Der spektakuläre Vorschlag, unter der U-Bahnlinie 1 eine Radbahn anzulegen, hat in der Öffentlichkeit für erhebliche Aufmerksamkeit gesorgt. Eine knapp neun Kilometer lange Radwegstrecke könnte so vom Bahnhof Zoo bis zur Warschauer Brücke in Friedrichshain entstehen. Sie wäre nur für Radfahrer reserviert, ein Traum für jeden, der zwischen der City-West und der City-Ost unterwegs ist: Kaum kreuzende Autos, keine Fußgänger, keine Gefährdung durch Autofahrer, die beim Überholen weder den Abstand zum Radler einhalten noch ihn beim Abbiegengefährden.
Die Strecke
Die Strecke soll von der Warschauer Straße über das Schlesische Tor, den Görlitzer Park, das Kottbusser Tor und die Skalitzer Straße zum Halleschen Tor führen, an der Möckernbrücke den Landwehrkanal überqueren und über Bülowstraße, Nollendrofplatz und Wittenbergplatz zum Bahnhof Zoologischer Garten führen.
80 Prozent der Strecke, so die Initiatoren – ein achtköpfiges Team aus Stadtplanern, Architekten, Projektentwicklern und Kulturmanagern – seien benutzbar, auch wenn die Wege aus einem Dornröschenschlaf aufgeweckt werden müssten. Der Rest stelle „Herausforderungen“ dar: Kreuzungsbereiche müssten geschaffen werden, über den Landwehrkanal müsste der Weg auf eine Brücke gelegt werden. An manchen Stellen gibt es U-Bahn-Aufgänge, die mitten auf der Radbahn nach oben führen.
Cafés, Biergarten, Werkstätten
Der weitgehend überdachte Radweg soll zudem an einigen Stellen Aufenthaltsqualität mit Cafés oder Shops bekommen. So könnten nach ihren Vorstellungen Biergärten, Cafés oder Fahrrad-Werkstätten entlang der Piste entstehen. Die Initiatoren wollen mit ihrem Projekt nicht nur bequemes Radfahren auf einer längeren Strecke quer durch Berlin ermöglichen, sondern auch ein Zeichen setzen: Berlin ist eine radfahrerfreundliche Stadt.
ADFC sieht ungeklärte Probleme
Der ADFC begrüßt zwar grundsätzliche alle Ideen, die Radfahren in Berlin sicherer machen, sieht aber ungeklärte Fragen bei dem Projekt. So sei die Trasse unter der Hochbahn zu schmal: Zwischen den Ständern, auf denen sie aufliegt, seien nur zwei Meter Abstand. Gefordert seien aber 3,50 Meter, damit Platz für das Überholen oder den Gegenverkehr ist. Dann seien an den U-Bahn-Aufgängen Konflikte mit Fußgängern vorprogrammiert, und an manchen Stellen – etwa am Kottbusser Tor – kann sich der Verband eine sinnvolle Verkehrsführung der Radbahn kaum vorstellen.
An Kreuzungsbereichen müssten zudem Rampen für ein- und ausscherende Radfahrer gebaut werden, wo das Wasser überquert wird, müsste die Trasse so hoch verlegt werden, dass Schiffe darunter passieren könnten. Zudem gibt der ADFC zu bedenken, dass die Zahl der Radler, die so eine Strecke in Gänze befahren, relativ gering sei im Vergleich mit jenen, die nur ein Teilstück davon nutzten, ein- oder ausscherten oder die Trasse queren wollten.
Mehr Informationen über das Projekt gibt es hier.