Wenn man eine Tour entlang der einstigen Mauer in Berlin machen möchte, muss man schon genau hinsehen: Es gibt nur noch wenige Stellen, die ihren Verlauf markieren. In Kreuzberg, von der Niederkirchnerstraße und der Zimmerstraße bis hin zur Waldemarstraße, sieht man zum Beispiel einen Doppelstreifen aus Pflastersteinen. Er markiert den Verlauf der Mauer, die vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 Berlin teilte.
Gedenkstätte Berliner Mauer
Die beste Dokumentation über die schreckliche Monstrosität und Absurdität der einstigen Sperranlage zwischen Ost und West bietet die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße (www.berliner-mauer-gedenkstaette.de). Sie ist zentraler Erinnerungsort an die Teilung Berlins, hier lässt sich ansatzweise auch heute noch die Breite des Todesstreifens erahnen. Das Dokumentationszentrum bietet einen historischen Überblick mit Schautafeln und Videos. Hier beginnt unsere Tour. Wir fahren die Bernauer Straße entlang, biegen in die Gartenstraße rechts ein und gelangen über Liesen- und Boysenstraße zur Scharnhorststraße. Hier befindet sich das Bundeswehrkrankenhaus. Die Boysenstraße erinnert an den Hitler-Gegner Harro Schulze-Boysen (1909-1942), der Mitglied der Widerstandsgruppierung „Rote Kapelle“ war.
Invalidenfriedhof
Über die Kieler Straße kommt man zum Invalidenfriedhof. 1748 ließ Friedrich II. hier ein Invalidenhaus für die verwundeten Soldaten seiner Armeen errichten. Auf dem Friedhof wurden vor allem preußische Offiziere begraben, was man heute noch an den Grabsteinen ablesen kann. Ab 1961 verlief die Mauer durch den Friedhof, viele Gräber wurden abgetragen, Anlagen zerfielen. Rund 200 Grabmale sind heute noch erhalten, das beeindruckendste darunter ist das des Generals Gerhard von Scharnhorst (1755–1813). Auf einem gut 5,60 Meter hohen Tor ruht ein schlafender Löwe. Wir wenden uns Richtung Hauptbahnhof und fahren auf dem Alexanderufer, Kapelleufer und die Reinhardstraße zum Reichstag (www.bundestag.de/kulturundgeschichte/architektur/reichstag). Direkt am Spreeufer, zwischen Paul-Löbe-Haus und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, erinnern sieben weiße Kreuze, die auf beiden Seiten Namen von Maueropfern tragen, an Menschen, die bei Fluchtversuchen an der einstigen Grenze durch Berlin erschossen wurden.
Vorbei am Brandenburger Tor gelangen wir zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas mit seinen 2711 Stelen. Über den Potsdamer Platz, die Stresemannstraße, die Niederkirchner und die Zimmerstraße gelangen wir zum Checkpoint Charlie. An der Niederkirchner Straße ist noch ein Teil der Mauer erhalten, dahinter verbirgt sich die Erinnerungslandschaft „Topografie des Terrors“. Hier befanden sich in der Zeit des Nationalsozialismus die Zentralen von SS, Gestapo-Zentrale und des Reichssicherheitshauptamtes.
Checkpoint Charlie
Das internationale Sprachengewirr deutet an, dass der ehemalige Checkpoint Charlie als mythenbeladene Nahtstelle zwischen Ost und West viele Touristen anzieht – auch wenn die bescheidenen Erinnerungsstücke an die einstige Grenze zwischen den Machtblöcken die frühere Bedeutung des Ortes nicht adäquat widerspiegeln. Hier kann man das kleine private Mauermuseum besuchen oder die Panorama-Schau von Yadegar Asisi zum geteilten Berlin (tgl. 10–20 Uhr, 10 Euro). Die Doppelreihe des Kopfsteinpflasters verläuft weiter in der Zimmerstraße. Sie führt an der Rückseite des Axel-Springer-Verlagshauses vorbei. Eine Stele erinnert an Peter Fechter, der am 17. August 1962 hier auf der Ostseite der Mauer nach Schüssen von DDR-Grenzern verblutetet. Über Kommandantestraße, Stallschreiberstraße, Waldemarstraße und Leuschnerstraße gelangt man zum Engelbecken. Der Grünzug gehörte zum Luisenstädtischen Kanal, der bis 1926 die Spree mit dem Landwehrkanal verband. Vorbei an der katholische St.-Michaelskirche kommt man über den Bethaniendamm und die Schillingbrücke an die Mühlenstraße und zur East-Side-Gallery, Berlins bekanntestem Mauer-Relikt. Die rund 1,3 Kilometer lange Hinterlandmauer – Grenze war hier die Spree – bemalten Künstler nach dem Mauerfall 1990. Jüngst geriet sie wieder in die Schlagzeilen, weil wegen eines Neubaus Mauerteile umgesetzt wurden. An der Oberbaumbrücke, die während der Teilung Berlins ein Fußgängerübergang war, endet unsere Tour.
Länge: ca. 13 km