VeloBerlin 2016: Senats-Auszeichnung und Volksentscheid Fahrrad

Mädchen im Trike auf der Messe VeloBerlin

Ein Mädchen mit einem Trike auf dem Spezialrad-Parcours Foto: VeloBerlin

Auch wenn die Kritik an der Politik in Berlin wegen der schleppenden Umsetzung von fahrradfreundlichen Strategien anhält  –  den Berliner Senat ficht das nicht an. Erstmals verleiht er auf der Messe VeloBerlin (16. und 17. März 2016) seinen traditionellen Preis „Fahrradstadt Berlin“. Der Senat wird zudem seine „Strategie Fahrradparken“ in der Sonderschau „Velo Park & Ride“ präsentieren. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat die Schirmherrschaft über die Messe übernommen, Bausenator Andreas Geisel (SPD) wird sie eröffnen.

„Volksentscheid Fahrrad“

Auch die Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ um den Aktivisten Heinrich Strößenreuther ist auf der Messe aktiv und stellt ihre Positionen für ein Berliner Radverkehrskonzept vor, das diesen Namen auch verdient. Zu den Forderungen gehören unter anderem 350 Kilometer sichere Fahrradstraßen auch für Kinder, mindestens zwei Meter breite Radverkehrsanlagen an Hauptstraßen, transparente und schnelle Mängelbeseitigung oder 100 Kilometer Radschnellwege für Pendler. Ab dem Sommer will die Initiative eine Unterschriftenaktion starten. Wenn 20 000 Unterschriften gesammelt sind, kann ein Volksentscheid über die Gesetzesvorschläge gestartet werden, um den Senat von Berlin auf eine nachhaltige Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur festzulegen.

  • VeloBerlin 2016, Messe Berlin, Eingang Ost. Messedamm 22, 14055 Berlin,  am 16. und 17. März, 10–18 Uhr
  • U 2 Kaiserdamm / Theodor-Heuss-Platz
  • X 34, X 49, M 49, 104, 139, 218, 349
  • S41, S42, S46 bis S-BHF. Messe Nord/ICC, S5, S7, S41, S42, S46, S75 bis S-Bhf. Westkreuz
  • Tageskarte neun Euro

Changers – Punkte sammeln für die Umwelt

Changers-App

Die CO2-Spar-App von Changers

Radfahren ist ja eigentlich eine „grüne“ Sache. Wer Rad fährt, verbraucht kein Benzin und trägt nicht zur Erderwärmung bei. Und das kann man eigentlich belohnen – jeder Radler vor sich selbst und seinem grünen Ego oder auch mit einer App – wir sind ja schließlich im digitalen Zeitalter. Dafür gibt es jetzt eine App von  „Changers“.

Strom selbst erzeugen und CO2-Ausstoß reduzieren

Changers ist ein in Potsdam ansässiges Start-up. Es kam 2011 mit einem Solarmodul auf den Markt, das die stromhungrige Smartphone-Generation mit ihrem grünen Gewissen versöhnen will. Das Modul sammelt Strom und speichert ihn in einem angeschlossenen Lithium-Ionen-Akku. Damit kann man ein Smartphone zweimal aufladen, auch andere Geräte passen dran. Die Ladedauer für den Akku beträgt bei guter Sonneneinstrahlung vier bis fünf Stunden. Damit sich diese Stromerzeugung noch weiter verbreitet, gibt es jetzt die App.

Die App verteilt Bonuspunkte für vermiedenen CO2-Ausstoß

Die App läuft bei verschiedenen Arten der Fortbewegung im Hintergrund mit und berechnet dann den vermiedenen CO2-Ausstoß. Dafür gibt es Pluspunkte, so genannte „Recoins“. Der Berechnung liegt ein durchschnittlicher CO2-Ausstoß von 142 g pro Kilometer zugrunde. Ein Radfahrer spart zum Beispiel soviel CO2 pro Kilometer und bekommt dafür einen „Recoin“. Wer mit dem Bus oder der Bahn fährt, spart 57 g CO2 pro Kilometer – für fünf Kilometer gibt es einen „Recoin“. Autofahrer und Flugzeugbenutzer erhalten keine Recoins. Die App gibt es App-Store und im Google Play Store.

Eigene Umweltbilanz erstellen

Nun muss man die Vermessung nicht ins Endlose treiben – was mir als Radler aber eine gewisse Sympathie abnötigte, ist, dass man seine CO2-Einsparung addieren kann. Wenn man so will: Man kann seine eigene Umweltbilanz erstellen. Hinzu kommt, dass man seine Recoins mit anderen vergleichen kann. Changers hat nämlich auch eine Community, man sieht stets, an welcher Stelle der CO2-Einsparung man in der Community liegt, und, wichtiger, man merkt: Man ist nicht allein auf der Welt und seinem Wunsch, den CO2-Ausstoß zu senken. Das Ganze lässt sich auch noch mit Klimazertifikaten ausbauen, aber so weit will ich gar nicht gehen.

 Solar-Panel und Akku

Solar-Panel und Akku

Solar-Panel und Akku

Das Solar-Panel von Changers ist 35 mal 20 Zentimeter groß, auf einer elastischen Grundfläche aufgebracht und mit zwei Saugnäpfen versehen. Damit kann man es zum Aufladen am Fenster festkleben, man kann es aber auch auf den Rucksack schnallen und während der Fahrt aufladen lassen. Das Panel kann mit einem etwa 1,20 Meter langen Kabel mit dem Akku verbunden werden. Ein Ladezyklus dauert vier bis fünf Stunden. Das Handy (oder ein anderes Gerät) kann während des Ladens des Akkus schon angeschlossen werden. Mitgeliefert werden erfreulich viele Handy-Anschlüsse, auch für ältere Nokia oder Sony-Modelle. Der Akku fast ca. 4400 Miiliampere. Ich habe das Panel auf einer Radtour ausprobiert und war sehr angetan. Sowohl Stromgewinnung als auch Handy-Aufladung funktionieren bestens – vorausgesetzt natürlich, man hat Sonne. Und Eindruck schindet man damit auch: Wer hat schon sein eigenes Solarkraftwerk auf dem Fahrrad dabei?

Entspannt zur Arbeit

Menschen, die mit dem Rad zur Arbeit kommen, sind entspannter als jene, die mit dem Auto fahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Langzeitstudie der Universität East Anglia in Norwich, aus der das aktuelle Magazin TOUR zitiert (12/2014, S. 54). Die Wirkungen seien umso deutlicher, je länger die Pendler mit dem Rad unterwegs seien. Befragt worden waren 18 000 Engländer im Alter von 18 bis 65 Jahren.

Ufa-Fabrik verlost Karten für das Fahrradkino

Ein bisschen um die Ecke gedacht ist dieser Einsatz in der Ufa-Fabrik ja schon: Mit selbst erzeugtem Strom wird in dem Kulturzentrum am 17. September der Dokumentarfilm „Trashed – No Place for Waste“ in deutscher Fassung aufgeführt. Im Film geht es um die weltweite Verbreitung von Plastikmüll. Die Hauptfigur, Oscar-Preisträger Jeremy Irons, geht darin der Spur von Plastikabfall aus unserem Alltag nach. Das Problem ist, dass Plastik nicht verschwindet – das Material findet sich von Island bis Indonesien, nicht nur auf Müllplätzen, sondern auch auf Wiesen, in Wäldern und im Meer. Im Anschluss an den Film findet eine Diskussion über Plastikgebrauch und Plastikvermeidung statt.

Verlosung von Freikarten

Um das grüne Gewissen beim Anschauen des Films zu pflegen, wird der dafür nötige Strom von strampelnden Waden erzeugt. Zehn Personen werden dafür gebraucht, die am Ende eine kleine Belohnung erhalten. Die Ufa-Fabrik verlost hiermit 3 mal 2 Freikarten für Stromerzeuger. Die ersten Kommentare, die auf diesen Beitrag eingehen, gewinnen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

  • „Trashed – No Place for Waste“, Ufa-Fabrik, Viktoriastr. 10–18, 12105 Berlin
  • Tel. 030 / 75 50 30, am 17. Sept., 20 Uhr, Eintritt 10/6 Euro