Jetzt hat es mich erwischt. Jahrelang habe ich ja ausgeschlossen, dass ich einmal vom Rad fallen könnte. Aber nun ist es passiert. Es scheint wohl doch eher so zu sein: Wer nie gestürzt ist, ist nie Rennrad gefahren. Es war im Kreisverkehr. In Güterfeld, südlich von Berlin, ein sonniger Samstagmorgen. Ich fahre in den Kreisverkehr rein, sehe vor mir etwas auf dem Asphalt liegen, was mir fremd vorkommt und halte es für einen Moment für Sand, merke aber, dass es Getreidekörner sind, und kann nur noch denken: „Jetzt stürzt du“. Da war es auch schon passiert. Ausgerutscht auf einer Spur von Getreidekörnern, die sich auf einem Meter Breite am Fahrbahnrand verteilt hatten. Ellbogen aufgeschlagen, Knie ebenso, Hüfte auch, Lenker verbogen, Griffband etwas eingerissen.
Wo gibt es Wasser in Brandenburg
Die Verletzungen waren nicht so schlimm, ich konnte weiterfahren, den Lenker wieder richten. Was wirklich niederschmetternd war, war der Umstand, dass an einem Samstagvormittag in diesem gottverlassenen Brandenburg keine Kneipe in einem Umkreis von 20 Kilometern offen hatte, wo ich mir das Blut an einem Wasserhahn hätte abwaschen können. Kein Wunder, dass über Landflucht geklagt wird. Die sind hier wahrscheinlich alle längst verdurstet! Erst beim Bäcker in Blankensee gab’s dann einen Wasserhahn. Da war das Blut aber schon verkrustet.