Kleine Rennradrunde im Südwesten

Trafohäuschen in Stahnsdorf mit Zille-Motiv Link

Trafohäuschen in Stahnsdorf mit Zille-Motiv                                                             Foto: Link

Der Winter, der ja noch keiner ist, spendet hin und wieder sogar etwas Sonne. Einen dieser Tage habe ich für eine kleine Rennradrunde im Südwesten genutzt. Sie ist ungefähr 30 Kilometer lang, die Bergetappen halten sich sehr in Grenzen – also gerade das Richtige für einen verschlafenen Sonntagmorgen oder einen verkaterten Neujahrstag.

Über Stahnsdorf nach Babelsberg

Wir starten am S -Bahnhof Zehlendorf und fahren über den Machnower Damm nach Stahnsdorf. An der Kreuzung hinter der Bäkemühle biegen wir rechts ab Richtung Potsdam. Auf der Hauptstraße geht es durch die Ortschaft, vorbei an dem Trafohäuschen mit der hübschen Bemalung im Stile Heinrich Zilles (siehe Foto). Wir verlassen Stahnsdorf, wer will, nimmt nun den Radweg. Er ist einigermaßen befahrbar und bietet etwas Schutz vor den Rasern auf der Ausfallstraße nach Potsdam. Wir folgen der Straße und biegen an der ersten Kreuzung Richtung Potsdam-Babelsberg ab. Auf dem Radweg fährt man unter Bäumen nach Potsdam hinein. An der Steinstraße biegen wir rechts ab und folgen den Kurven der Straße. Kurz vor der Bahnlinie macht sie einen Knick nach rechts und wird zur Bernhard-Beyer-Straße. Ihr folgen wir nach Steinstücken. Über die Neue Kreisstraße und die Kohlhasenbrücker Straße geht es nach Wannsee rein. Über die Alsenstraße kommen wir an die Königstraße und sind gleich direkt am Wannsee.

Über Spinnerbrücke oder Potsdamer Chaussee zurück

Nun kann man man sich entscheiden. Unerschrockene Gemüter fahren über die Königstraße und die Potsdamer Chaussee zurück nach Zehlendorf, wer weniger Verkehr in den Seitenstraßen bevorzugt, nimmt den Kronprinzessinnenweg, fährt über die Spinnerbrücke (mit der einzig wirklichen kleinen Steigung auf der ganzen Strecke) und die Straße Am Schlachtensee zum Mexikoplatz. Dann nimmt man die Sven-Hedin-Straße und den Fischerhüttenweg bis Zehlendorf Mitte. Höhenmeter haben wir kaum gesammelt, aber reichlich frische Luft getankt. Das ist ja auch schon etwas.

Radsicherheit in Berlin: Ergebnisse der Umfrage

Gefahrenpunkte für Radfahrer in Berlin laut der Senats-Umfrage

Gefahrenpunkte für Radfahrer in Berlin laut der Senats-Umfrage

Die Online-Umfrage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz „Radsicherheit in Berlin“ hat ein großes Echo gefunden. Über 5000 Hinweise, 4000 Kommentare und 22000 Bewertungen zu Konfliktsituationen im täglichen Radverkehr wurden abgegeben.

Auf der Website der Senatsverwaltung (siehe unten) ist eine Liste jener Abbiegekonflikte in Kreuzungs- und Einmündungsbereichen zu finden, die die Teilnehmer der Aktion besonders häufig nannten. An der Spitze mit 219 Unterstützern steht die Forderung, die Radwegbenutzungspflicht auf der Schönhauser Allee aufzuheben. Das erscheint verständlich, der Radweg ist dort meist wegen der Autos und Passanten unbenutzbar.

Auf Platz 2 folgt die Forderung nach der Vorfahrt für Radfahrer in der Linienstraße (206 Unterstützer). Platz 3 nimmt die Forderung nach Abschaffung der langen Rot-Phase an der Ampel vor dem Hotel Adlon ein, Platz vier die unüberschaubare und von vielen als grefährlich beschriebene Situation am Hermannplatz.

Erschreckende  Details der Radwegplanung

Es ist nicht einmal so sehr die erstaunliche Menge an Kritikpunkten und Verbesserungsvorschlägen, die an der Aktion beeindruckend ist, sondern eher  die Nachlässigkeit und Ignoranz dem Radverkehr gegenüber, die sich an den Hunderten von Details zeigt, die von den Teilnehmern beklagt werden. Da führen Radwege in Kurven auf die Straße zurück (Weserstraße, Neukölln), da sind Radwege unbenutzbar, weil sie Dauer-Konflikte mit Autofahrern und Passanten hervorrufen, da wird man im Kreisverkehr permanent von Autos geschnitten (Kottbusser Tor). Die Senatsverwaltung wertet die Vorschläge nun aus, weitere Informationen sollen dann folgen. Den Newsletter kann man auf der Website abonnieren. Es gibt viel zu tun – hoffen wir, dass es zügig angepackt wird!

https://radsicherheit.berlin.de/topliste

Es werde Licht! Die Akkuleuchte von Owleye

Praxistauglich: die Akkuleuchte von Owleye Link

Praxistauglich: die Akkuleuchte von Owleye Link

Es war in jedem Winter der gleiche Ruf, den ich ausstieß: „Es werde Licht!“, lautete er. Meist musste ich mit meinen kleinen Akku-Funzeln dann aber bis zum Frühling warten, damit sich der Wunsch erfüllte. Ich probierte allerlei Fabrikate aus – und war am Ende meist nur darüber erfreut, dass sie länger hielten als der Kabelsalat zu seligen Dynamozeiten. Wieviele Stunden ich damals mit auf der Suche nach unterbrochenen Stromleitungen am Fahrrad verbrachte, sage ich lieber nicht. Da waren die Akkuleuchten schon ein Fortschritt an Lebensqualität.

Aber so richtig hell wurde es mit den 20-Euro-Leuchten nie. Das war in der gut beleuchteten Stadt zwar einerseits auch nicht so richtig nötig, andererseits gab es aber auch da genug schlecht beleuchtete Schlaglöcher und Hindernisse, in die ich lieber nicht gefahren wäre.

Nun ist ein Wunder passiert. Ich habe mir eine Akkuleuchte gekauft, die die Bezeichnung „Licht“ auch verdient hat. Sie ist von Owleye, schnitt in Tests mit „gut“ ab (Roadbike 01/2014) – für mich ist sie eine Quantensprung: Man kann damit acht bis zehn Meter voraus den Boden
erkennen. Sie ist klein und leicht, sodass sie auch ans Rennrad passt und hat einen Akku, den man per USB-Kabel auflädt (49,95 Euro). Was soll ich sagen? Nachtfahrten haben ihren kleinen Schrecken fast verloren. Und ich wette, besser gesehen werde ich auch. Winter, du kannst erst einmal bleiben.

P.S.
Wie sind eure Erfahrungen mit der Beleuchtung? Was benutzt ihr? Wie lange halten eure Lampen durch?

SRAM ruft hydraulische Scheiben- und Felgenbremsen zurück

Scheibenbremsen sind im vergangenen Jahr immer beliebter geworden – sei es am Cross-Rad, sei es am Rennrad. Und natürlich auch im Alltagsbereich. Ohne Probleme sind sie aber nicht: Wie Tests der Zeitschrift „Tour“ ergaben, muss man Scheibenbremsen aus organischen Verbundstoffen am Rennrad einbremsen, damit sie nicht durch „Fading“ ihre Bremskraft verlieren – das heißt heißt warm werden und dann nicht mehr funktionieren (Tour 11/2013). Im normalen Alltagsgebrauch scheint das Problem nicht aufzutreten. Die Hersteller testen die unterschiedlichsten Materialien aus, um die Bremswärme abzuleiten.

Jetzt ruft der amerikanische Hersteller SRAM seine gesamte Kollektion hydraulischer Scheibenremsen und hydraulischer Felgenbremsen zurück. Das berichtet die US-Zeitschrift „Bycicle Times“ in ihrer jüngsten Online-Ausgabe. In einigen Fällen hielt offenbar der Verschluss des Bremsflüssigkeitsbehälters bei Temperaturen unter Null Grad nicht dicht, der Bremsdruck kam nicht an der Scheibe an, die Bremse fiel aus. Entdeckt wurde laut SRAM wenige solcher Ausfälle bei Crossrennen in den USA.  Zu Schaden kam niemand. Vorsichtshalber, so SRAM, habe man nun die komplette Auslieferung von hydraulischen Scheiben- und Felgenbremsen zurückgerufen.

Bereits am 4. November hatte SRAM eine beschränkte Produktionscharge von hydraulischen Road Disc-Brakes der Serien SRAM Red 22 und S-700 zurückgerufen. Ausfälle waren damals nicht bekannt geworden. SRAM hat bislang rund 19.000 hydraulische Scheiben- und Felgenbremsen ausgeliefert.

Spikes, die 2.

Winterreifen mit Spikes  – lohnt sich die Anschaffung?   dpa

Winterreifen mit Spikes – lohnt sich die Anschaffung? dpa

Also, ich habe mich erkundigt wegen der Spikes-Reifen. Wie Kollege Christoph Herrmann schon vermutete (Danke sehr!), gibt es Spikes-Reifen in 28 Millimeter Breite nicht. Die Pickel aus Wolfram sind dann doch wohl eher für Trekking-Reifen und -Räder als für Speed- oder Fitness-Bikes gedacht. Das macht vom Konzept auch Sinn: Sportliche Reifen und Winterprofil schließen sich ja eigentlich per definitionem gegenseitig aus.

Die kleinste Reifenbreite mit Spikes ist nach meinen Erkundungen 30 Millimeter breit. Schwalbe hat so ein Modell im Programm, „Winter“ heißt es sinnigerweise. Um die 35 Euro kostet ein Reifen. Es hat mich ja schon in den Fingern gejuckt, eine Bestellung abzugeben – aber dann wurde es wieder wärmer. Und: Mit meinen Schutzblechen würde ich Probleme bekommen. Die dünnen Dinger hängen so knapp überm Reifen, da haben Spikes keinen Platz mehr.

„Kauf die andere Schutzbleche“, könnte man ja einwenden. Auch das noch, nur wegen ein paar Eistagen? Ich weiß nicht. Wohin führt das noch alles? Hinzu kommt: Wenn es in Berlin Eis hat, versaut einem die BSR mit ihrem Salz doch jeden Weg, und auf Salz fahre ich nicht. Spikes hin oder her. Das Problem ist also noch nicht gelöst. Meine Sturz-Hüfte tut auch nicht mehr so richtig weh. Ich denke noch nach.

Ende eines Radweges

Am Rathaus Wilmersdorf endet der Radweg in der Baustellen-Absperrung    Link

Am Rathaus Wilmersdorf endet der Radweg in der Baustellen-Absperrung Link

Ich fahre ja nicht jeden Tag auf dem Hohenzollerndamm Richtung Fehrbelliner Platz. Heute musste es aber einmal sein. Dabei entdeckte ich diese hübsche Falle. Wer ortsunkundig ist, fährt auf dem Radweg geradeaus weiter und landet in einem Absperrgitter einer Baustelle. Daraus gibt es kein Entrinnen. Ein kleiner Hinweis „Radfahrer bitte rechts halten“ hätte keinem geschadet, vielen aber genutzt. Am Schildermangel in Berlin dürfte eine solche Aufmerksamkeit ja wohl nicht scheitern.

Spikes auf Fahrradreifen

Harte Stifte gegen das Eis:  Spikes auf einem Fahrradreifen    Foto: Link

Harte Stifte gegen das Eis: Spikes auf einem Fahrradreifen                                       Link

Als ich im vorangegangenen Beitrag von meiner unliebsamen Begegnung mit dem harten Asphalt berichtete („Straßenglätte und Radfahren vertragen sich nicht“), meldete sich der BikeBlogBerlin zu Wort. Selbstverständlich könne man auch im Winter auf vereisten oder glatten Straßen Rad fahren, ohne dauernd Stürze zu produzieren. Man müsse eben nur Reifen mit Spikes verwenden, meinte der besorgte Kollege Winterradler.

Spikes sind ja keine schlechte Idee

Dagegen habe ich mich, ehrlich gesagt, lange gesträubt. Spikes auf Fahrradreifen? In Berlin? Wir sind doch nicht in den Alpen oder der Taiga! Mir kam das lächerlich vor. Das lohnt sich doch nicht für die paar Tage, die man hier an Winter hat – gegen das schlimmste Winterübel an der Spree, die Dunkelheit und die Nässe, helfen sie ja wohl nicht. Aber wenn ich es genauer bedenke, so hat diese Umrüstaktion doch etwas für sich. Ich bin auf überfrorener Nässe gestürzt, und die gibt es wesentlich häufiger als flächendeckenedes Eis. Vor allem in den Außenbezirken. Man denkt, die Straße sei nur nass, und im nächsten Moment liegt man schon auf der Nase. Da ich an den blauen Flecken wohl länger zehren werde, als mir lieb ist, habe ich beschlossen: Ich werden mich jetzt erkundigen, ob es 28 Millimeter breite Reifen mit Spikes gibt. Man kann den Winter ja auch entspannter angehen. Mehr dann an dieser Stelle.

Straßenglätte und Radfahren vertragen sich nicht

Überfrorene Straße  Foto: Link

Überfrorene Straße                                                      Foto: Link

Gerade habe ich noch ein Loblied auf den Winterradler gesungen, der sich auch von Regen, Dunkelheit und Kälte nicht abschrecken lässt, auf dem Fahrrad durch die Stadt zu kurven, da muss ich diesen Lobgesang doch relativieren. Er kann ja auch mit Unannehmlichkeiten verbunden sein, ja, richtig weh tun. Wie heute morgen. Ich bin nämlich gestürzt. Vorhersehbar war das nicht, wie bei Stürzen ja üblich, es war auch noch nicht so kalt, dass mit Glätte zu rechnen war – dachte ich jedenfalls beim Blick aufs Thermometer von der heimischen Küche aus.

Eine der ersten Kurven belehrte mich aber eines besseren. Ein Auto vor mir kratzte sie mit Schwung, ich lag aber im nächsten Moment auf der Straße, mein Rad war unter ein parkendes Auto gerutscht. Dass ich Hüftknochen, Schulter und Wade habe, bemerkte ich beim Aufstehen deutlich. Die Ursache für meine unangenehme Bekanntschaft mit dem Asphalt war eine kleine Fläche überfrorenen Wassers. Klein und richtig gemein. Manchmal wünscht man sich doch vier Räder.

Aus der Zeit gefallen

 

Warum fahren wir bei diesem Wetter eigentlich noch Rad? Es ist kalt, es ist nass, es ist (meist) dunkel, man wird schlecht gesehen – eigentlich sind tiefer Herbst und nasskalte Wintertage die Saison fürs Auto. Aber ich sehe und treffe sie täglich immer noch, die Verwegenen und Unerschütterlichen auf ihrem Weg zur Arbeit oder nach Hause. Wir Radfahrer werden weniger in diesen Tagen, doch im Dunkeln leuchten einem gar nicht so wenige Lichter entgegen.

Artenschutz? Nein, Aufmerksamkeit!

Wahrscheinlich geben alle Radfahrer, die Wind und Wetter trotzen, dem uralten Bedürfnis der Menschen nach, sich im Freien zu bewegen, an der Luft zu sein, auch bei miesem Wetter den eigenen Körper zu spüren. Etwas Atavistisches also, ein urzeitliches Verhalten, etwas ganz und gar Unmodernes. Nichts jedenfalls, das mit den Anforderungen an ein modernes Bürodasein kompatibel wäre, das klimatisierte Rundumversorgung impliziert und einen Daueranspruch auf wetterunabhängige Wohltemperiertheit.
Radfahrer liegen im Winter quer zur Zeit, sind eher Abkömmlinge eines Ötzi als Fackelträger der modernen digitalen Welt, die sich mit einem Fingerwisch durchs virtuelle Leben zappt. Artenschutz brauchen wir deswegen noch nicht. Aber vielleicht ein bisschen Aufmerksamkeit.