Fahrradtour ins Havelland

Hervorgehoben

Blick von der Fähre in Phoeben auf die Havel Foto: Link

Das warme Frühlingswetter lädt geradezu ein, die Stadt zu verlassen und eine längere Tour im Berliner Umland zu machen. Ich muss gestehen: Von Januar bis etwa Mitte April hat mich das kalte, windige Wetter dazu überhaupt nicht gereizt. Aber jetzt sieht die Sache anders aus. Also, ab aufs Rennrad, und los geht’s zu einer Fahrradtour ins Havelland.

Pfaueninsel, Glinicker Brücke und Potsdam

Wir fahren zunächst nach Wannsee und biegen am Ortsende rechts in den Wald ab Richtung Pfaueninsel. Es geht leicht bergan – und wenn wir Glück haben begegnen wir nicht dem alten Stink-Diesel der BVG-Linie 218. Warum die Verkehrsbetriebe ausgerechnet in Naherholungsgebieten ihre alten Motoren einsetzen, verstehe, wer will. Am „Wirtshaus zur Pfaueninsel“ vorbei fahren wir auf dem asphaltierten Weg parallel zum Wasser bis zur Glienicker Brücke. Das ist eine besonders schöne Passage, die Bäume spenden Schatten und geben immer wieder den Blick aufs Wasser frei. Von der Glienicker Brücke geht es weiter nach Potsdam Richtung Sanssouci / Bornim. Wir fahren am Bornstedter Feld vorbei – wem hier schon nach einer Pause zumut ist, der besucht das Krongut Bornstedt mit seinem Brauhaus. Ansonsten radeln wir weiter und benutzen am Ortsende von Bornim den Radweg parallel zur Marquardter Chaussee.

Schloss Marquardt

Kurz hinter dem Sacrow-Paretzer Kanal können wir links auf die Kopfsteinpflaster-Passage nach Marquradt abbiegen. Mitten im Ort nistet ein Storchenpaar auf seinem Horst. Der Ort am Schlänitzsee bietet darüber hinaus ein in die Jahre gekommenes „Schloss“, das seit Jahren dringend renoviert werden müsste, und einen wunderschönen größeren Park. Wer auf dieser Fahrradtour ins Havelland eine Pause unter Bäumen und am Wasser machen möchte, ist hier genau richtig.

Storchennest in Marquardt
Schloss Marquardt und Park

Fahrradtour ins Havelland

Auf dem Radweg geht es danach weiter Richtung Uetz. Dort müssen wir dann leider auf die Landstraße ausweichen, die uns nach Paretz führt. Von hier ist es nicht mehr weit nach Ketzin. Zwischen Paretz und Ketzin steht auf der rechten Seite die alte Paretzer Mühle. Der Ort und die Mühle blicken auf eine lange Vergangenheit zurück, die Mühle wurde in Eigenarbeit restauriert, ist aber nicht in Betrieb.

Die Paretzer Mühle

Havelfähre bei Phoeben

Ketzin hat einen hübschen alten Dorfkern, am Tourist Office kann man im Schatten eines großen Baumes sitzen, alternativ gibt es eine Gaststätte am Fahrgastanleger. Ketzin war immer schon ein Fischerdorf, im 19. Jahrhundert kamen Ziegeleien, Schiffbauer und eine Zuckerfabrik hinzu. Seit 1939 feiert man das Fischerfest in Ketzin. West-Berlinern war der Ort Vorketzin zu DDR-Zeiten vielleicht ein Bergriff – hier landete einst West-Berliner Müll. Heute wird in Ketzin an der Speicherung von Kohlendioxid im Erdreich geforscht.

Um zur Havelfähre zu gelangen, nimmt man am Ortseingang die Straße nach Phoeben. Der Weg ist durch ein kleines Fahrradzeichen ausgeschildert. Die Fähre fährt vom 1. April bis 30. September täglich von 5.30 bis 20 Uhr, vom 1. Oktober bis 31. März wochentags von 5.30 bis 19 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 9 bis 18 Uhr. Zudem ist jeden 3. Mittwoch im Monat von 9 bis 15 Uhr kein Fahrdienst. Die Überfahrt mit Rad kostet zwei Euro.

Havel-Radweg, Werder, Ferch und Potsdam

Für den Rückweg sollte man kurz hinter dem Fähranleger nach links auf den Haveldeich abbiegen. Er bietet einen wunderbar asphaltierten Radweg durch weite Wiesen, auf denen Wildgänse grasen, es gibt eine kleine Ruhestelle mit Tisch und Bänken – und bei Westwind wird man fast von alleine nach Werder getragen.

Havelradweg auf dem Deich vor Werder

Die Eisenbahnbrücke über die Havel nach Wildpark-West ist derzeit (Mai 2022) für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Wir fahren deshalb über Petzow, Ferch und Caputh um den Schwielowsee herum. Wem noch mal nach einer Pause zumute ist, dem sei der Sanddorn-Garten kurz vor Petzow empfohlen. Der Kirsch- oder Apfelstreuselkuchen ist ein Hammer! Eine Alternative ist die Bootsklause Ferch direkt am See. Bei schönem Blick aufs Wasser kann man sich hier für den restlichen Rückweg stärken.

Blick von der Bootsklause auf den Schwielowsee

Am Seeufer entlang fahren wir dann weiter nach Potsdam. Dort nehmen wir am Bahnhof die Friedrich-List-Straße Richtung Babelsberg, fahren am S-Bahnhof Babelsberg unter der S-Bahnhlinie auf die Stahnsdorfer Straße und gelangen über den Bernhard-Beyer-Weg nach Steinstücken. Hier führt die Route die Route wiederum unter der S-Bahnstrecke hindurch zur Brücke über den Teltowkanal und nach Wannsee. Über die Königstraße, vorbei Am S-Bahnhof Wannsee und den Kronprinzessinnenweg kommen wir schließlich zur „Spinnerbrücke“, dem Treffpunkt der Motorradfahrer aus Berlin und Umgebung. Dann ist es nicht mehr weit zum Mexikoplatz oder Zehlendorf-Mitte.

Länge: ca. 90 km