Ich muss gestehen, dass ich gelegentlich auch die S-Bahn benutze. Wenn das Wetter mal wieder allzu schlecht ist für eine trockene Heimfahrt, wenn familiäre Pflichten den Wunsch nach ungestörten 45 Minuten Radfahren auf dem Heimweg überlagern, wenn die Zeit drängt und der Weg noch weit ist. Meist besteige ich dann mit schlechtem Gewissen das Abteil und hoffe auf Nachsicht der Reisenden – Fahrräder sind gerade im Feierabendverkehr ungern gesehene Platzverschwender. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich mehrere S-Bahnen passieren ließ, weil mich die mürrischen Blicke der Fahrgäste abschreckten.
Und dann das: Als wäre die S-Bahn nicht schon genug damit beschäftigt, ihren Betrieb aufrecht zu erhalten, protzt sie nun mit einem Luxus-Service. Mit einem Sessel für die Passagiere. So gesehen am vergangenen Freitag auf der Linie S 1. Aus schönem Holz mit geschwungenen Beinen, einem Polster aus Brokat-Imitat und geflochtenem Rücken- und Seitenteilen. Neidisch blickte ich auf den Thron, er war außerhalb seiner Reichweite. Und schwor mir innerlich: Wenn hier Platz für so viel Luxus ist, dann muss beim nächsten Regenwetter auch Platz für mich und ein Fahrrad sein.