Fahrradwege im Winter

Gestern habe ich mich darüber gewundert, dass man derzeit so wenige Radfahrer auf den Straßen sieht. Ich vergaß natürlich hinzuzufügen, woran das liegt – am Schnee. Natürlich! Natürlich? Nein, natürlich ist zwar Schnee im Winter, aber dass Radfahrer dann kaum Rad fahren, ist nicht natürlich. Autos fahren ja trotz des Schnees. Nur die Radfahrer werden weniger, weil, und das ist die Krux, für sie nicht richtig geräumt wird. Hat jemand einen geräumten Radweg gesehen in diesen Tagen? Für ein „Ja“ kann man fast einen Preis ausloben. Die meiste Trassen sind plattgefahren, plattgetreten, plattgewalzt von Räumfahrzeugen, überfroren – kurz: so glatt, dass einem das Fahrradfahren verleitet wird. Auch so kann man die Flut der Radfahrer im Winter eindämmen.

Bleibt als Ausweg nur, auf die Straße auszuweichen. Das hat in diesen Tagen immerhin den Vorteil einer plausiblen Ausrede dafür, warum man benutzungspflichtige Radwege nicht befährt. Sie sind kaum befahrbar.

Wo sind die Fahrradfahrer?

Kein Fahrradfahrer in Sicht: die Zimmerstraße in Kreuzberg

Kein Fahrradfahrer in Sicht: die Zimmerstraße in Kreuzberg

Es ist einsam um uns geworden. Nur vereinzelt sieht man uns noch, meist als verhuschte Silhouetten in der Morgen- oder Abenddämmerung. Auf dem Weg in die nächste U-Bahn-Station oder zur S-Bahn. Doch die Straßen sind fast leer: Radfahrer mögen keinen Schnee, sie sind in diesen Tagen, da der Winter doch noch gekommen ist, kaum auf den Straßen Berlins zu sehen.

Autofahrer haben die Straßen für sich

Auf die geringe Zahl von Radfahrern machte mich eine Auto fahrende Kollegin aufmerksam. Ich glaube, dabei ein fröhliches Grinsen gesehen zu haben. Sie freute sich. Endlich mal niemand, der auf zwei Rädern quer über die Fahrbahn schießt, der rote Ampeln überfährt, der abbiegt, wo es ihm passt. Wenn Schnee liegt, haben die Autofahrer die Straßen für sich. „Was muss das für ein Gefühl sein?“, dachte ich spontan.  So viel Freiheit! So wenig Konkurrenz um den Straßenraum! Genießt den Schnee, Könige der Stadtstraße! Doch wir kommen wieder, dachte ich weiter, und winken euch dann fröhlich zu, wenn ihr im Stau steht.

Radwege, die keine sind

Eng und holprig: eine als Radweg geltende Pflasterstrecke am Botanischen Garten  Link

Eng und holprig: eine als Radweg geltende Pflasterstrecke am Botanischen Garten      Link

Heute muss ich mal meckern, und zwar über die Verbindungen zwischen Steglitz und Zehlendorf: Die sogenannten Radwege sind eine Katastrophe.

Balanceakt am Botanischen Garten

Wer vom Steglitzer Kreisel nach Zehlendorf will, der wird von der stark befahrenen Straße Unter den Eichen weg auf einen schmalen Radweg gezwungen. Er führt an der Rückseite des Botanischen Gartens vorbei und verdient den Titel „Radweg“ nicht. Er ist schmal, Baumwurzeln haben die Gehwegplatten an vielen Stellen aufgeworfen, Fußgänger und Radfahrer kommen sich ins Gehege. Hier entlang zu fahren, ist eine Strafe. Besser wird es erst auf der Höhe des Asternplatzes. Dann hat der Radweg wenigstens eine normale Breite. Die Gehwegplatten sind dennoch ein Ärgernis.

Enger Radstreifen auf dem Hindenburgdamm

Kaum besser ist die Situation, wenn man entlang des Hindenburgdamms von Steglitz nach Lichterfelde in die Goerzallee fährt. Auch hier: ein enger Radweg, an vielen Stellen ist er uneben, an manchen Passagen so schmal, dass man gerade mal an der parkenden Autos vorbeikommt. Wird eine Autotür plötzlich aufgerissen, bleibt kein Platz zum Ausweichen. Erst ab der Appenzeller Straße wird es besser.

Investitionen in Radwege sind nötig

Man muss es einfach einmal sagen: Wenn Berlin den Anspruch hat, fahrradfreundlich sein zu wollen, dann muss die Stadt ordentlich in Radwege investieren, die diesen Namen auch verdienen. Vieles, was dem Radfahrer an der Spree unter die Räder kommt, ist schlichtweg eine Notlösung aus Zeiten, in denen man für Radfahrer Notfahrstreifen von den überbreiten Berliner Gehwegen abzwackte. Deren Qualität reicht vielleicht für 100-Meter-Einkaufsfahrten, aber nicht für Radverbindungen zwischen Bezirken. Die beiden Strecken sind dafür ein typisches Beispiel.

Bett- und Bike-Liste 2014 erweitert

Der ADFC hat seine Bett- und Bike-Liste mit fahrradfreundlichen Pensionen und Übernachtungsmöglichkeiten um 100 Adressen erweitert. Für 2014 umfasst das Verzeichnis jetzt insgesamt 5500 Bett- und Bike-Betriebe. Die Spannweite reicht vom guten Hotel bis zum Campingplatz. Laut ADFC erfüllen alle die Kriterien für fahrradfreundliche Unterkünfte:

– der Gast ist auch für eine Nacht willkommen
– sicheres Abstellen des Fahrrades ist möglich
– nasse Kleidung und Ausrüstung können getrocknet werden
– Frühstücksangebot
– Werkzeug für kleine Reparaturen
– Infomaterial über Ausflugsziele in der Umgebung, Karten, Bus- und Bahnpläne

Bett und Bike findet man unter www.bettundbike.de
Das Verzeichnis 2014 ist ab sofort auch im Buchhandel für 7,95 Euro erhältlich.

Liebeserklärung im Großformat

Banner mit Suchbotschaft am U-Bahnhof Thielplatz Link

Banner mit Suchbotschaft am U-Bahnhof Thielplatz Link

Auf den Touren durch Berlin fällt einem nicht nur das eine oder andere Verkehrshindernis auf. Manchmal stößt man auch auf Skurriles oder Unerwartetes – wie zum Beispiel auf dieses großflächige Banner am U-Bahnhof Thielplatz. Ein „East-Boy“ sucht da ein „West-Girl“, damit man gemeinsam die Krimihörspiele aus der TKKG-Reihe anhören kann. Wir gehen einmal davon aus, dass dieses Hörspiele-Hören nicht auf dem Curriculum der Literaturwissenschaften der nahen Freien Universität steht und es sich hier um eine engagierte Privatveranstaltung zur Erweiterung des eigenen Horizontes handelt. Studentische Eigeninitiative also. Eine höchst liebenswerte Botschaft an einem grauen, nassen Wintermorgen. Ich wünsche mir mehr davon. Irgendwie machen sie die Stadt doch liebenswürdiger als Baustellenschilder auf Radwegen oder Verspätungsanzeigen auf S-Bahnhöfen.

Schilderrätsel am Hauptbahnbof

 

Was will uns dieses Verkehrszeichen sagen?

Was will uns dieses Verkehrszeichen sagen?

Das neue Jahr ist gerade mal einen Tag alt, und schon gibt uns diese wunderbar-merkwürdige Stadt seltsame Rätsel auf. Wie dieses Verkehrszeichen. Gesehen haben wir es am Hauptbahnhof. Die Frage ist: Was will es uns sagen? Das Zeichen 250 verbietet die Durchfahrt für Fahrzeuge aller Art. Autos sind davon aber an dieser Stelle ausgenommen, wenn wir die Schilderkombination richtig deuten. Aber warum stellt man für diese Selbstverständlichkeit an einer Straße ein Verbotsschild auf, das man dann wieder zurücknimmt? Oder gilt das Zeichen nur für Traktoren, Lkw, Kinderwagen mit und ohne Hilfsmotor sowie Fahrräder mit und ohne Elektroantrieb? Fragen über Fragen und keine Antworten. Das Jahr ist noch jung – wie soll das alles noch werden? Ich ahne Fürchterliches!

Kleine Rennradrunde im Südwesten

Trafohäuschen in Stahnsdorf mit Zille-Motiv Link

Trafohäuschen in Stahnsdorf mit Zille-Motiv                                                             Foto: Link

Der Winter, der ja noch keiner ist, spendet hin und wieder sogar etwas Sonne. Einen dieser Tage habe ich für eine kleine Rennradrunde im Südwesten genutzt. Sie ist ungefähr 30 Kilometer lang, die Bergetappen halten sich sehr in Grenzen – also gerade das Richtige für einen verschlafenen Sonntagmorgen oder einen verkaterten Neujahrstag.

Über Stahnsdorf nach Babelsberg

Wir starten am S -Bahnhof Zehlendorf und fahren über den Machnower Damm nach Stahnsdorf. An der Kreuzung hinter der Bäkemühle biegen wir rechts ab Richtung Potsdam. Auf der Hauptstraße geht es durch die Ortschaft, vorbei an dem Trafohäuschen mit der hübschen Bemalung im Stile Heinrich Zilles (siehe Foto). Wir verlassen Stahnsdorf, wer will, nimmt nun den Radweg. Er ist einigermaßen befahrbar und bietet etwas Schutz vor den Rasern auf der Ausfallstraße nach Potsdam. Wir folgen der Straße und biegen an der ersten Kreuzung Richtung Potsdam-Babelsberg ab. Auf dem Radweg fährt man unter Bäumen nach Potsdam hinein. An der Steinstraße biegen wir rechts ab und folgen den Kurven der Straße. Kurz vor der Bahnlinie macht sie einen Knick nach rechts und wird zur Bernhard-Beyer-Straße. Ihr folgen wir nach Steinstücken. Über die Neue Kreisstraße und die Kohlhasenbrücker Straße geht es nach Wannsee rein. Über die Alsenstraße kommen wir an die Königstraße und sind gleich direkt am Wannsee.

Über Spinnerbrücke oder Potsdamer Chaussee zurück

Nun kann man man sich entscheiden. Unerschrockene Gemüter fahren über die Königstraße und die Potsdamer Chaussee zurück nach Zehlendorf, wer weniger Verkehr in den Seitenstraßen bevorzugt, nimmt den Kronprinzessinnenweg, fährt über die Spinnerbrücke (mit der einzig wirklichen kleinen Steigung auf der ganzen Strecke) und die Straße Am Schlachtensee zum Mexikoplatz. Dann nimmt man die Sven-Hedin-Straße und den Fischerhüttenweg bis Zehlendorf Mitte. Höhenmeter haben wir kaum gesammelt, aber reichlich frische Luft getankt. Das ist ja auch schon etwas.

Radsicherheit in Berlin: Ergebnisse der Umfrage

Gefahrenpunkte für Radfahrer in Berlin laut der Senats-Umfrage

Gefahrenpunkte für Radfahrer in Berlin laut der Senats-Umfrage

Die Online-Umfrage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz „Radsicherheit in Berlin“ hat ein großes Echo gefunden. Über 5000 Hinweise, 4000 Kommentare und 22000 Bewertungen zu Konfliktsituationen im täglichen Radverkehr wurden abgegeben.

Auf der Website der Senatsverwaltung (siehe unten) ist eine Liste jener Abbiegekonflikte in Kreuzungs- und Einmündungsbereichen zu finden, die die Teilnehmer der Aktion besonders häufig nannten. An der Spitze mit 219 Unterstützern steht die Forderung, die Radwegbenutzungspflicht auf der Schönhauser Allee aufzuheben. Das erscheint verständlich, der Radweg ist dort meist wegen der Autos und Passanten unbenutzbar.

Auf Platz 2 folgt die Forderung nach der Vorfahrt für Radfahrer in der Linienstraße (206 Unterstützer). Platz 3 nimmt die Forderung nach Abschaffung der langen Rot-Phase an der Ampel vor dem Hotel Adlon ein, Platz vier die unüberschaubare und von vielen als grefährlich beschriebene Situation am Hermannplatz.

Erschreckende  Details der Radwegplanung

Es ist nicht einmal so sehr die erstaunliche Menge an Kritikpunkten und Verbesserungsvorschlägen, die an der Aktion beeindruckend ist, sondern eher  die Nachlässigkeit und Ignoranz dem Radverkehr gegenüber, die sich an den Hunderten von Details zeigt, die von den Teilnehmern beklagt werden. Da führen Radwege in Kurven auf die Straße zurück (Weserstraße, Neukölln), da sind Radwege unbenutzbar, weil sie Dauer-Konflikte mit Autofahrern und Passanten hervorrufen, da wird man im Kreisverkehr permanent von Autos geschnitten (Kottbusser Tor). Die Senatsverwaltung wertet die Vorschläge nun aus, weitere Informationen sollen dann folgen. Den Newsletter kann man auf der Website abonnieren. Es gibt viel zu tun – hoffen wir, dass es zügig angepackt wird!

https://radsicherheit.berlin.de/topliste

Es werde Licht! Die Akkuleuchte von Owleye

Praxistauglich: die Akkuleuchte von Owleye Link

Praxistauglich: die Akkuleuchte von Owleye Link

Es war in jedem Winter der gleiche Ruf, den ich ausstieß: „Es werde Licht!“, lautete er. Meist musste ich mit meinen kleinen Akku-Funzeln dann aber bis zum Frühling warten, damit sich der Wunsch erfüllte. Ich probierte allerlei Fabrikate aus – und war am Ende meist nur darüber erfreut, dass sie länger hielten als der Kabelsalat zu seligen Dynamozeiten. Wieviele Stunden ich damals mit auf der Suche nach unterbrochenen Stromleitungen am Fahrrad verbrachte, sage ich lieber nicht. Da waren die Akkuleuchten schon ein Fortschritt an Lebensqualität.

Aber so richtig hell wurde es mit den 20-Euro-Leuchten nie. Das war in der gut beleuchteten Stadt zwar einerseits auch nicht so richtig nötig, andererseits gab es aber auch da genug schlecht beleuchtete Schlaglöcher und Hindernisse, in die ich lieber nicht gefahren wäre.

Nun ist ein Wunder passiert. Ich habe mir eine Akkuleuchte gekauft, die die Bezeichnung „Licht“ auch verdient hat. Sie ist von Owleye, schnitt in Tests mit „gut“ ab (Roadbike 01/2014) – für mich ist sie eine Quantensprung: Man kann damit acht bis zehn Meter voraus den Boden
erkennen. Sie ist klein und leicht, sodass sie auch ans Rennrad passt und hat einen Akku, den man per USB-Kabel auflädt (49,95 Euro). Was soll ich sagen? Nachtfahrten haben ihren kleinen Schrecken fast verloren. Und ich wette, besser gesehen werde ich auch. Winter, du kannst erst einmal bleiben.

P.S.
Wie sind eure Erfahrungen mit der Beleuchtung? Was benutzt ihr? Wie lange halten eure Lampen durch?

SRAM ruft hydraulische Scheiben- und Felgenbremsen zurück

Scheibenbremsen sind im vergangenen Jahr immer beliebter geworden – sei es am Cross-Rad, sei es am Rennrad. Und natürlich auch im Alltagsbereich. Ohne Probleme sind sie aber nicht: Wie Tests der Zeitschrift „Tour“ ergaben, muss man Scheibenbremsen aus organischen Verbundstoffen am Rennrad einbremsen, damit sie nicht durch „Fading“ ihre Bremskraft verlieren – das heißt heißt warm werden und dann nicht mehr funktionieren (Tour 11/2013). Im normalen Alltagsgebrauch scheint das Problem nicht aufzutreten. Die Hersteller testen die unterschiedlichsten Materialien aus, um die Bremswärme abzuleiten.

Jetzt ruft der amerikanische Hersteller SRAM seine gesamte Kollektion hydraulischer Scheibenremsen und hydraulischer Felgenbremsen zurück. Das berichtet die US-Zeitschrift „Bycicle Times“ in ihrer jüngsten Online-Ausgabe. In einigen Fällen hielt offenbar der Verschluss des Bremsflüssigkeitsbehälters bei Temperaturen unter Null Grad nicht dicht, der Bremsdruck kam nicht an der Scheibe an, die Bremse fiel aus. Entdeckt wurde laut SRAM wenige solcher Ausfälle bei Crossrennen in den USA.  Zu Schaden kam niemand. Vorsichtshalber, so SRAM, habe man nun die komplette Auslieferung von hydraulischen Scheiben- und Felgenbremsen zurückgerufen.

Bereits am 4. November hatte SRAM eine beschränkte Produktionscharge von hydraulischen Road Disc-Brakes der Serien SRAM Red 22 und S-700 zurückgerufen. Ausfälle waren damals nicht bekannt geworden. SRAM hat bislang rund 19.000 hydraulische Scheiben- und Felgenbremsen ausgeliefert.