruchköbel nach Fulda

Die zweite Etappe begann im Nebel: Der Herbst war endgültig ins Land gezogen und hatte die Gegend um Hanau in ein diesiges Morgenlicht getaucht. Die ersten Kilometer verliefen auf der Landstraße – ich brauchte Licht, um gesehen zu werden. Nach einiger Zeit wurde die Strecke aber immer besser – ich war auf dem Radweg R 3, der vom Rheingau in die Rhön führt. Was soll ich sagen? Ein Gedicht von einem Radweg! Durchgängig asphaltiert und breit genug zum Überholen oder Einander-Entgegenkommen führt er durch die wunderbare Landschaft des Kinzigtals. Das Fachwerkhaus-Städtchen Gelnhausen ist einen Besuch wert. Man kommt an malerischen Dörfern, Schlossruinen oder etwa dem Brüder-Grimm-Hasus in Steinau vorbei. Und für die Rast gibt es immer wieder mal ein hübsches Plätzchen, etwa an der Kinzigtalsperre. Über hügelige Passagen erreicht man schließlich Fulda.

Länge: 101 km

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3. Etappe: Fulda – Eisenach

An diesem Tag ging es etwas bergauf, nur drei bis vier Prozent, aber immerhin. Der Weg führt weiter auf dem schönen R 3, der nun einer stillgelegten Trasse der Rhönbahn folgt und durch den Milsebergtunnel verläuft. Er ist rund 1,2 Kilometer lang und vom 1. April bis 31. Oktober geöffnet (es gibt eine Umfahrung, die allerdings vier km lang ist). Hinter dem Tunnel kommt der schönste Teil der Strecke: Bis Schlüchtern geht es immer leicht bergab. Ich bin über Tann und dem schönen Städtchen Geisa nach Philippsthal, Gerstungen und Eisenach weiter gefahren. Die Strecke ist meist eben und führt an malerischen Stellen fast unberührter Natur in dem einstigen innnerdeutschen Grenzgebiet vorbei. Diese Etappe war die schönste der ganzen Tour. Bei Geisa befindet sich Point Alpha, bis zum Fall der Mauer einer der am weitesten vorgeschobenen Beobachtungsposten des US-Militärs in der Bundesrepublik. Heute befindet sich dort eine Gedenkstätte, die an die deutsche Teilung erinnert. Ich habe in Geisa einen Abstecher zu dem hübsch restaurierten Schlösschen gemacht, in dem sich die „Point Alpha Akademie“ befindet. Der Weg hoch zum Point Alpha war mir zu weit.

Länge: 123 km

4. Etappe: Eisenach – Schloss Ettersburg bei Weimar

Heute ging es nach Start mit Nieselregen auf der Strecke rauf und runter. Der Weg auf die Ettersburg bei Weimar ist hügelig. Aber die meist wunderbaren Radwege durch Felder und teils malerische Dörfer machen die Wadenarbeit wett. Allerdings ärgerte mich auch fehlende Wegführung an manchen Stellen: Die kleinen weißen Schildchen mit dem grünen Fahrrad drauf sind manchmal kaum zu sehen oder waren vergessen worden. An mancher Kreuzung irrte ich umher auf der Suche nach der richtigen Strecke. Ohne „Komoot“ wäre ich jedenfalls bei dieser Ausschilderung aufgeschmissen gewesen.

Ein Besuch der Gedenkstätte Buchenwald gehört zu dieser Tour dazu. Sie liegt etwas nordwestlich von Weimar. Es geht zum Schluss hier steil bergauf, bis zu 14 Prozent an einer Stelle, ansonsten sieben bis acht Prozent. Was soll man zu dieser Stätte der Gräuel noch sagen, die vom nationalsozialistischen Regime begangen wurden? Vielleicht das: Deutsche Gründlichkeit, wohin man auch schaut. Das Morden als organisatorische, architektonische und technische Herausforderung. Verbrennungsöfen von „Torf & Söhne“ aus Erfurt. Immerhin erinnert seit 2011 eine Ausstellung in Erfurt an die Ingenieure des Todes, die auch die Verbrennungskammern für Auschwitz herstellten. Wer das KZ, die Öfen und eine (nachgebaute) Genickschussanlage gesehen hat, der verneigt sich in Demut vor den Opfern jener Zeit – und kann nicht verstehen, wie man sie einen „Vogelschiss“ der deutschen Geschichte nennen kann.

Schloss Ettersburg, von Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar zwischen 1706 und 1712 erbaut und später um ein viertes Gebäude erweitert, gehört seit 1998 zum UNSECO-Welterbe „Klassisches Weimar“: eine liebliche Anlage inmitten eines hübschen Parks, verspielt, malerisch, erhaben gelegen – ein wunderbarer Ort, um einen anstrengenden Tourtag ausklingen zu lassen.

Länge: 105 km

5. Etappe Schloss Ettersburg – Bad Lauchstädt

Eine Fahrt durch den Saalekreis, in dem man sich doch verloren vorkommt. Kleine Dörfer, viele große abgeerntete Felder, nichts Liebliches. Dazu hat mich heute das Radwege-Glück verlassen – fast nur Landstraßen. Zwar nicht so stark befahren, aber viele Lkw. Ein starker Wind, von der Seite, und es ging auf und ab.

Eine angenehme Überraschung bot dann das kleine Städtchen Bad Lauchstädt. Es nennt sich „Goethestadt“, hat ein Theater, und in dem war an jenem Abend mächtig etwas los. Der MDR übertrug eine szenische Lesung live, Politikprominenz hatte sich angesagt, es gab einen Sektempfang und Flutlicht vor dem Haus. Der Mitarbeiter des Landgasthofes, den ich darauf ansprach, erzählte auch gleich ganz stolz, man habe ja derzeit die Festspiele im Ort. Man soll die Provinz nie unterschätzen!

Länge: 72 km

6. Etappe: Bach Lauchstädt – Wittenberg

.Die Strecke führte heute durch Halle, und für Fahrradfahrer müsste man im Stadtnamen das „a“ erigentlich durch ein „ö“ ersetzen. So hundsmiserable Straßen – bis auf wenige Ausnahmen – habe ich noch nicht erlebt, vor allem im Zentrum. Wie man Radfahrer zwischen Straßenbahngleise zwingen kann, ist mir schleierhaftal. Der Weg nach Wittenberg war dann unspektakulär – es gab aber auch wunderbare Radwege, etwa um Bitterfeld herum entlang der ICE-Strecke. Vorbildlich!

Und Wittenberg entpuppte sich als hübsch restaurierte Stadt. Der Bereich um den Marktplatz mit seinen Geschäften und Gaststätten war von Touristen aus aller Herren Länder besucht – ein Verdienst des größten Mannes der Stadt, Martin Luther. Er soll ja 1517 seine 95 Thesen an der Schlosskirche angeschlagen haben. Heute gibt es (wegen eines Brandes) nur einen bronzenen Nachbau der Tür, die Thesen Luthers, die zur Reformation führten, sind darauf aber eingraviert.

Länge: 106 km

7. Etappe: Wittenberg – Berlin

Dieses Stück verlief meist auf der Bundesstraße – die allerdings in einigen Teilen auch von einem Radweg begleitet war. Man hat das Gefühl: Er reicht so weit, wie das Geld bei der Sanierung der Straßen nach dem Fall der Mauer reichte. Durchdacht ist das Ganze nicht. Highlight des Tages: Treuenbritzen mit dem kleinen Standbild für „Sabinchen“, das arme Frauenzimmer. Ein freundlicher Rückenwind blies mich zurück nach Berlin. Am Ende war die ganze Strecke nach meinem Fahrradtacho doch 700 km lang.

Länge: 80 km

Länge: 80 km

Insgesamt: 700 km

Nachbetrachtung: Rennrad und Gepäck – geht das?

Rennrad und Gepäck: Das beißt sich eigentlich, denn mit dem Rennrad will man schnell fahren. Da ist jedes Gramm eins zu viel. Andererseits: Es kann regnen, man braucht vielleicht Wechselwäsche, Rasierzeug, eine Hose für abends etc. Also, um ein Mindestmaß an Gepäck kommt man nicht herum. Ich habe unterwegs meinen Rucksack mit überflüssigen Klamotten (zweites langes T-Shirt, Socken, Handtuch) nach Hause geschickt. Er war einfach zu unangenehm. Und mein Seatback war mir eigentlich auch zu schwer – im Wiegetritt kann man damit nicht wirklich fahren. Ich würde künftig noch mehr zuhause lassen (die Unterwäsche konnte ich immer über Nacht auswaschen) und suche derzeit noch eine kleine Fronttasche für Geld, Ausweis etc. Ach ja, die iPhone-Halterung von Toepeak zum Aufschrauben auf den Vorbau-Deckel war super!

Radwege: Glatter Asphalt am Templiner See

Radweg am Templiner See im Herbst

Der Radweg am Templiner See von Potsdam nach Caputh                                                         Link

Wer sich über den miserablen Zustand der meisten Berliner Radwege ärgert, dem empfehle ich einen Ausflug von Potsdam nach Caputh. Denn im Zuge des Straßenneubaus ist am Templiner See ein Radweg entstanden, der geradezu vorbildlich ist. Er ist zwar nur einspurig, aber bestens asphaltiert und somit glatt, Baumwurzeln haben ihn noch nicht untergraben, und er ist breit genug zum Überholen oder für den Gegenverkehr. Wer den alten Radweg am Templiner See noch kennt, der wird überrascht sein: Da gibt es kein Hoppeln über Asphaltplatten mehr, die rund neun Kilometer lange Strecke ist topfeben, es macht einfach Spaß, dort Rad zu fahren.

Radwege: Glatter Asphalt am Templiner See

Zugegeben: An Wochenenden ist der Radweg am Templiner See ganz schön dicht befahren. Da findet man Hobbyradler, Ausflügler, Familien mit ihren Kindern und Fußgänger. Doch es wird nie wirklich eng, weil der Radweg fast zwei Meter breit ist und sehr übersichtlich ist. Man muss die Verkehrswege-Planer in Potsdam mal loben: Da ist eine sehr attraktive Strecke für Radfahrer entstanden. Nicht nur das Fahrgefühl, auch die starke Nutzung spricht dafür. Das sieht man vor allem im Sommer, wenn die Potsdamer ins Strandbad Templin fahren. So etwas Ähnliches wünschte man sich auch einmal in Berlin! Warum saniert man hier denn eigentlich nicht gleich die alten Radwege mit, wenn einmal – was ja selten genug vorkommt – ein Straßenabschnitt neu angelegt wird?

Radtour: Meierei in Potsdam, Sacrow, Spandau und Zehlendorf

Blick auf die Havel, links die Meierei

Blick auf den Jungfernsee, links die Meierei im Neuen Garten                 Foto: Link

Ich habe in dieser Saison eine neue Lieblingsrunde für meine Rennrad-Ausfahrten entdeckt. Es ist die Strecke über Wannsee nach Potsdam zur  Meierei im Neuen Garten. Von dort geht es weiter nach Sacrow, Pichelsdorf und zurück über die Havelchaussee oder den Kromprinzessinnenweg. Die Strecke ist auch an Ausflugs-Sonntagen nicht übermäßig stark befahren, man kann sich etwas abseits der Straßen bewegen, und sie ist schön abwechslungsreich. U

Start in Wannsee

Man kann diese rund 60 Kilometer lange Rundtour gut am S-Bahnhof Wannsee beginnen. Von dort fährt man zunächst auf der Königstraße hinein nach Wannsse und wendet sich etwa in der Ortsmitte nach rechts zu der Straße, die zur Pfaueninsel führt. Sie ist für den normalen Autoverkehr gesperrt, gelegentlich kommt einem aber ein BVG-Bus entgegen. Hier geht es leicht bergauf. Dafür kommt man dann aber runter zur Pfaueninsel ganz schön in Fahrt.

Radtour von Wansee zur Meierei in Potsdam und über Spandau zurück nach Wannsee

Die Rundstrecke von Wanssee nach Potsdam, Sacrow, Spandau und zurück über Zehlendorf 

 

 

 

 

 

 

 

Von der Pfaueninsel fährt man auf einer sehr schönen Strecke immer am Wasser entlang bis zur Glienicker Brücke. Gleich hinter der Brücke führt der Weg rechts weiter in den Neuen Garten, man biegt vor der Villa Schöningen ab – die übrigens einen Besuch wert ist: Man kann in einem wunderschönen Garten bei Kaffee und Kuchen sitzen, die Dauerausstellung über die Berliner Mauer oder eine aktuelle Kunstausstellung ansehen.

Radtour: Meierei in Potsdam, Sacrow, Spandau und Zehlendorf

Nach circa 500 Meter kommt man in den Neuen Garten, hier muss man sich den Weg mit Fußgängern teilen -Vorsicht ist also angesagt. Der Weg schlängelt sich am Ufer des Jungfernsees entlang, man fährt auf der Rückseite von Schloss Cäcilienhof vorbei und ist gleich darauf an der Meierei. Der Biergarten mit dem schönen Blick auf den See lädt vielleicht zu einer Rast ein, hier herrscht Selbstbedienung. Im angeschlossenen Lokal geht es etwas weniger rustikal zu, die Speisekarte ist auch üppiger als im Bratwurst-Reich des Biergartens, es ist allerdings kleiner und schnell belegt. 

Nach Sacrow und Gatow

Beim Verlassen des Neuen Gartens wendet man sich nach rechts und fährt ein kurzes Stück auf den asphaltierten Weg weiter und biegt nach ca. 200 Metern rechts auf einen Pfad ab, der runter zum Wasser führt. Dort fährt man weiter, nach kurzer Zeit ist der Weg wieder befestigt und und hat schließlich einen Belag aus kleinen Steinchen. An der Rückseite neuer Gewerbebauten der Softwarefirma SAP mündet der Radweg schließlich in die Straße nach Neu Fahrland. Hier muss man leider ein Stück auf dem Gehweg und nach der Brücke auf der Straße fahren. Nach einigen hundert Metern gibt es aber auch einen gut asphaltierten Radweg, sodass man den Autos entkommen kann.

Über die Hügel nach Sacrow

Nach einem kleinen Anstieg biegen wir rechts nach Sacrow ab. Zunächst geht es bergab, dann aber über kleine Hügel etwas bergan. Wir sind nun zwar auf einer Landstraße, sie ist aber meist nur wenig befahren. Nach etwa drei Kilometern erreicht man Sacrow. Der Ort ist nicht nur wegen der Heilandskirche berühmt, die einst ein Teil der Berliner Mauer war. Auf dem kleinen Friedhof hat auch der frühere Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Frank Schirrmacher, seine letzte Ruhestätte gefunden. Der Ort strahlt eine Ruhe aus, die zum Gedenken und zur Besinnung einlädt.

 

 

 

 

 

Rennradtour in Südtirol: Zum Vernagt-Stausee im Schnalstal

Rennrad an einem Stausee

Am Vernagt-Stausee im Schnalstal

Meine Begeisterung für Südtirol hat mich dieses Jahr mit meiner Familie nach Latsch im Vinschgau verschlagen. Die Ortswahl war eher ein Zufall, ich war spät dran bei der Suche – aber das Quartier Montani entpuppte sich als hübscher Standort inmitten großer Apfelplantagen. Ein guter Ausgangspunkt für Rennradtouren und Bergwanderungen. Wenngleich sich die Wanderlust unserer 14-jährigen Begleiterinnen in Grenzen hielt. Radfahren ist hier aber für Berliner – gestählt auf den Hoppelstrecken der Großstadt – ein Erlebnis. Glatte Straßen und Radwege, von denen man nicht einmal träumen wollte, bevor man sie erlebte!

Rennradtour in Südtirol: Zum Vernagt-Stausee im Schnalstal

Etwas leichtsinnig hatte ich angekündigt, dass ich mit dem Rennrad meiner Familie zum Vernagt-Stausee im Schnalstal hinterherfahren würde. Dort ist ein großer Hochseilgarten, den die beiden Mädchen ausprobieren wollten. Die ersten zwölf Kilometer bis Naturns waren auch so recht nach dem Geschmack eines Genussradlers: Es geht vorwiegend auf dem formidablen Radweg bergab.

Durch den Tunnel vor Naturns

Zwei Kilometer vor Naturns kommt es dann aber dick: Man nimmt die Straße Richtung Vernagt und muss durch einen 1100 Meter langen Tunnel fahren. Die rechts davon verlaufende alte Straße sei nicht mehr befahrbar, sagte man im Bio-Markt an der Kreuzung. Von hier zweigt übrigens auch ein Fußweg zu Reinhold Messners „Mountain Museum“ auf der alten Burganlage Juval ab. Die Fahrt durch die Röhre ist wegen des Lärms der Autos und Lkws eine echte Nervenbelastung – ich bin einmal vor Schreck auf den schmalen Randstreifen geflohen, als ein Betonmischer von hinten herankam.

Steil bergauf durch das Schnalstal

Es geht hier 8-10% bergauf. Das gilt leider für die restlichen 20 Kilometer auch, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Meine Hoffnung, hinter der nächsten Kurve möge die Straße etwas flacher verlaufen, wurde nicht erfüllt. Im Gegenteil. Kurz unterhalb der Staumauer des in den 60-Jahren angelegten Sees türmt sich noch einmal ein Hindernis mit sechs Serpentinen auf – ich muss gestehen, hier habe ich den halben Weg geschoben.

Großartige Landschaft

Wenn man neben der Plackerei noch etwas Energie für einen Blick zur Seite hat, dann wird man aber mit einer großartigen Landschaft für seine Mühen entschädigt. Die anfangs enge, felsige Schlucht wird zu einem lieblichen Hochtal mit Obstplantagen, Feldern und Bauernhöfen. Hier und da lädt eine Gaststätte oder ein Café zu einer Pause ein. Interessant ist auch ein Abstecher hoch nach Karthaus mit den Resten des Karthäuserklosters aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Kurz vor dem hübschen Hauptort „Unser Frau“ kann man sich in einem Info-Center über die frühe Besiedlung des Tals und die Geschichte seines berühmtesten Wanderers, des „Ötzi“ informieren, dessen Leiche 1991 oben auf dem Niederjochferner gefunden wurde.  Zu einem Besuch in dem „ArcheoParc“ über die frühe Besiedlung des Tals reichte meine Puste leider nicht.

Vor dem Ötzi-Infocenter bei "Unser Frau"

Vor dem Ötzi-Infocenter bei „Unser Frau“

Schweiß, harte Waden und eine rasante Abfahrt

Vor vier Jahren fuhr ich auf das Stilfser Joch und habe es nicht als so anstrengend in Erinnerung wie diese Auffahrt durch das Schnalstal. Während man sich nach den 48 Kehren aufs Stilfser Joch immer wieder mal erholen konnte – und die Steigung auch meist nur bei 8% liegt -, geht es im Schnalstal durchweg bei 10, manchmal 12% aufwärts. Meine Waden wurden hart, der Schweiß tropfte in einem kleinen Bächlein aufs Oberrohr, und das einzig Tröstliche war ein halbwegs kühler Tag. 

Der Vernagt-Stausee

Der Vernagt-Stausee

 

 

 

 

 

 

 

Oben angekommen, war ich fix und alle. Während die beiden Mädchen von dem Hochseilgarten, dem „Ötzi Rope Park„, schwärmten, zitterten mir die Beine. Erst nach einer längeren Pause traute ich mich an die Abfahrt. Die hattes dann aber in sich. Fast 20 km bergab, teils mit über 60 km/ – schneller traute ich mich kaum. Die Landschaft, die ich zuvor in zweidreiviertel Stunden mühsam durchstrampelt hatte, sauste in Windeseile vorbei, und am Ende hatte auch der Tunnel seinen Schrecken verloren. Schneller als 70k,/ dürfen hier Autos auch nicht fahren.

  • Länge: 64 km (Latsch – Stausee – Latsch, Talauffahrt ca. 20 km)
  • Höhenmeter: rund 1000 m
  • Dauer: 2.45 Std. (Meine Zeit)

Fahrradtour Berlin – Freiburg

zwei junge Frauen auf Fahrrädern mit Gepäck

Henriette und Sophie auf dem Weg nach Gotha

Jetzt ist es so weit, am Sonnabend soll es losgehen: Ich fahre mit dem Fahrrad nach Freiburg/Br. Den Plan trage ich schon ein paar Jahre mit mir herum, nie war Zeit, doch jetzt soll es sein. Die Fahrradtour von Berlin nach Freiburg soll mich einmal durch halb Deutschland bringen, vom Nordosten in den Südwesten. 

Fahrradtour Berlin – Freiburg

Die Strecke ist rund 840 Kilometer lang, das hat die Fahrrad-App Komoot ausgerechnet. Ich will nicht hetzen und habe 14 Tage anberaumt, großzügig gerechnet. Begleitet werde ich von meinen Töchtern Henriette (21) und Sophie (19). Wir wollen etwas sehen auf der Strecke und werden sicherlich das eine oder andere Mal eine Pause einlegen – es wird also kein Rennen werden. Dennoch sind nach bisherigem Plan Etappen von 80, 90 km dabei.

Durch den Thüringer Wald und über die Rhön

Und es wird wohl kein reines Vergnügen werden: Im Thüringer Wald und in der Rhön soll es bergig sein – mal sehen, was unsere Kondition sagt…Vielleicht müssen wir an der einen oder anderen Stelle umplanen. Übernachten wollen wir, so weit es geht, in Jugendherbergen. Aber es wird auch bestimmt einmal eine Pension sein – abhängig von der Strecke und der Tagesform.

Fahrradtour Berlin-Freiburg: Stopp im Odenwald

Ein Zwischenstopp wird der Odenwald sein. Denn dort findet am Wochenende vom 9. bis 11. Juni auf dem stillgelegten Flugplatz in Walldürn ein Motorrad-Oldtimer-Rennen statt. Mitorganisiert hat es mein Bruder – ich hoffe, dass wir rechtzeitig zum Start der röhrenden Maschinen da sind. Vorher werde ich aber versuchen, Interessierte auf diesem Blog über unser Vorwärtskommen auf dem Laufenden zu halten. Also: In den Stadtradler reinschauen!

Fahrradtour Berlin – Freiburg: das Gepäck

Eine wichtige Frage ist natürlich: Was nehme ich mit? Um es gleich vorweg zu sagen: Wir hatten Zuviel Gepäck eingeladen in Berlin. Man sollte sich auf das wirklich absolut Notwendige wie Fahrradbekleidung, Regensachen, Wäsche, kurze Hose, T-Shirt, Kulturbeutel und Medikamente beschränken. Die Waden danken es einem, wenn es aufwärts geht. Ich schickte zum Beispiel in Eisenach ein Päcken mit gut zwei Kilogramm Inhalt zurück nach Berlin. Auch in Heidelberg warf ich noch mal Ballast ab. 

Fahrradtour Berlin-Freiburg: die Fahrräder

Wir hatten keine besonderen Tourenfahrräder. Henriette fuhr auf einem geschätzt 35 Jahre alten französischen Stahl-Rennrad mit geradem Lenker, Sophie hatte ein neues Cube SL Road, eine Mischung aus Cross- und Fitnessbike, und ich mein zehn Jahre altes Stevens Strada 600, eigentlich ein Fitnessbike. Henriette hatte 28mm-Rennradreifen von Continental, Sophie 40 mm breite Crossreifen von Schwalbe und ich 32 mm breite Conti Sport Contact. Bis nach Freiburg hatten wir keinen Plattfuß oder andere Probleme. Das einzige Malheuer war, dass eine Schaltung mal etwas justiert werden musste.

Erste Etappe: Dessau – Gorenzen/Mansfeld

Der Start unseres Unternehmens war das, was man richtig vermasselt nennt – wir wollten das erste Stück bis Dessau mit dem Zug fahren, bestiegen jedoch den falschen in Berlin(!) und mussten einen anderen nehmen. Der Effekt war, statt eines Starts gegen 9 Uhr wie geplant eine Abfahrt in Dessau um 12.30 Uhr. Da lagen 90 Kilometer vor uns. Der Regen hatte zum Glück etwas nachgelassen, doch die Strecke zog sich ganz schön in die Länge. Was ich unterschätzt hatte, war das Gepäck. Die gefühlt 15-20 Kilogramm zogen bei jedem gefahrenen Kilometer schwerer an meinen Beinen. Zu allem Übel ging es auch noch bergauf, je näher wir unserem Ziel, die Jugendherberge in Gorenzen bei Mansfeld, kamen. Von meinen Töchtern war ich begeistert – beide sind „nur“ Hobbyradlerinnen, mit welcher Energie und Ausdauer sie aber in die Pedale traten, beeindruckte mich. Gegen 20.15 Uhr kamen wir schließlich ziemlich erschöpft in Gorenzen an.

Radfahrer bei Rast

Pause auf dem Weg nach Gorenzen bei Mansfeld

Miserable Gastronomie

Was auch über 25 Jahre nach dem Mauerfall immer noch deprimierend ist, ist die Ödnis der Orte mit Namen wie Alsleben, Sandersleben oder Wiederstedt. Kaum Menschen auf den Straßen, wenn doch, schauen Sie mürrisch und abweisend drein. Und die gastronomischen Leuchttürme bilden nach wie vor die Shops der Tankstellen. Warum dieser Teil der deutschen Provinz sich so wenig charmant und liebenswert präsentiert, bleibt mir ein Rätsel. Ein Höhepunkt: An einer Tankstelle wollte man uns nicht mal die Wasserflaschen auffüllen, obwohl wir zuvor dort Geld für Kaffee und Imbiss gelassen hatten. Engherzigkeit und Armut schlagen sich eben auch in versteinerten Herzen nieder.

Zweite Etappe: Gorenzen – Erfurt

Eigentlich dachten wir nach unserem miesen Start, es könnte nicht schlimmer kommen. Doch wir wissen ja: Es kommt meist schlimmer! Und zwar regnete es beim Start, dazu kam ein Wind, der sich Sturmstärke näherte, und es ging bergauf. Tapfer trotzten wir den Unbillen des Wetters, bis die Route uns auf einen Waldweg führte, der von Wasserrinnsalen schon ausgespült, mit größeren Steinen übersät und eben alles andere als ein schöner Waldweg war. Henriette musste mit ihren Rennradreifen mächtig aufpassen. Nach etwa drei Kilometern war die Chose zu Ende und wir freuten uns über glatte Landstraßen. Die Entschädigung kam am Nachmittag mit einem wunderschönen Saale-Unstrut-Radweg. Am Ufer entlang, zwischen Feldern mit Mohn, erlebten wir die Provinz von ihrer schönen Seite. Und es gab sogar ein Café mit einem wunderbaren Erdbeerkuchen. Aber auch unter angenehmen Umständen wollen 90 km erst einmal bewältigt sein – müde erreichten wir Erfurt.

Zwei Radfahrerinnen in der Altstadt von Erfurt

In der Altstadt von Erfurt

Dritte Etappe: Erfurt – Eisenach

Am nächsten Tag ließen wir es ruhiger angehen. Die Tour nach Eisenach verlief einigermaßen eben, auch wenn es hinter Gotha mal etwas stärker bergauf ging. Dafür kam nach der Anhöhe eine rasante Abfahrt, die wir mit 50 km/h nahmen. Gotha zeigte sich gastfreundlicher – wieder einmal mussten aber die Italiener den Ruf der Gastronomie retten. Hier hatten wir auch die bislang einzige kleine Panne: Ein Befestigungsgurt hatte sich im Hinterrad von Henriette verfangen. weiß der Teufel, wie er dahin kam…

Der Rest der Strecke verlief auf geradezu malerischen Wegen durch Felder und Dörfer.  Nach 65 km kamen wir entspannt auf dem Marktplatz in Eisenach an und aßen eine der landestypischen Würste. Der mürrisch-grimmige Blick der Menschen war dem stillen Stolz der Bewohner einer alten Kulturlandschaft gewichen, die Küche zog mit. Hier kann man tatsächlich leben.

Zwei Menschen vor einer Gaststätte in Gotha

Mittagspause in Gotha

   

Menschen in einem Café in Eisenach

Café auf dem Markt in Eisenach 

 

 Vierte Etappe: Zugfahrt

Ich muss es gestehen, es fällt mir nicht leicht, aber in Eisenach verließ uns der Radlermut. Der Himmel hing voller dunkler Wolken, es stürmte, als solle ganz Thüringen einmal durchgeblasen werden, und es drohte der Thüringer Wald mit seinen Bergen. Wir beschlossen, mit dem Zug nach Bad Kissingen zu fahren. Radsportlich ein Einbruch, gefühlt aber eine Erleichterung. Kaum saßen wir im Zug, fing es an zu regnen. Wir freuten uns über den Service der Bahn, die auch scheinbar entlegenste Orte noch mit ihren Regio-Expressen bedient.



Fünfte Etappe: Bad Kissingen – Hafenlohr am Main

Dieses Stück war unsere bisherige Härteprobe. Was eine gemütliche Tour auf dem Saale-Radweg sein sollte, erwies sich fünfstündiger Kampf gegen einem Sturmwind, der stets von vorne kam. Darüber vergaßen wir fast zu würdigen, wie schön die Landschaft war. Man fährt durch die Felder entlang der Saale, hin und wieder zeigt sich auch die Gastronomie von ihrer besseren Seite. Der Radweg führt aber leider auch über Waldwege und Schotterpassagen, er kann mit den „Autobahnen“ im Ostteil Deutschlands nicht mithalten.  Vom Wind völlig ausgequetscht, kamen wir nach 90 Kilometern in einem klassichen Landgasthof bei Lohr am Main an. Ein dicker Braten war in Windeseile verschlungen, der Schlaf tief und lang.

Zwei Fahrradfahreinnen in Lohr

In der Altstadt von Lohr

Sechste Etappe: Von Hafenlohr nach Mudau

Nach einem Tiefschlaf und einem guten Frühstück fuhren wir weiter. Über Wertheim mit seiner hübschen Altstadt ging es entspannt am Main entlang. Wegen der vielen Mainkehren sollte sich der Weg aber als wesentlich erweisen, als ihn unsere App Komoot ausgewiesen hatte. Bis wir Mudau im Odenwald erreichten, waren es dann doch wieder 88 Kilometer. In Freudenberg verloren wir kurzfristig Henriette – eine gewisse Überraschung auf der ansonsten durchaus überschaubaren Strecke. Über Miltenberg ging

Blick auf den Main mit Brücke bei Miltenberg

Blick auf den Main bei Miltenberg

die Etappe weiter nach Buch, wo die Auffahrt in den Odenwald begann. Immerhin ging es von 130 auf 459 Meter hoch. Die Strecke auf einem schönen Radweg durch den Wald war eine Herausforderung.

Zwei junge Frauen in einem Café in Miltenberg

Sophie und Henriette in Miltenberg

Mit etwas zitternden Waden kam ich in meinem Heimatort Mudau an – meine beiden Begleiterinnen schienen weniger beeindruckt zu sein.

Radfahrer auf einem Radweg im Wald

Durch den Wald hinauf nach Mudau

Ortsschild Mudau und drei Radfahrer

Geschafft: Mudau ist erreicht

Regenbogen über einem Haus

Farbenspiel nach einem Gewitter: Regenbogen in Mudau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bevor es weiterging, besuchten wir allerdings noch das Oldtimerrennen für Motorräder „Odenwald Classics“ in Walldürn. Es ist immer wieder erstaunlich, zu welchen Organisationsleistungen sich Privatpersonen aufraffen, wenn es um Hobbys und Großveranstaltungen geht. Auf dem ehemaligen Flugplatz bei Walldürn war ein Zeltlager mit Autos, Wohnmobilen, Lastwagen und Versorgungseinrichtungen aufgebaut, das einen sehr professionellen Eindruck machte. Neben Reifenkieferanten, einem Leistungsprüfstand und Versorgungszelten mt Essbarem schien es an nichts zu fehlen. Und überall Motorräder, darunter auch Kostbarkeiten wie eine Sechszylindermaschine von MV Agusta mit 250 ccm Hubraum, die der ehemalige Grand-Prix-Weltmeister Freddie Spencer vorstellen wollte. Das Ganze machte den Eindruck eines Riesenspielplatzes für große Jungs. 

Moto-Guzzi-Rennmaschine und junge Frau

Henriette vor der 4-Zylinder Moto Guzzi meines Bruders Alex

Um halb acht wurden die ersten Maschinen für den ersten Probelauf des Tages angelassen – ein Höllensturm brach los.

Siebte Etappe: Nach Heidelberg

Diese Tour war gewissermaßen die Entschädigung für die Auffahrt in den Odenwald. Denn wo es raufgeht, geht es auch wieder runter. Gut zehn Kilometer lang war die Abfahrt über den Reisenbacher Grund nach Eberbach. Auch auf der Straße durchs Neckartal rollten die Räder ganz gut.  

Heidelberg - die alte Brücke und die Altstadt

Heidelberg mit alter Brücke und Altstadt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Heidelberg machten wir noch zwei Tage Pause. Meine Begleiterinnen arbeiteten für die Uni, ich besuchte einen Freund und freute mich am beschaulichen Leben in dem schönen Städtchen am Neckar. 

Achte Etappe: Heidelberg – Karlsruhe

Das war eine der schönsten Etappen auf der ganzen Tour – sie war flach und sie führte über weite Strecken durch einen schattigen Wald. Die Räder sausten geradezu über den Asphalt. 

Fahrradweg im Wald bei Karlsruhe

Der Karlsruher Stadtwald bei Graben-Neudorf

Das Wetter war ja inzwischen auch viel sommerlicher geworden, und so erschien uns die Fahrt vorbei an Feldern und durch den Wald noch angenehmer.

Erschreckende Jugendherberge in Karlsruhe

Umso ernüchternder dagegen die Jugendherberge von Karlsruhe. Eine hei.e Minizelle für drei Personen, der Charme eines Hasenkastens aus den 50er-Jahren – eine Notunterkunft.

Neunte Etappe: von Karlsruhe nach Straßburg

Die vergangene Etappe hatte uns darin bestärkt, dass 50km-Abschnitte viel besser sind, als 80km-Strecken. Also führen wir Richtung Straßburg erst einmal bis Rastatt mit dem Zug. 

Zwei Radfahrer auf Rheinfähre

Autor und Tochter Sophie auf der Rheinfähre bei Grefferm

Erfreulich: Auch in Baden-Württemberg kostet die Fahrradmitnahme in der Bahn nichts. Von Rastatt nach Straßburg hatten wir eine schnelle, schöne Fahrt auf guten Velorouten. Ein hübsch eingerichtetes Hostel empfing uns, und es gab dort auch noch ein Abendessen. Allerdings hatte die schicke Unterkunft eine ganz altertümliche Klimaanlage, die nachts vor unserem Zimmer rumorte – einen Haken gibt es eben oft.

Zwei junge Frauen mit Fahrrädern an einem Badesee

Badesee im elsässischen Bischheim

Portal der Straßburger Münsters

Portal des Straßburger Münsters

 

Wegen einer gruppendynamischen Krisensituation verkürzte sich die Stadtbesichtigung am nächsten Tag merklich. Sophie beschloss, von Straßburg aus mit dem Bus nach Berlin zurückzufahren – Henriette und ich traten die Weiterfahrt alleine an.

 

Zwei junge Frauen i, Speiseraums eines Hostels

Speiseraum des Ciarus-Hostels in Freiburg

Zehnte Etappe:: Von Straßburg nach Schlettstadt

Hier gibt es eine wunderbare, ca. 25 Kilometer lange Strecke entlang des Rhone-Rhein-Kanals. Sie verläuft praktisch völlig eben, zum Teil im Schatten der Bäume, die am Kanal stehen, und wenn nicht der leichte Gegenwind gewesen wäre, wären wir von alleine dahingeeilt. So langsam stellte sich bei uns das Gefühl ein, in Frankreich und im Urlaub zu sein. Es war sehr heiß an diesem Tag, und das Essen ging uns aus, ebenso das Wasser. In den hübschen kleinen elsässischen Dörfern gab es kaum Geschäfte, sodass wir langsam auf einem „Hungerast“ saßen. Zum Gck fanden wir dann noch eine Bäckerei, die wir fast leerkauften, und Wasser bekamen wir auch – übrigens überall und anstandslos im Gegensatz zu der Tankstelle mit der knausrigen Hexe in Thüringen.

Junge Radfahrerinam Rhön-Rhein-Kanal

Henriette sortiert ihr Gepäck am Rhein-Rhone-Kanal

Elfte Etappe: Schlettstadt – Colmar – Freiburg

Und weil wir uns Frankreich nicht so schnell trennen wollten, machten wir auf der letzten Etappe einen Abstecher nach Colmar. Ein Entschluss, der das Herz meiner verbliebenen Begleiterin höher schlagen ließ. Die Landschaft war schön, die Ketten surrten und der Café war prima – was will man mehr? Die Idylle in Colmar war schon fast künstlich, aber doch beeindruckend. Hinter mancher Fassade schimmerte der Charme eines unverfälschten Lebens in einer Kleinstadt am Rande der Zeit hervor.  

Fachwerkhäuser am Place Jeanne d'Arc in Colmar

Der Place Jeanne d’Arc in Colmar

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Colmar war es dann quasi nur noch ein Katzensprung nach Freiburg – die 50 km brachten wir allerdings mit ziemlich viel Wehmut hinter uns. Kurz vor Freiburg türmten sich dann noch einige Hindernisse in Gestalt von Weinbergen auf – aber unseren gestärkten Waden waren sie nicht gewachsen. Am frühen Abend kamen wir in Freiburg ab – und der Autor fuhr noch eine Extra-Runde hoch zum Panorama-Hotel, weil er seiner App und der falsch umgegebenen Adresse mehr vertraute, als dem Instinkt der Tochter. Ein nicht nur in psychologischer Hinsicht unangenehmer Fehler – der Hügel war der steilste der ganzen Tour. Das hämische Lachen von Henriette scheint mir heute noch in den Ohren zu klingeln.

Nach rund 750 Kilometern waren wir in Freiburg angekommen. Glücklich? Na, ja. Sophie fehlte. Stolz? Ein bisschen. Zufrieden? Ja!

Blick auf den Rhein bei Breisach mit Stauwehr

Der Rheinübergang bei Breisach

Zwei Radfahrer am Ortsschild von Freiburg

Zwei zufriedene Radler am Ortsschild von Freiburg

 

 Ein Wort zu den Jugendherbergen

Jugendherbergen, so mein Eindruck nach dieser Tour, sind irgendwie aus der Zeit gefallen.  Sie sind eine Erinnerung an Nachkriegszeiten, als Reisen noch ein Luxus war. Heute wirkt ihr Komfort etwas hausbacken, die Ausstattung ist oft wenig ansprechend, die Preise sind dafür gar nicht so gering. Wer für drei Personen 88 Euro für eine Übernachtung mit Frühstück in einem 12 qm großen Zimmer bezahlen muss, der sehnt sich nach einem schönen Hostel, das es für den gleichen Preis gibt – mit besserer Ausstattung. Es soll Ausnahmen geben, habe ich erfahren, die Jugendherberge in Köln wird etwa sehr gelobt. Doch mir scheint: Als Notnagel mögen Jugendherbergen noch gelten – ansonsten ist man mit Hotels oder Hostels in den meisten Fällen besser dran. 

Navigation mit Komoot

Navigiert haben wir mit der App von Komoot. Ich war mehr als zufrieden. Die App ist für Fahrradfahrer geradezu ideal. Man kann Touren planen und umplanen, erhält stets die kürzeste Verbindung, und wenn man anders fährt als vorgeschlagen, orientiert sich die App auch an der neuen Route. Die Sprachführung ist genau. Sehr praktisch ist der Umstand, dass man alle ausgearbeiteten Routen auf dem Handy speichern kann, somit keine mobilen Daten für die Führung verwendet werden. Meist waren die vorgeschlagenen Routen kürzer als etwaige Radrouten. Wo diese manchmal verschlungenen Wegen folgten, führte uns Komoot über asphaltierte Feldwege oder Nebenstraßen direkter zum Ziel. Einzig der Stromverbrauch des Handys ist höher – dafür sollte man einen Ersatzakku dabei haben.

An Karten hatten wir die Fahrradkarten des ADFC dabei, was für die große Übersicht nützlich ist.