Beim Kauf eines neuen Fahrrades im März 2019 wollte unser Sohn Lucas ein möglichst sorgenfreies Modell für die Stadt haben. Das Rad sollte einen Stahlrahmen – wegen der Bequemlichkeit des Fahrens -, einen Nabendynamo und eine Nabenschaltung haben. Nach einigem Herumstöbern war ein Modell gefunden. Ein Stahlrad mit Nabenschaltung, Dynamo und Felgenbremse im Schaufenster eines Fahrradladens in Wilmersdorf hatte es ihm angetan. Ein Modell mit einer Shimano Nexus Nabe mit acht Gängen.
Shimano Nexus Nabe: Sturz nach Schaltungsversagen
Die Freude währte kurz, denn bald schon musste das Rad wieder zum Händler zurück: Die Schaltung ruckelte, die Kette lief nicht sauber auf dem Ritzel. Der Händler sagte, er habe die Schaltung etwas nachstellen müssen, das sei mehr oder weniger normal. In den kommenden fünf Monaten versah die Shimano Nexus Nabe klaglos ihren Dienst.
Sturz in Amsterdam
Lucas zog dann für ein Jahr samt Rad wegen eines Masterstudiums nach Amsterdam. Von dort erreichte uns Mitte Oktober eine schauerliche Nachricht: Auf dem Weg zur Uni war er urplötzlich frontal vom Fahrrad gestürzt. Neben aufgeschrammter Nase und Lippe waren dabei seine beiden Schneidezähne zur Hälfte abgebrochen. Die Shimano Nexus Nabenschaltung hatte versagt.
Beim Sturz Zähne abgebrochen
Das war passiert: Lucas trat nach einem Stopp kräftig in die Pedale – ins Leere. Dadurch fiel er kopfüber über den Lenker direkt auf sein Gesicht. Kurze Zeit lag Lucas bewusstlos auf der Straße. Ein Passant rief einen Rettungswagen. Ein Notarzt versorgte ihn, in einer Zahnklinik wurden die Wunden im Gebiss gereinigt, einige Tage später bekam er auf seine Restzähne ein Provisorium geklebt. Hoffnung: Die Wurzeln könnten heil geblieben sein.
Kette gesprungen – Nabe blockiert
Als Lucas sein Fahrrad am Tag nach dem Unfall untersucht, stellt er fest, dass die Kette abgesprungen ist. Nach nur einem knappen halben Jahr Nutzungsdauer ist das ungewöhnlich. Lucas fädelt die Kette ein und fährt zunächst weiter. Einige Tage später versagt die Nexus Nabe ihren Dienst dann völlig. Das Hinterrad blockiert, am Gehäuse war ein Plastikring abgeplatzt. Einstellen geht nicht mehr, die Nabe ist hinüber.
Händler wundert sich
Ich suche den Händler auf, bei dem Lucas sein Rad gekauft hat, schildere ihm den Unfallhergang. Er äußert Bedauern. Eine Ferndiagnose will er aber nicht abgeben. Er müsse sich das Hinterrad ansehen, vorher könne er nichts sagen.
Einen interessanten Hinweis gibt mir der Fahrradhändler meines Vertrauens: 2016/2017 habe es zahlreiche Probleme mit Shimano Nexus Naben gegeben, die bei ihm verkauft wurden. Die Schaltung sei zuerst ruckelig gewesen – wie bei Lucas Fahrrad – bis sich das Rad nicht mehr gedreht habe. Reparaturen hätten nichts genutzt – man habe schließlich eine größere Menge der Räder – ich meine, er sprach von ca. 30 Stück – mit neuen Naben ausgestattet. Daraufhin hätten sich seine Kunden nicht mehr beschweren müssen.
Alte Teile an einem neuen Fahrrad?
Meine Vermutung ist nun: An dem angeblich neuen Fahrrad von Lucas befanden sich ältere Teile – eine Shimano Nexus Nabe aus dem Jahr 2016/2017. Indirekt bestätigte dies der Händler, indem er sagte, er baue die Räder selbst zusammen und schaue dabei, woher er die Teile „möglichst billig“ bekomme. Nun muss ein Händler ja nicht die Qualitätskontrolle für einen Teile-Lieferanten (Shimano) durchführen – dass man aber vielleicht alte Schaltungen in ein neues Fahrrad einbaut, finde ich schon mehr als befremdlich. Hinzu kommt: Wenn sich eine Kette nach einem halben Jahr Benutzung, wie in Lucas Fall, so gelängt hat, dass sie vom Ritzel springt, kann es kein Qualitätsprodukt gewesen sein.
Das Problem unseres Sohnes ist offenbar kein Einzelfall, wie man in diversen Foren nachlesen kann, unter anderem hier oder auch hier.
Fazit: Beim Fahrradkauf empfiehlt es sich, mindestens auch zu fragen, wie alt die verbauten Teile eigentlich sind.