Die Kantstraße – für Radfahrer eine Katastrophe

Radfahrer sind auf der Kantstraße nicht vorgesehen

Radfahrer sind auf der Kantstraße nicht vorgesehen

In dieser Woche musste ich einmal die Kantstraße befahren. Ein Erlebnis, das man eigentlich seinem ärgsten Feind nicht wünscht. Dazu muss ich sagen, ich bin durchaus Kummer auf der Straße gewohnt. Dass man als Radfahrer in Berlin mindestens einmal am Tag beleidigt wird, gehört ja gewissermaßen zu den stillen Auszeichnungen, die sich jeder erwirbt, der in der Hauptstadt Rad fährt. Ich bin auch nicht zimperlich, was den Verkehr und die schlechten Fahrbahnen anbelangt. Aber die Kantstraße hat mich das Fürchten gelehrt.

Rücksichtslose Hetze und kein Fahrradstreifen

Die Straße hat zwei relativ schmale Fahrspuren, wovon eine fast immer von irgendeinem Lieferwagen blockiert wird, und keinen Fahrradstreifen. Es bleibt einem nichts übrig, als die Straße zu benutzen. Dort sitzen einem aber die Autos im Nacken. Am besten ist es, man fährt mitten auf der Straße und zieht sich den Zorn der hupenden Autofahrer zu. Und überall da, wo ein Lieferwagen die rechte Spur blockiert, ist es schon ein Kunststück, auf die linke Fahrspur einzuschwenken, um daran vorbei zu kommen.

Die Kantstraße – eine Katastrophe für Radfahrer

Man kämpft gegen die Autos, schlängelt sich am Lieferverkehr vorbei, wird äußerst knapp überholt, dann angemeckert, und wer in dem Gedränge nicht mitschwimmt, hat schon verloren. Ich kann nicht verstehen, dass die Verkehrsplaner hier nicht schon längst eingegriffen haben. Es ist im Grunde organisierte Verantwortungslosigkeit, was hier geschieht, besser: nicht geschieht. Man sollte sofort eine Spur in jeder Richtung für Radler und meinetwegen Lieferverkehr reservieren. Der Sicherheit wäre damit auf jeden Fall gedient. Im momentanen Zustand hat man auf der Kantstraße das Totenhemd an.

Rennrad fahren im Bayerischen Wald

Kirche, Rennrad, Bayerischer Wald

Ein Herrgottswinkel im Bayerischen Wald

In diesem Urlaub war ich im Bayerischen Wald. Ja, ich weiß, das klingt nicht besonders exotisch oder ambitioniert. Aber ich finde, man sollte die Heimat nicht unterschätzen. Vor allem, wenn sie so schön ist, wie das Gebiet zwischen der Donau und der tschechischen Grenze. Ich kann eigentlich nicht sagen, dass ich die Gegend für mich entdeckt hätte. Es ist eher so, dass sie sich mir offenbarte und jeden Tag eine neue hübsche Überraschung präsentierte.

Wo die Feldwege besser sind als Berliner Radwege

Nehmen wir nur mal die so genannte Wirtschaftswege in dieser doch eher verlassenen Gegend. Jeder einzelne stellte noch selbst gute Berliner Radwege in den Schatten. Es war eine Freude, mit dem Rennrad darüber zu sausen – sie waren asphaltiert, gut in Schuss und meist gut ausgeschildert. Schlaglöcher wie auf den Berliner Teststrecken für Zweiräder habe ich keine angetroffen. Eine Freude! Dazu passte auch ein zivilisierteres Verhalten der Autofahrer, wenn ich auf Landstraßen fuhr. Das aggressive Berliner Gehupe, diese elende Rechthaberei auf vier Rädern habe ich keinen Tag vermisst.

Rennrad fahren im Bayerischen Wald

Die Strecken sind natürlich hügelig – es heißt nicht „Bayerisches Flachland“. Meist sind die Anstiege aber nicht länger als zwei, drei Kilometer, und man darf sich sicher sein, dass es oben jedes Mal bergab geht. Dieses Auf und Ab zeiht sich durch eine liebliche Landschaft, die einem einfach gefallen muss. Da gibt es stille Herrgottswinkel und sanft geschwungene Wiesen mit einem See mittendrin, man fährt durch Wald und über kleine Seitenstraßen, auf denen einem nur selten ein Auto begegnet. Ich habe Rehe gesehen, Heu gerochen und die Vögel sangen für mich, und wenn es gar zu heiß wurde, war mit Sicherheit ein Biergarten oder zumindest ein Lokal nicht weit.

Landschaft bei Spiegelau

Landschaft bei Spiegelau

 

 

 

 

 

 

 

Gute Karten und Komoot

Einen Haken hat der Bayerische Wald für Rennradfahrer: Die von den Tourismusverbänden ausgewiesenen Radwegen sind meist eher etwas für Mountainbiker als für Rennradfahrer. Ich habe daher „Kompass“-Karten und der besten Fahrrad-App vertraut, die es meines Erachtens gibt: Komoot. Mit beiden Hilfsmitteln kam ich immer auf befahrbaren Wegen ans Ziel. Auch wenn ich einmal absteigen musste, um einen kleinen Bach auf einer Holzbrücke zu überqueren. Die Streckenlängen waren moderat – 50 bis 60 Kilometer am Tag.

Hier musste ich eine kleine Brücke nehmen

Hier musste ich eine kleine Brücke nehmen

 

 

 

 

 

 

 

Das Revier um Spiegelau im Bayerischen Wald

Das Revier um Spiegelau im Bayerischen Wald

Fahrradkette wechseln

Kettenlehre auf Fahrradkette

Wenn die Kettenlehre flach aufliegt, ist die Kette verschlissen                        Foto: Link


Auch das kommt in einem Fahrradleben vor: Die Kette muss gewechselt werden, weil sie zu lang geworden ist. Die Kette steht mächtig unter Druck, in der Stadt, wo man oft anfahren muss, mehr als beim gemütlichen Dahingleiten auf langen Strecken ohne Stopp oder ohne Ampeln.

Woran man erkennt, dass die Kette gewechselt werden muss

Erstes Anzeichen für einen Kettenverschleiß ist meist ein rauher Lauf der Kette. Ob sie verschlissen ist, prüft man am besten mit einer Kettenlehre. Das ist ein kalibriertes Metallstück. Man steckt es auf dem Oberlauf der Kette zwischen zwei Laschen und schaut, ob das Ende der Lehre durch die Laschen hindurchfällt. Ist das der Fall, muss die Kette ausgetauscht werden. Bleibt die Lehre dagegen auf einer der Kettenrollen stehen, ist die Kette noch gut. Für einen ersten Check reicht es auch, die Kette vom großen Kettenblatt anzuheben. Wenn man sie fünf Millimeter abheben kann, ist sie verschlissen.

Fahrradkette wechseln: Was man dazu braucht

Zum Wechseln der Kette braucht man besagte Kettenlehre, einen Kettennieter und natürlich eine neue Kette. Die hat eigentlich jeder Fahrradladen parat, es lohnt sich aber, Markenketten zu nehmen. Etwa von Campagnolo, KMX oder Shimano. Meine Erfahrung ist, dass am Rennrad eine Kette 5000 bis 7000 Kilometer hält. Das hängt auch von der Fahrweise ab.

Kettenlehre (links) und Kettennieter

Kettenlehre (links) und Kettennieter

 

 

 

 

 

 

 

Fahrradkette wechseln: Wie man vorgeht

Zunächst muss man die alte Kette öffnen. Dazu legt man den Kettennieter so an die Kette an, dass sein Dorn genau auf einen Niet zeigt. Dann drückt man den Niet mit dem Dorn aus der Lasche der Kette heraus. Das war’s schon – nun ist die Kette offen und man kann sie vom Kettenblatt und den Ritzeln abziehen.

Kettennieter an Fahrradkette

Den Kettennieter benutzt man zum Öffnen und Schließen der Kette (hier mit neuem Niet)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie lang muss die neue Kette sein?

Nun muss man die neue Kette auf Länge bringen. Wenn sie zu lang ist, schlackert sie beim Fahren, wenn sie zu kurz ist, kann man die kleinsten Gänge nicht schalten. Die meisten Ketten werden nämlich mit mehr Kettengliedern ausgeliefert, als man braucht. In der Regel sind es 116 Kettenglieder, die meisten Fahrräder brauchen aber nur Ketten mit 114 Gliedern. Ich legen dazu die alte und neue Kette nebeneinander. Meist überragt die neue die alte Kette um zwei Glieder. Ich nehme dann diese beiden Glieder plus eine Lasche heraus, sodass die neue Kette eine Lasche kürzer ist als die alte. Das hat bisher immer geklappt. Man muss aber darauf achten, dass die beiden Enden zueinander passen – dass also beim Schließen der Kette eine dünnere Lasche in eine weitere hineingesteckt werden kann.

Zwei Fahrradketten

Alte (oben) und neue Kette

 

 

 

 

 

 

 

Kette wieder verschließen

Nun legt man die neue Kette auf das Kettenblatt und ein Ritzel, fädelt sie durch Schaltwerk (Achtung: auf korrekte Führung achten!) und führt die Anfangs- und Endlasche zusammen.  Bei manchen Ketten gibt es eine Seite, die nach Außen zeigen soll (Shimano zum Beispiel).  Man steckt den Niet, der der neuen Kette beiliegt, von Hand so weit in die beiden Ende wie es geht, legt den Kettennieter an und drückt den Niet vorsichtig aber fest durch die Lasche, bis er sauber sitzt. Das überstehende Stückchen quetscht man mit einer Zange ab – fertig.

Kettenschlösser

Manche Kettem, etwa von Sram, werden mit Kettenschlössern geliefert. Das sind Außenlaschen, die man gegeneinander verschieben kann, wodurch sich die Kette öffnet. Hier braucht man keinen Kettennieter, auch das alte Kettenschloss kann man wieder verwenden. Ein Sonderfall ist Campagnolo: Hier darf man nur bestimmte Kettenglieder öffnen, das spezielle Endstück darf nicht entfernt werden.