Fahrradtour um den Scharmützelsee

Hervorgehoben

Palmen – gesehen an der Ostseite des Scharmützelsees Foto: Link

Wer ein Idyll vor den Toren Berlins für einen Ausflug sucht, dem empfehle ich den Scharmützelsee bei Bad Saarow. Der 12 Kilometer lange und bis zu zwei Kilometer breite See im Oder-Spree-Seengebiet ist per Bahn oder Auto in einer knappen Stunde zu erreichen. Naturerlebnisse paaren sich hier mit Reminiszenzen an einen historischen Bäderort, der Anfang des 20. Jahrhunderts seine große Bedeutung erlebte. Alte Landhäuser und neuen Villen sind Zeugen vom Wechsel der Geschichte.

Fahrradtour um den Scharmützelsee

Wir starten die rund 30 Kilometer lange Tour an einem der Parkplätze an der Silberberger Straße an der nordwestlichen Seeseite bei Bad Saarow. Die Strecke führt zunächst auf dem Radweg parallel zur Straße nach Wendisch-Rietz. Nach einigen hundert Metern kann man links zum See hin auf eine Zufahrtsstraße zum Fontanepark abbiegen. Wenn man dem Weg folgt, gelangt man auf die Halbinsel mit zum Teil reetgedeckten Häusern. Der Weg führt aber hier nicht weiter, wir müssen umdrehen.

Bad Saarow Strand

Wir fahren weiter durch den Wald abseits der Landstraße und sehen nach geraumer Zeit einen Wegweiser nach links runter zum Wasser – hier ist der Sandstrand von Bad Saarow. Eine kleine Fläche, vielleicht 60 mal 30 Meter, entpuppt sich als beschauliche Zone fürs Relaxen und – wenn es die Jahreszeit erlaubt – auch fürs Sonnenbaden. Bei unserem Besuch Anfang November nutzten sie einige Spaziergänger jedenfalls fürs Rasten – und ganz Unverfrorene auch zum Baden. Kurz danach hat man von einer Bootsanlegestelle einen schönen Blick auf den See – und wenn man rechtzeitig kommt, findet man auch einen Platz im Restaurant „Dorsch“ (Mi-So 12-22 Uhr, Mo+Di geschlossen, Tel. 033631-2404).

Ateliercafé in Wendisch-Riez

Wir gelangen schließlich an den südlichen Wendepunkt unserer kleinen Tour in Wendisch-Riez. Der Ort hat eine Adresse, die man unbedingt besuchen sollte – es ist das „Ateliercafè“ am Ortsausgang auf der rechten Seite. (Hauptstraße 2, Wendisch-Rietz, Tel. 033679-75268). Die Betreiber – die Malerin und Grafikerin Julia Tomasi Müntz und ihr Mann, der Bildhauer und Keramiker Jan Eigendorf – begrüßen ihre Gäste in dem Backsteinhäuschen mit feinen selbstgemachten Kuchen und Torten. Bei schönem Wetter kann man draußen vor dem Haus sitzen. Geöffnet ist nur im Sommer, in der Regel von Mai bis Oktober. Nächster Öffnungstermin ist der 4. Mai 2023. Als Grund sagt Julia Tomasi Müntz: „Irgendwann wollen wir auch unserer Kunst nachgehen – und das geht im Winter am besten.“

Ferienpark Bad Saarow

Am See entlang fahren wir weiter in Richtung Pieskow. Es geht zum Teil über feste Wege, die man auch mit dem Rennrad noch befahren kann, zum Teil über eine kaum befahrene Landstraße. Immer wieder hat man einen hübschen Blick auf den See, es tun sich Lichtungen im Wald auf, und am Wasserwanderplatz Diensdorf-Radlow laden gezimmerte Tische und Stühle zu einer Pause ein. Etwas später kommt man am „Ferienpark Bad Saarow“ vorbei, einem Ensemble im Stil skandinavischer Holzhäuser. Hier hat auch ein kleines Café geöffnet. Nun ist es nichtmehr weit nach Bad Saarow. Man kommt zuerst an der „Saarow Therme“, vorbei und im Zentrum laden Cafés und Gaststätte zu einer Stärkung ein – und der historische Bahnhof zu einem Fototermin. Wir fahren zurück zum Parkplatz und freuen uns auf dem Nachhauseweg über einen schönen Tag vor den Toren Berlins.

Länge: ca. 30 km

Fahrradtour zur Glienicker Brücke und nach Neu-Babelsberg

Hervorgehoben

Blick auf die Havel an der Pfaueninsel Foto: Link

Diese Radtour führt uns auf weitgehend fahrradfreundlichen Strecken im Südwesten Berlins an historische Orte und schöne Parks. Und nette Plätze zum Verweilen sind auch dabei. Wir starten am Mexikoplatz in Zehlendorf, der gut mit der S 1 zu erreichen ist.

Fahrradtour zur Glienicker Brücke und nach Babelsberg

Über die Straße am Schlachtensee fahren wir zunächst zur „Spinnerbrücke“, dem Treffpunkt von Motorradfahrern an der Autobahnraststätte „Avus“. Dahinter biegen wir links ab nach Wannsee und saußen mit Tempo an der Freiwilligen Feuerwehr Wannsee vorbei. Leicht bergan geht es dann an S-Bahnhof Wannsee vorbei. Rechts sieht man die Segelschiffe auf dem Wannsee liegen, wir biegen nach rechts in die Königstraße ein und fahren durch Wannsee hindurch. Am Ende der Bebauung auf der rechten Seite biegen wir in die Pfaueninselchaussee ein und lassen den Lärm der Straße hinter uns. Zunächst geht es auf der asphaltierten Waldstraße leicht bergauf, bis wir zum Wirtshaus zur Pfaueninsel hinunterrollen können. Geöffnet ist vorübergehend leider nur am Freitag, Sonnabend und Sonntag von 12 bis 19 Uhr (Tel. 030 – 805 22 25).

Blick auf die Fährstelle zur Pfaueninsel Foto: Link

Gegenüber dem Wirtshaus sieht man die Pfaueninsel. Das Schloss auf der Pfaueninsel wird zur Zeit saniert. Die Meierei und die Wege sind aber begehbar – einen kleinen Hüpfer über das Wasser ist der romantische Ort allemal wert. Die Überfahrt kostet vier Euro.

Wir fahren weiter auf dem Weg am Wasser entlang unter Bäumen. An warmen Sommertagen muss man sich die Strecke mit vielen Ausflüglern teilen – Rücksichtnahme ist dann angebracht. Auf etwa halber Strecke sieht man links oberhalb des Wegs den Turm der Kirche von Nikolskoe aus den Baumwipfeln ragen. Rechts hat man einen schönen Blick auf die Sacrower Heilandskirche. Kurze Zeit später kommt man am Wirtshaus Moorlake vorbei (Tel. 030 – 805 5809). Die Gaststätte liegt idyllisch, man hat einen herrlichen Blick auf das Wasser. An sonnigen Tagen ist die Terrasse im Freien sehr gut besucht. Bald darauf haben wir die Glienicker Brücke erreicht.

Jagdchloss Glienicke und Stalins Villa in Neu-Babelsberg

An der Glienicker Brücke, Schauplatz von spektakulären Agentenaustausch-Aktionen während des Kalten Krieges, wenden wir uns nach links und fahren etwa 100 Meter zurück Richtung Berlin, um dann rechts in das Wäldchen zum Jagdschloss Glienicke einzubiegen.

Hier geht’s rein in das Wäldchen am Jagdschloss Glienick Foto: Link

Man folgt einfach dem zunächst asphaltierten Weg, der dann für eine kurze Strecke zum Erdweg wird, bevor man über grobes Kopfsteinpflaster auf der Waldmüllerstraße fährt. Nach etwa 150 Metern biegt man nach rechts in die Lankestraße ab und überquert den Teltowkanal. Vor der Brücke befindet sich das hübsche kleine Café Wartmanns (geöffnet Montag bis Sonntag 11-20 Uhr, Tel. 0331 – 231 661 88). Kenner loben es für sein selbst gemachtes Eis. Über die Lankestraße kommt man leicht bergauf auf die Allee nach Glienicke und biegt bei der ersten Gelegenheit links in die Karl-Marx-Straße ein. Wir befinden uns nun in Neu-Babelsberg. Die Route führt uns an prächtigen Villen vorbei – eine davon mit der Hausnummer 27, die Villa Herpich, bewohnte der sowjetische Diktator Josef Stalin während der Potsdamer Konferenz 1945 (in Nummer 2 wohnte übrigens Harry S. Truman, Churchill residierte unweit in der Virchowstraße 23).

Stalins Residenz während der Potsdamer Konferenz 1945 Foto: Link

Unser Weg führt uns weiter auf der Karl-Marx-Straße, bis wir auf die August-Bebel-Straße treffen. Auf ihr unterqueren wir die S-Bahn, biegen dahinter gleich links in die Stahnsdorfer Straße ein und dann links in die Bernhard-Beyer-Straße. Sie führt uns nach Steinstücken hinein – eine ehemalige West-Berliner Enklave zur Zeit der Mauer. Schautafeln am Straßenrand erzählen die Geschichte der Siedlung. In Steinstücken biegen wir scharf links in die Bäkestraße, unterqueren die S-Bahntrasse wieder und fahren dann rechts über den Teltowkanal, vorbei an der Ausglugsgaststätte Söhnel-Werft Richtung Wannsee auf der Landstraße. Die Werft ist auch noch einmal ein hübsches Plätzchen für eine Pause direkt am Wasser.

In Wannsee biegen wir da, wo sich die Chausseestraße und die Alsenstraße treffen rechts in die Alsenstraße ab – sie ist weniger befahren als die große Hauptstraße durch Wannsee. Etwas bergauf und bergab geht es vorbei an der repräsentativen Villa des Berliner Fußball-Verbandes und dem Immanuel Krankenhaus bis wir wieder auf die Königstraße stoßen. Wer will, kann nun am S-Bahnhof in die Bahn steigen – wer noch Kraft in den Beinen hat, nimmt den Weg zurück zum Mexikoplatz.

Länge: ca. 25 km

Radwege: Glatter Asphalt am Templiner See

Radweg am Templiner See im Herbst

Der Radweg am Templiner See von Potsdam nach Caputh                                                         Link

Wer sich über den miserablen Zustand der meisten Berliner Radwege ärgert, dem empfehle ich einen Ausflug von Potsdam nach Caputh. Denn im Zuge des Straßenneubaus ist am Templiner See ein Radweg entstanden, der geradezu vorbildlich ist. Er ist zwar nur einspurig, aber bestens asphaltiert und somit glatt, Baumwurzeln haben ihn noch nicht untergraben, und er ist breit genug zum Überholen oder für den Gegenverkehr. Wer den alten Radweg am Templiner See noch kennt, der wird überrascht sein: Da gibt es kein Hoppeln über Asphaltplatten mehr, die rund neun Kilometer lange Strecke ist topfeben, es macht einfach Spaß, dort Rad zu fahren.

Radwege: Glatter Asphalt am Templiner See

Zugegeben: An Wochenenden ist der Radweg am Templiner See ganz schön dicht befahren. Da findet man Hobbyradler, Ausflügler, Familien mit ihren Kindern und Fußgänger. Doch es wird nie wirklich eng, weil der Radweg fast zwei Meter breit ist und sehr übersichtlich ist. Man muss die Verkehrswege-Planer in Potsdam mal loben: Da ist eine sehr attraktive Strecke für Radfahrer entstanden. Nicht nur das Fahrgefühl, auch die starke Nutzung spricht dafür. Das sieht man vor allem im Sommer, wenn die Potsdamer ins Strandbad Templin fahren. So etwas Ähnliches wünschte man sich auch einmal in Berlin! Warum saniert man hier denn eigentlich nicht gleich die alten Radwege mit, wenn einmal – was ja selten genug vorkommt – ein Straßenabschnitt neu angelegt wird?

Fahrradtour Berlin – Freiburg

zwei junge Frauen auf Fahrrädern mit Gepäck

Henriette und Sophie auf dem Weg nach Gotha

Jetzt ist es so weit, am Sonnabend soll es losgehen: Ich fahre mit dem Fahrrad nach Freiburg/Br. Den Plan trage ich schon ein paar Jahre mit mir herum, nie war Zeit, doch jetzt soll es sein. Die Fahrradtour von Berlin nach Freiburg soll mich einmal durch halb Deutschland bringen, vom Nordosten in den Südwesten. 

Fahrradtour Berlin – Freiburg

Die Strecke ist rund 840 Kilometer lang, das hat die Fahrrad-App Komoot ausgerechnet. Ich will nicht hetzen und habe 14 Tage anberaumt, großzügig gerechnet. Begleitet werde ich von meinen Töchtern Henriette (21) und Sophie (19). Wir wollen etwas sehen auf der Strecke und werden sicherlich das eine oder andere Mal eine Pause einlegen – es wird also kein Rennen werden. Dennoch sind nach bisherigem Plan Etappen von 80, 90 km dabei.

Durch den Thüringer Wald und über die Rhön

Und es wird wohl kein reines Vergnügen werden: Im Thüringer Wald und in der Rhön soll es bergig sein – mal sehen, was unsere Kondition sagt…Vielleicht müssen wir an der einen oder anderen Stelle umplanen. Übernachten wollen wir, so weit es geht, in Jugendherbergen. Aber es wird auch bestimmt einmal eine Pension sein – abhängig von der Strecke und der Tagesform.

Fahrradtour Berlin-Freiburg: Stopp im Odenwald

Ein Zwischenstopp wird der Odenwald sein. Denn dort findet am Wochenende vom 9. bis 11. Juni auf dem stillgelegten Flugplatz in Walldürn ein Motorrad-Oldtimer-Rennen statt. Mitorganisiert hat es mein Bruder – ich hoffe, dass wir rechtzeitig zum Start der röhrenden Maschinen da sind. Vorher werde ich aber versuchen, Interessierte auf diesem Blog über unser Vorwärtskommen auf dem Laufenden zu halten. Also: In den Stadtradler reinschauen!

Fahrradtour Berlin – Freiburg: das Gepäck

Eine wichtige Frage ist natürlich: Was nehme ich mit? Um es gleich vorweg zu sagen: Wir hatten Zuviel Gepäck eingeladen in Berlin. Man sollte sich auf das wirklich absolut Notwendige wie Fahrradbekleidung, Regensachen, Wäsche, kurze Hose, T-Shirt, Kulturbeutel und Medikamente beschränken. Die Waden danken es einem, wenn es aufwärts geht. Ich schickte zum Beispiel in Eisenach ein Päcken mit gut zwei Kilogramm Inhalt zurück nach Berlin. Auch in Heidelberg warf ich noch mal Ballast ab. 

Fahrradtour Berlin-Freiburg: die Fahrräder

Wir hatten keine besonderen Tourenfahrräder. Henriette fuhr auf einem geschätzt 35 Jahre alten französischen Stahl-Rennrad mit geradem Lenker, Sophie hatte ein neues Cube SL Road, eine Mischung aus Cross- und Fitnessbike, und ich mein zehn Jahre altes Stevens Strada 600, eigentlich ein Fitnessbike. Henriette hatte 28mm-Rennradreifen von Continental, Sophie 40 mm breite Crossreifen von Schwalbe und ich 32 mm breite Conti Sport Contact. Bis nach Freiburg hatten wir keinen Plattfuß oder andere Probleme. Das einzige Malheuer war, dass eine Schaltung mal etwas justiert werden musste.

Erste Etappe: Dessau – Gorenzen/Mansfeld

Der Start unseres Unternehmens war das, was man richtig vermasselt nennt – wir wollten das erste Stück bis Dessau mit dem Zug fahren, bestiegen jedoch den falschen in Berlin(!) und mussten einen anderen nehmen. Der Effekt war, statt eines Starts gegen 9 Uhr wie geplant eine Abfahrt in Dessau um 12.30 Uhr. Da lagen 90 Kilometer vor uns. Der Regen hatte zum Glück etwas nachgelassen, doch die Strecke zog sich ganz schön in die Länge. Was ich unterschätzt hatte, war das Gepäck. Die gefühlt 15-20 Kilogramm zogen bei jedem gefahrenen Kilometer schwerer an meinen Beinen. Zu allem Übel ging es auch noch bergauf, je näher wir unserem Ziel, die Jugendherberge in Gorenzen bei Mansfeld, kamen. Von meinen Töchtern war ich begeistert – beide sind „nur“ Hobbyradlerinnen, mit welcher Energie und Ausdauer sie aber in die Pedale traten, beeindruckte mich. Gegen 20.15 Uhr kamen wir schließlich ziemlich erschöpft in Gorenzen an.

Radfahrer bei Rast

Pause auf dem Weg nach Gorenzen bei Mansfeld

Miserable Gastronomie

Was auch über 25 Jahre nach dem Mauerfall immer noch deprimierend ist, ist die Ödnis der Orte mit Namen wie Alsleben, Sandersleben oder Wiederstedt. Kaum Menschen auf den Straßen, wenn doch, schauen Sie mürrisch und abweisend drein. Und die gastronomischen Leuchttürme bilden nach wie vor die Shops der Tankstellen. Warum dieser Teil der deutschen Provinz sich so wenig charmant und liebenswert präsentiert, bleibt mir ein Rätsel. Ein Höhepunkt: An einer Tankstelle wollte man uns nicht mal die Wasserflaschen auffüllen, obwohl wir zuvor dort Geld für Kaffee und Imbiss gelassen hatten. Engherzigkeit und Armut schlagen sich eben auch in versteinerten Herzen nieder.

Zweite Etappe: Gorenzen – Erfurt

Eigentlich dachten wir nach unserem miesen Start, es könnte nicht schlimmer kommen. Doch wir wissen ja: Es kommt meist schlimmer! Und zwar regnete es beim Start, dazu kam ein Wind, der sich Sturmstärke näherte, und es ging bergauf. Tapfer trotzten wir den Unbillen des Wetters, bis die Route uns auf einen Waldweg führte, der von Wasserrinnsalen schon ausgespült, mit größeren Steinen übersät und eben alles andere als ein schöner Waldweg war. Henriette musste mit ihren Rennradreifen mächtig aufpassen. Nach etwa drei Kilometern war die Chose zu Ende und wir freuten uns über glatte Landstraßen. Die Entschädigung kam am Nachmittag mit einem wunderschönen Saale-Unstrut-Radweg. Am Ufer entlang, zwischen Feldern mit Mohn, erlebten wir die Provinz von ihrer schönen Seite. Und es gab sogar ein Café mit einem wunderbaren Erdbeerkuchen. Aber auch unter angenehmen Umständen wollen 90 km erst einmal bewältigt sein – müde erreichten wir Erfurt.

Zwei Radfahrerinnen in der Altstadt von Erfurt

In der Altstadt von Erfurt

Dritte Etappe: Erfurt – Eisenach

Am nächsten Tag ließen wir es ruhiger angehen. Die Tour nach Eisenach verlief einigermaßen eben, auch wenn es hinter Gotha mal etwas stärker bergauf ging. Dafür kam nach der Anhöhe eine rasante Abfahrt, die wir mit 50 km/h nahmen. Gotha zeigte sich gastfreundlicher – wieder einmal mussten aber die Italiener den Ruf der Gastronomie retten. Hier hatten wir auch die bislang einzige kleine Panne: Ein Befestigungsgurt hatte sich im Hinterrad von Henriette verfangen. weiß der Teufel, wie er dahin kam…

Der Rest der Strecke verlief auf geradezu malerischen Wegen durch Felder und Dörfer.  Nach 65 km kamen wir entspannt auf dem Marktplatz in Eisenach an und aßen eine der landestypischen Würste. Der mürrisch-grimmige Blick der Menschen war dem stillen Stolz der Bewohner einer alten Kulturlandschaft gewichen, die Küche zog mit. Hier kann man tatsächlich leben.

Zwei Menschen vor einer Gaststätte in Gotha

Mittagspause in Gotha

   

Menschen in einem Café in Eisenach

Café auf dem Markt in Eisenach 

 

 Vierte Etappe: Zugfahrt

Ich muss es gestehen, es fällt mir nicht leicht, aber in Eisenach verließ uns der Radlermut. Der Himmel hing voller dunkler Wolken, es stürmte, als solle ganz Thüringen einmal durchgeblasen werden, und es drohte der Thüringer Wald mit seinen Bergen. Wir beschlossen, mit dem Zug nach Bad Kissingen zu fahren. Radsportlich ein Einbruch, gefühlt aber eine Erleichterung. Kaum saßen wir im Zug, fing es an zu regnen. Wir freuten uns über den Service der Bahn, die auch scheinbar entlegenste Orte noch mit ihren Regio-Expressen bedient.



Fünfte Etappe: Bad Kissingen – Hafenlohr am Main

Dieses Stück war unsere bisherige Härteprobe. Was eine gemütliche Tour auf dem Saale-Radweg sein sollte, erwies sich fünfstündiger Kampf gegen einem Sturmwind, der stets von vorne kam. Darüber vergaßen wir fast zu würdigen, wie schön die Landschaft war. Man fährt durch die Felder entlang der Saale, hin und wieder zeigt sich auch die Gastronomie von ihrer besseren Seite. Der Radweg führt aber leider auch über Waldwege und Schotterpassagen, er kann mit den „Autobahnen“ im Ostteil Deutschlands nicht mithalten.  Vom Wind völlig ausgequetscht, kamen wir nach 90 Kilometern in einem klassichen Landgasthof bei Lohr am Main an. Ein dicker Braten war in Windeseile verschlungen, der Schlaf tief und lang.

Zwei Fahrradfahreinnen in Lohr

In der Altstadt von Lohr

Sechste Etappe: Von Hafenlohr nach Mudau

Nach einem Tiefschlaf und einem guten Frühstück fuhren wir weiter. Über Wertheim mit seiner hübschen Altstadt ging es entspannt am Main entlang. Wegen der vielen Mainkehren sollte sich der Weg aber als wesentlich erweisen, als ihn unsere App Komoot ausgewiesen hatte. Bis wir Mudau im Odenwald erreichten, waren es dann doch wieder 88 Kilometer. In Freudenberg verloren wir kurzfristig Henriette – eine gewisse Überraschung auf der ansonsten durchaus überschaubaren Strecke. Über Miltenberg ging

Blick auf den Main mit Brücke bei Miltenberg

Blick auf den Main bei Miltenberg

die Etappe weiter nach Buch, wo die Auffahrt in den Odenwald begann. Immerhin ging es von 130 auf 459 Meter hoch. Die Strecke auf einem schönen Radweg durch den Wald war eine Herausforderung.

Zwei junge Frauen in einem Café in Miltenberg

Sophie und Henriette in Miltenberg

Mit etwas zitternden Waden kam ich in meinem Heimatort Mudau an – meine beiden Begleiterinnen schienen weniger beeindruckt zu sein.

Radfahrer auf einem Radweg im Wald

Durch den Wald hinauf nach Mudau

Ortsschild Mudau und drei Radfahrer

Geschafft: Mudau ist erreicht

Regenbogen über einem Haus

Farbenspiel nach einem Gewitter: Regenbogen in Mudau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bevor es weiterging, besuchten wir allerdings noch das Oldtimerrennen für Motorräder „Odenwald Classics“ in Walldürn. Es ist immer wieder erstaunlich, zu welchen Organisationsleistungen sich Privatpersonen aufraffen, wenn es um Hobbys und Großveranstaltungen geht. Auf dem ehemaligen Flugplatz bei Walldürn war ein Zeltlager mit Autos, Wohnmobilen, Lastwagen und Versorgungseinrichtungen aufgebaut, das einen sehr professionellen Eindruck machte. Neben Reifenkieferanten, einem Leistungsprüfstand und Versorgungszelten mt Essbarem schien es an nichts zu fehlen. Und überall Motorräder, darunter auch Kostbarkeiten wie eine Sechszylindermaschine von MV Agusta mit 250 ccm Hubraum, die der ehemalige Grand-Prix-Weltmeister Freddie Spencer vorstellen wollte. Das Ganze machte den Eindruck eines Riesenspielplatzes für große Jungs. 

Moto-Guzzi-Rennmaschine und junge Frau

Henriette vor der 4-Zylinder Moto Guzzi meines Bruders Alex

Um halb acht wurden die ersten Maschinen für den ersten Probelauf des Tages angelassen – ein Höllensturm brach los.

Siebte Etappe: Nach Heidelberg

Diese Tour war gewissermaßen die Entschädigung für die Auffahrt in den Odenwald. Denn wo es raufgeht, geht es auch wieder runter. Gut zehn Kilometer lang war die Abfahrt über den Reisenbacher Grund nach Eberbach. Auch auf der Straße durchs Neckartal rollten die Räder ganz gut.  

Heidelberg - die alte Brücke und die Altstadt

Heidelberg mit alter Brücke und Altstadt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Heidelberg machten wir noch zwei Tage Pause. Meine Begleiterinnen arbeiteten für die Uni, ich besuchte einen Freund und freute mich am beschaulichen Leben in dem schönen Städtchen am Neckar. 

Achte Etappe: Heidelberg – Karlsruhe

Das war eine der schönsten Etappen auf der ganzen Tour – sie war flach und sie führte über weite Strecken durch einen schattigen Wald. Die Räder sausten geradezu über den Asphalt. 

Fahrradweg im Wald bei Karlsruhe

Der Karlsruher Stadtwald bei Graben-Neudorf

Das Wetter war ja inzwischen auch viel sommerlicher geworden, und so erschien uns die Fahrt vorbei an Feldern und durch den Wald noch angenehmer.

Erschreckende Jugendherberge in Karlsruhe

Umso ernüchternder dagegen die Jugendherberge von Karlsruhe. Eine hei.e Minizelle für drei Personen, der Charme eines Hasenkastens aus den 50er-Jahren – eine Notunterkunft.

Neunte Etappe: von Karlsruhe nach Straßburg

Die vergangene Etappe hatte uns darin bestärkt, dass 50km-Abschnitte viel besser sind, als 80km-Strecken. Also führen wir Richtung Straßburg erst einmal bis Rastatt mit dem Zug. 

Zwei Radfahrer auf Rheinfähre

Autor und Tochter Sophie auf der Rheinfähre bei Grefferm

Erfreulich: Auch in Baden-Württemberg kostet die Fahrradmitnahme in der Bahn nichts. Von Rastatt nach Straßburg hatten wir eine schnelle, schöne Fahrt auf guten Velorouten. Ein hübsch eingerichtetes Hostel empfing uns, und es gab dort auch noch ein Abendessen. Allerdings hatte die schicke Unterkunft eine ganz altertümliche Klimaanlage, die nachts vor unserem Zimmer rumorte – einen Haken gibt es eben oft.

Zwei junge Frauen mit Fahrrädern an einem Badesee

Badesee im elsässischen Bischheim

Portal der Straßburger Münsters

Portal des Straßburger Münsters

 

Wegen einer gruppendynamischen Krisensituation verkürzte sich die Stadtbesichtigung am nächsten Tag merklich. Sophie beschloss, von Straßburg aus mit dem Bus nach Berlin zurückzufahren – Henriette und ich traten die Weiterfahrt alleine an.

 

Zwei junge Frauen i, Speiseraums eines Hostels

Speiseraum des Ciarus-Hostels in Freiburg

Zehnte Etappe:: Von Straßburg nach Schlettstadt

Hier gibt es eine wunderbare, ca. 25 Kilometer lange Strecke entlang des Rhone-Rhein-Kanals. Sie verläuft praktisch völlig eben, zum Teil im Schatten der Bäume, die am Kanal stehen, und wenn nicht der leichte Gegenwind gewesen wäre, wären wir von alleine dahingeeilt. So langsam stellte sich bei uns das Gefühl ein, in Frankreich und im Urlaub zu sein. Es war sehr heiß an diesem Tag, und das Essen ging uns aus, ebenso das Wasser. In den hübschen kleinen elsässischen Dörfern gab es kaum Geschäfte, sodass wir langsam auf einem „Hungerast“ saßen. Zum Gck fanden wir dann noch eine Bäckerei, die wir fast leerkauften, und Wasser bekamen wir auch – übrigens überall und anstandslos im Gegensatz zu der Tankstelle mit der knausrigen Hexe in Thüringen.

Junge Radfahrerinam Rhön-Rhein-Kanal

Henriette sortiert ihr Gepäck am Rhein-Rhone-Kanal

Elfte Etappe: Schlettstadt – Colmar – Freiburg

Und weil wir uns Frankreich nicht so schnell trennen wollten, machten wir auf der letzten Etappe einen Abstecher nach Colmar. Ein Entschluss, der das Herz meiner verbliebenen Begleiterin höher schlagen ließ. Die Landschaft war schön, die Ketten surrten und der Café war prima – was will man mehr? Die Idylle in Colmar war schon fast künstlich, aber doch beeindruckend. Hinter mancher Fassade schimmerte der Charme eines unverfälschten Lebens in einer Kleinstadt am Rande der Zeit hervor.  

Fachwerkhäuser am Place Jeanne d'Arc in Colmar

Der Place Jeanne d’Arc in Colmar

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Colmar war es dann quasi nur noch ein Katzensprung nach Freiburg – die 50 km brachten wir allerdings mit ziemlich viel Wehmut hinter uns. Kurz vor Freiburg türmten sich dann noch einige Hindernisse in Gestalt von Weinbergen auf – aber unseren gestärkten Waden waren sie nicht gewachsen. Am frühen Abend kamen wir in Freiburg ab – und der Autor fuhr noch eine Extra-Runde hoch zum Panorama-Hotel, weil er seiner App und der falsch umgegebenen Adresse mehr vertraute, als dem Instinkt der Tochter. Ein nicht nur in psychologischer Hinsicht unangenehmer Fehler – der Hügel war der steilste der ganzen Tour. Das hämische Lachen von Henriette scheint mir heute noch in den Ohren zu klingeln.

Nach rund 750 Kilometern waren wir in Freiburg angekommen. Glücklich? Na, ja. Sophie fehlte. Stolz? Ein bisschen. Zufrieden? Ja!

Blick auf den Rhein bei Breisach mit Stauwehr

Der Rheinübergang bei Breisach

Zwei Radfahrer am Ortsschild von Freiburg

Zwei zufriedene Radler am Ortsschild von Freiburg

 

 Ein Wort zu den Jugendherbergen

Jugendherbergen, so mein Eindruck nach dieser Tour, sind irgendwie aus der Zeit gefallen.  Sie sind eine Erinnerung an Nachkriegszeiten, als Reisen noch ein Luxus war. Heute wirkt ihr Komfort etwas hausbacken, die Ausstattung ist oft wenig ansprechend, die Preise sind dafür gar nicht so gering. Wer für drei Personen 88 Euro für eine Übernachtung mit Frühstück in einem 12 qm großen Zimmer bezahlen muss, der sehnt sich nach einem schönen Hostel, das es für den gleichen Preis gibt – mit besserer Ausstattung. Es soll Ausnahmen geben, habe ich erfahren, die Jugendherberge in Köln wird etwa sehr gelobt. Doch mir scheint: Als Notnagel mögen Jugendherbergen noch gelten – ansonsten ist man mit Hotels oder Hostels in den meisten Fällen besser dran. 

Navigation mit Komoot

Navigiert haben wir mit der App von Komoot. Ich war mehr als zufrieden. Die App ist für Fahrradfahrer geradezu ideal. Man kann Touren planen und umplanen, erhält stets die kürzeste Verbindung, und wenn man anders fährt als vorgeschlagen, orientiert sich die App auch an der neuen Route. Die Sprachführung ist genau. Sehr praktisch ist der Umstand, dass man alle ausgearbeiteten Routen auf dem Handy speichern kann, somit keine mobilen Daten für die Führung verwendet werden. Meist waren die vorgeschlagenen Routen kürzer als etwaige Radrouten. Wo diese manchmal verschlungenen Wegen folgten, führte uns Komoot über asphaltierte Feldwege oder Nebenstraßen direkter zum Ziel. Einzig der Stromverbrauch des Handys ist höher – dafür sollte man einen Ersatzakku dabei haben.

An Karten hatten wir die Fahrradkarten des ADFC dabei, was für die große Übersicht nützlich ist. 

Radtour im Spreewald: Von Lübben nach Schlepzig

Gurkenradweg, Rennrad

Gurkenradweg zwischen Krausnick und Schlepzig

Im Süden Berlins liegt ein kleines Paradies für Radfahrer, das vielen Hauptstädtern zu weit weg scheint, in Wahrheit aber sehr gut zu erreichen ist. Es ist der Spreewald. In Lübben ist man zum Beispiel von Schöneberg aus in 90 Minuten mit der Bahn, von Königs Wusterhausen dauert es eine halbe Stunde. Also durchaus ein Ziel, das man auch für einen Tagesausflug ansteuern kann.

Viele gute Radwege – aber nicht immer fürs Rennrad

Brandenburg hat in den vergangenen Jahren Geld in gute Radwege investiert, das merkt man. Viele sind asphaltiert und auch mit Rennrädern gut befahrbar. Leider erkennt man an der meist guten Beschilderung der Radwege aber nicht, welche Beschaffenheit die Oberfläche hat. So rieten uns zwei Radler davon ab, den Weg zwischen Schlepzig und Lübben mit dem Rennrad zu befahren, weil es zu viele Schotterpassagen gebe – die Mitarbeiterin eines Cafés hatte ihn zuvor empfohlen. Ein Stück des Gurkenradwegs zwischen Krausnick und Lübben war wiederum so gut, dass man aus dem Staunen kaum herauskam. Auf beide Wege wurde mit dem gleichen Schild hingewiesen. Ein anderer Weg, dem wir vertrauten, endete schließlich in einer Sandpiste – ein Fall für Mountainbikes.

Von Lübben nach Schlepzig und zurück

Eine schöne Tour im Spreewald führt von Lübben nach Schlepzig. Sie ist eher für Crossräder als für Rennräder geeignet. Man fährt in Lübben vom Zentrum aus Richtung Osten (Frankfurt/Oder) und biegt kurz hinter der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße links in ein Wäldchen ein. Auf einer kleinen grünen Tafel ist Schlepzig angegeben. Man kann sich auf der Strecke eigentlich nicht verfahren, weil der Wegweiser immer wieder auftaucht. Die Strecke führt mitten durch die schöne Spreewald-Landschaft abseits der Straßen. Man kommt an mehreren Seen, einer Kahnanlegestelle und dem Gasthaus Petkampsberg vorbei (Tel. 035472 247, Mo–So 11–18 Uhr). Nach circa 12 Kilometern ist man in Schlepzig.

Schlepzig: Bauernmuseum und Spreewaldbrennerei

Der rund 600 Einwohner zählende Ort ist eines der idyllischen Highlights des Spreewaldes. Bauernhäuser und Scheunen stehen an den Fließen, es gibt eine schöne Kahnanlegestelle, ein kleines Bauernmuseum, eine historische Getreidemühle und die Spreewaldbrennerei. Sie stellt nicht nur einen veritablen Single Malt Whisky her, hier kann man auch Marmelade, Honig und Bonbons aus eigener Fertigung kaufen. Im Innenbereich gibt es zudem einen hübschen Landgasthof (Brauhaus und Landgasthof tägl. 12–21 Uhr, www.spreewaldbrauerei.de).

Zurück über den Gurkenradweg

Für den Rückweg kann man ein Stück des Gurkenradweges nehmen. Die Strecke ist mit 19 Kilometern etwas länger als der Hinweg, landschaftlich aber eine Abwechslung. Man fährt von Schlepzig auf der wenig befahrenen Straße vier Kilometer nach Krausnick, dort in Richtung Schönwalde und biegt circa einen Kilometer hinter dem Ortsende links auf einen asphahltierten Wirtschaftsweg Richtung Lübben ein. Er ist mit einem Hinweisschild gekennzeichnet. Der Radweg führt nun durch den dichten Wald schnurstracks zu dem Weiler Lubholz und nach Lübben. Wer noch nie dort war, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen, ist hier richtig. In Lübben kehrt man zurück zum Ausgangspunkt oder nimmt den Weg zum Bahnhof.

Länge: 32 km

Fahrradtour Lübben-Schlepzig

Von Lübben nach Schlepzig

Eine Fahrradtour nach Ribbeck zum alten Birnbaum

Hochzeitspaar vor dem Schlosshotel in Ribbeck

Hochzeitspaar vor dem Schlosshotel in Ribbeck                                             Foto: Link

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland / Ein Birnbaum in seinem Garten stand…Das Gedicht von Theodor Fontane über den kinderfreundlichen Gutsbesitzer dürfte fast jedes Schulkind kennen. Vielleicht ist das ein Grund, einmal eine Fahrradtour in den Ort circa 50 Kilometer westlich von Berlin zu unternehmen. Ribbeck hat sich richtig herausgeputzt. Es gibt ein hübsches Schloss, eine kleine Kirche (in der gerne Hochzeiten gefeiert werden), Cafés, einen Hofladen und auf dem ehemaligen Gut des Herrn von Ribbeck sind liebevoll Einrichtungen von damals wiederhergestellt worden: die Malschule, ein Klassenzimmer, das Theater, die Ribbecksche Brennerei. Zudem gibt es einen Kinderbauernhof. Also: Gründe genug für einen Familienausflug.

Von Spandau (38 km) oder Nauen nach Ribbeck

Leute mit guter Kondition starten am Bahnhof Spandau und fahren die 38 Kilometer nach Ribbeck, wer es gemütllicher angehen will oder Kinder im Tross hat, fährt mit dem Regionalzug nach Nauen und nimmt von dort die rund 12 Kilometer unter die Räder. In Spandau hält man sich auf der Seegefelder Straße, biegt rechts in die Zeppelinstraße und nach circa 400 Meter links in den Spekteweg. Durch den Grünzug fährt man knapp fünf Kilometer Richtung Falkensee, bis man auf die Spandauer Straße stößt. Hier biegt man links ein und folgt der Straße. Sie ist leider viel befahren, das wird aber besser, wenn man Falkensee hinter sich gelassen hat. Über die Landstraße 201/202 fährt man nach Nauen weiter. Ich war an einem Samstag unterwegs, der Verkehr hielt sich sehr in Grenzen.

Hofladen in Ribbeck

Der kleine Hofladen auf Gut Ribbeck   Foto: Link

Radweg ab Nauen (12 km)

Ab Nauen gibt es dann einen schönen Fahrradweg parallel zur Landstraße über die Dörfer Lietzow und Berge nach Ribbeck. Er ist durchgehend asphaltiert und verläuft durch Felder, zum Teil fährt man sogar im Schatten hoher Bäume. Der Weg endet in Ribbeck, man biegt links ab und ist im Nu auf dem Dorfanger.

Das Dorf Ribbeck

Das Dorf hat sich für seine Besucher in den vergangenen Jahr schön gemacht. Gleich am Dorfanger wartet das kleine Café in der Alten Schule auf den Radler. Bei schönem Wetter sitzt man unter Bäumen im Freien. Im Café Theodor nebenan gibt es neben Kaffee und Kuchen einen Spielplatz, und im ehemaligen Waschhaus ist ein hübscher Hofladen. Ribbecker Birnentorte ist eine Spezialität, neben alten Alltagsgegenständen findet man alle möglichen Produkte rund um die Birne. Einen Besuch wert ist die kleine Dorfkirche. Sie ist bei Hochzeiten sehr beliebt. Schön ist auch der Park rund um das Schloss Ribbeck, dessen Sanierung mit öffentlichen Mitteln im Jahr 2009 abgeschlossen wurde. Im Innern befindet sich ein kleines Museum (3 Euro, tgl. 10–17 Uhr), das an die Geschichte des Hauses im Spiegel der Werke Theodor Fontanes erinnert. Zurück nach Nauen nimmt man den gleichen Weg. Züge nach Berlin verkehren im 30-Minuten-Takt.

Von Spandau nach Ribbeck

Von Spandau nach Ribbeck

Fahrradtour: Havelchaussee und Kronprinzessinenweg

Gipfel der Anstrengung: der Grunewaldturm an der Havelchaussee

Gipfel der Anstrengung: der Grunewaldturm an der Havelchaussee

Das Gute liegt meist näher als man denkt. Das fiel mir dieser Tage bei einer Fahrt über die Havelchaussee auf. Es ist nahezu die einzige „Bergstrecke“, die Berlin bietet (na ja, manche führen da noch den Weinbergsweg in Mitte an), und wenn man nicht ausgerechnet an einem Sonntag fährt, ist es dort auch ziemlich ruhig. Wer also einmal wieder seine Waden spüren will beim Spurt hoch zum „Willi“ – wie in Rennradlerkreisen der Grunewaldturm genannt wird –, der ist hier genau richtig. Wenn man von der Spinnerbrücke aus die Havelchaussee hochfährt, kommt hinter der Liper Bucht eine längere Steigung, die für besagte Muskeltraining geeignet ist. Für „Alpinisten“ ist das zwar keine Herausforderung, für Flachland-Berliner aber vielleicht schon. Und ich habe da auch schon Familien gesehen. Also: Nur tapfer ran!

Biergarten am Grunewaldturm

Man kann die Strecke aber auch ganz entspannt angehen und sich den schönen Biergarten  am Grunewaldturm als Ziel aussuchen. Oder dort eine Pause machen und abkühlen von der schweißtreibenden Auffahrt auf den Berg an der Havel. Will sagen: Die Straße  ist einfach schön, der Biergarten auch, zur Belohnung geht es auf beiden Seiten von dort oben dann bergab – was will man mehr?

Rückweg über Havelchaussee zum  das Olympiastadion

Um aus der Stecke eine Rundttour zu machen, kann man über Glockenturmstraße, Olympiastadion, die Siedlung Eichkamp und den Kronprinzessinnenweg wieder zum Ausgangspunkt an der Spinnerbrücke zurückfahren. An der Glockenturmstraße wird es noch einmal etwas hügelig, aber das kennen wir ja schon. Oder man steigt am S-Bahnhof Heerstraße in ein öffentliches Verkehrsmittel (wenn eine Familie unterwegs war und sich Erschöpfungszustände bemerkbar machen sollten).

Die Tour über die Havelchaussee und den Kronprinzessinnenweg

Die Tour über die Havelchaussee und den Kronprinzessinnenweg

Länge: ca. 30 km

Der Berliner Mauerweg

Berliner Mauerweg

Mauerweg in Steinstücken, links ein Mast mit dem Schild „Mauerweg“

Der Berliner Mauerweg ist eine interessante Möglichkeit, die jüngere Geschichte Berlins kennenzulernen. Er führt auf einer Strecke von 160 Kilometern um das ehemalige West-Berlin. Er ist in 14 Etappen eingeteilt, die alle gut mit öffentlichenVerkehrsmitteln erreichbar sind. So kann man an jeder Etappe „einsteigen“ und das für einen selbst passende Stück zurücklegen. Man muss den Weg also nicht an einem Stück abfahren, sondern kann ihn „portionieren“.

Der Berliner Mauerweg

Der Mauerweg wurde vom Berliner Senat zwischen 2002 und 2006 als Rad- und Wanderroute auf dem ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer angelegt. Er ist für Radfahrer und Wanderer gleichermaßen geeignet. Er verläuft teils auf dem ehemaligen Kolonnenweg der DDR-Grenzposten, teils auf einem alten Berliner Zollweg. Seine Oberfläche wechselt: mal ist es Asphalt, mal Schotter, mal ist es ein Erdweg. Ausgeschildert ist er mit kleinen Täfelchen „Berliner Mauerweg“. Eine Karte kann aber nicht schaden, an manchen Stellen findet man die Hinweise einfach nicht.

Geschichte der Mauer und Erinnerung an die Erschossenen

Das Interessante am Berliner Mauerweg ist der Umstand, dass er nicht nur eine hübsche Umfahrung West-Berlins und eine Fahrt entlang der einstigen Nahtstelle zwischen West und Ost in der Innenstadt bietet, sondern dass man auch einiges über die Geschichte der Teilung erfährt. So werden an informations-Stelen immer wieder historische Ereignisse an der jeweiligen Stelle der ehemaligen Mauer erklärt, und an 29 Stellen wird an die Toten erinnert, die von den DDR-Grenzsoldaten hier erschossen wurden.

Die Etappen des Mauerwegs

1. Vom Potsdamer Platz zur Warschauer Straße

  • Innenstadtroute mit vielen Gedenkstellen wie die für Peter Fechter, Länge 7 km

2. Warschauer Straße bis Schöneweide

  • Stadtroute mit einem alten DDR-Wachturm, 13 km

3. Schöneweide bis Schönefeld

  • Stadtrandtour mit Resten der Hinterlandmauer in Rudow, 6 km

4. Schönefeld bis Lichtenrade

  • Rechts Stadt, links viel Landschaft, 16 km

5. Lichtenrade bis Lichterfelde-Süd

  • Mit der Geisterstadt „Parks Range“, in der die US-Armee den Stadtkampf übte, 12 km

6. Lichterfelde-Süd bis Griebnitzsee

  • Natur satt, der grasbewachsene Ex-Übergang Dreiliinden, Gras auf der Autobahn, 17 km

7. Griebnitzsee nach Wannsee

  • Sehr schöne Etappe an der „Potsdamer Flusslandschaft“, mit der Agentenbrücke, 12 km

Informations-Stelen in Steinstücken

Informations-Stelen in Steinstücken

 

 

 

 

 

 

8. Von Wannsee nach Staaken

  • Schiffspassage nach Kladow über den Wannsee, durch Spandau, 21 km

9. Von Staaken nach Hennigsdorf

  • Spandauer Forst, Enklave Eiskeller und Arbeiterstadt Hennigsdorf, 20 km

10. Von Hennigsdorf nach Hohen Neuendorf

  • Brandenburger Heide, 12 km

11. Von hohen Neuendorf nach Hermsdorf

  • Berlin-Nord, dörfliche Idylle und die Enklave „Entenschnabel“, 6 km

12. Von Hermsdorf zur Wollankstraße

  • Durch Lübars mit Bauernhöfen in die Stadt, 15 km

13. Wollankstraße bis Nordbahnhof

Gedenkstätte Berliner Mauer und die berühmte Bornholmer Brücke, auf der die Mauer am 9. November 1989 zuerst aufging, 5 km

14. Nordbahnhof bis Potsdamer Platz

Sightseeing pur mit Kanzleramt, Parlaments- und Regierungsviertel, Brandenburger Tor und Potsdamer Platz, 7 km

Mehr Informationen zum Mauerweg und den einzelnen Etappen gibt es hier

Fahrradtour zur Liebermann-Villa am Wannsee

Liebermann-Villa in Wannsee

Die Liebermann-Villa am Wannsee

Fürs Wochenende empfehle ich eine kleine Fahrradtour zur Liebermann-Villa am Wannsee. Dort ist derzeit die kleine, feine Ausstellung „Liebermann und van Gogh“ zu sehen. Sie handelt davon, dass beide Maler in einer Phase ihres Schaffens ganz ähnliche Motive darstellten, nämlich das Landleben in den Niederlanden. Das war Anfang der 1880er-Jahre. Obwohl sich beide Künstler nie trafen, sind ihre Themen und Motive verblüffend ähnlich: Szenen häuslicher Handarbeit in den Heimwerkstätten der Weber, Näherinnen am Fenster, Porträts. Die Ausstellung stellt die Bilder der beiden Maler gegenüber, die Erklärungen geben einen guten Einblick in die parallelen Phasen der Künstler. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 10. August 2015.

Von Zehlendorf nach Wannsee

Wir starten in Zehlendorf-Mitte und fahren auf der Sven-Hedin-Straße bis zum Mexikoplatz. Hinter der S-Bahn-Unterführung biegen wir rechts in die Matterhornstraße ein und folgen ihr immer geradeaus, bis sie auf die Spanische Allee stößt. Meist ist hier nicht viel Verkehr, sodass man ganz angenehm radeln kann. Der Spanischen Allee folgen wir bis über die Avus und biegen hinter der Spinnerbrücke links Richtung Wannsee ab. Hier nimmt man am besten den Radweg, weil der Verkehr dichter wird. Wir fahren am S-Bahnhof Wannsee vorbei und biegen in die Königsstraße ein. Dann nehmen wir die erste Straße nach rechts, die Straße Am Wannsee. Sie ist etwas enger und holprig. Nach circa einem Kilometer befindet sich die Liebermann-Villa auf der rechten Seite.

 

Von Zehlendorf-Mitte nach Wannsee     Google Maps

Von Zehlendorf-Mitte nach Wannsee Google Maps

 

 

 

 

 

 

 

Zurück nimmt man den gleichen Weg, wer lieber die S-Bahn nimmt, kann am S-Bahnhof Wannsee in die S 1 steigen.

Länge: ca. 10 km

  • Liebermann-Villa am Wannsee, Colomierstr. 3, 14109 Berlin, Tel. 030 / 80 58 59 00, tgl. außer Di. 10–18 Uhr, Do/so/feiertags 10–19 Uhr, 7/4 Euro

Fahrradtour zur Meierei in Potsdam

Neue Meierei Potsdam

Blick auf die Neue Meierei in Potsdam von der Ostseite des Neuen Sees

Einen hübscheren Ort als Ziel einer kleineren Fahrradtour gibt es kaum: Die Meierei in Potsdam am Neuen See ist nicht nur wunderschön gelegen, sie bietet auch gastronomisch einiges, und das Panorama sucht seinesgleichen. An diesem Wochenende kommt hinzu: Die Meierei beteiligt sicher an der Berlin Beer Week vom 13. bis 20. Juni 2015. Am Sonntag (14. Juni) gibt es eine Wassertaxifahrt von der Braumanufaktur zur Meierei, um 16 Uhr findet ein moderierter Brauerstammtisch in der Meierei statt. Grund genug für einen kleinen Ausflug nach Potsdam.

Von Zehlendorf in die Meierei

Wir starten in Zehlendorf-Mitte und fahren über die Schützallee und die  Sven-Hedin-Straße zum Mexikoplatz. Dort biegen wir in die Matterhornstraße ein, gelangen auf die Spanische Allee und biegen auf der „Spinnerbrücke“, dem Zentraltreff aller Motorradverrückten östlich der Elbe, nach links Richtung Wannsee ab. Wer die kürzere Strecke nehmen will, radelt nun auf dem Radweg durch Wannsee hindurch Richtung Glienicker Brücke. Wer die schönere, aber etwas längere Strecke nehmen will, biegt in Wannsee-Mitte rechts in die Pfaueninselschaussee ein. Sie führt zunächst circa einen Kilometer bergan, dann kann man aber eine schöne Abfahrt genießen, die hinunter an die Havel führt. Vorbei am Gasthaus „Zur Pfaueninsel“ fahren wir am Wasser entlang, man muss sich den gut asphaltierten Weg aber mit zahlreichen Spaziergängern teilen – also: vorsichtig fahren.

Glienicker Brücke, Neuer Garten

Gleich hinter der Glienicker Brücke biegt man rechts ab und folgt dem Fahrradweg-Zeichen zum Neuen Garten. Nun ist die Wegoberfläche feiner Schotter. Man bleibt auf dem Weg, der parallel zum Ufer am Neuen See entlangführt und schließlich bei der  Meierei endet.

Von Zehlendorf zur Meierei am Neuen See in Potsdam   Google Maps

Von Zehlendorf zur Meierei am Neuen See in Potsdam Google Maps

Kurze Strecke: ca. 15 km

Längere Strecke 17,5 km