Senat lahmt bei Verbesserungen für Fahrradverkehr

Die Ausnahme: Am Moritzplatz gibt es neue Radspuren

Die Ausnahme: Am Moritzplatz gibt es neue Radspuren                                   Foto: Link

Der Berliner Senat hinkt seinen eigene Ansprüchen bei der Verbesserung der Infrastruktur für den Fahrradverkehr hinterher. Das ergab jetzt die Antwort auf eine Anfrage der Piraten im Abgeordnetenhaus. Die Partei wollte von der Verwaltung wissen, wie weit die Umsetzung der Verbesserungen fortgeschritten seien, deren Notwendigkeit  eine Online-Umfrage des Senats 2013 zutage gefördert hatte. 35 000 Umfrage-Teilnehmer brachten damals 5000 Vorschläge ein. Im Mai 2014 hatte der Senat die 30 dringlichsten Projekte aufgelistet. Jetzt sind gerade einmal zwei Vorhaben umgesetzt.

 Nur zwei Verbesserungen für Fahrradverkehr

Lediglich am Moritzplatz wurden im Kreisverkehr zusätzliche Fahrradspuren auf den Asphalt aufgetragen und am Lützowplatz wurden die Radwege rot eingefärbt. Ansonsten seien Prüfungsaufträge erteilt worden beziehungsweise Vorschläge abgelehnt worden. „Der Senat gibt sich Mühe, den Eindruck zu erwecken, die im Mai 2014 vorgestellte TOP-30-Liste als Ergebnis des Online-Dialogs zum Radverkehr würde tatsächlich abgearbeitet. Tatsächlich ist es in 1,5 Jahren nur an zwei Orten gelungen, wirksame Maßnahmen zum Schutz von Radfahrenden zu ergreifen“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der Piraten, Andreas Baum. 2014 habe der Senat noch erklärt, 90 Prozent der Verbesserungsvorschläge deckten sich mit objektiven Unfallschwerpunkten, so seien es jetzt nur noch 50 Prozent, kritisiert Baum.

Verzögerungspolitik am Hermannplatz

In der Umfrage war zum Beispiel der Hermannplatz als ein Unfallschwerpunkt genannt worden. Jetzt würden die schon seit 2009 bekannten Umbaupläne erneut diskutiert. Mit einem Umbau sei kurzfristig nicht zu rechnen, schreibt die „Berliner Morgenpost“. Der Sprecher kritisiert zudem, dass die Fahrradinfrastruktur insgesamt nur dort verbessert werde, wo der Autoverkehr nicht eingeschränkt würde. Der Weg zu einer Fahrradstadt Berlin scheint sich im Verwaltungsgestrüpp zu verlieren.

Zur Senats-Antwort geht es hier.

 

 

Fahrrad-Monitor 2015: Klima hat sich verschlechtert

Radfahrer in Berlin

In vielen Städten haben Radfahrer wenig Platz auf den Straßen                                   ADFC

Das Fahrradklima ist 2015 in Deutschland schlechter geworden – darauf weist der ADFC hin. Der „Fahrrad-Monitor“, den die Bundesregierung im Abstand von zwei Jahren jeweils erstellt, zeige fallende Werte für die Beliebtheit des Fortbewegungsmittels „Fahrrad“. Während nach einer Infas-Umfrage 2011 nur 34 Prozent „selten oder nie“ aufs Fahrrad stiegen, waren es 2013 schon 38 Prozent. Die Aussage „Radfahren macht in meiner Gemeinde Spaß“ hätten 2011 noch 65 Prozent unterschrieben, 2013 waren es nur noch 56 Prozent.

Fahrradmonitor 2015: ADFC kritisiert Bundesregierung

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkkard Stork macht die Verkehrspolitik von Bund und Ländern für diesen Rückgang im Fahrrad-Monitor 2015 verantwortlich. „Der rückläufige Trend bei der Fahrradnutzung liegt nicht am Wetter oder am inneren Schweinehund der Menschen – das liegt an den widrigen Verhältnissen, mit denen sich Radfahrer in den meisten Städten herumschlagen müssen. Wenn jetzt nicht gegengesteuert wird, verfehlt Deutschland die ohnehin nicht besonders hoch gesteckten Ziele des Nationalen Radverkehrsplans“, sagte Stork. Der Trend sei umso unverständlicher, als die Bereitschaft der Menschen steige, aufs Fahrrad umzusatteln – gerade im Berufsverkehr. Es würden immer mehr Fahrräder gekauft, doch die Verkehrs- Infrastruktur hinke nach wie vor hinterher.

Radfahrer fühlen sich unsicher

Gründe für das verschlechterte Fahrradklima sehen die Befragten darin, das es zu wenig Radwege und gleichzeitig zu viel Verkehr gebe. Das gaben 67 Prozent der Befragten an. 48 Prozent fühlten sich auf dem Fahrrad unsicher – das ist der gleiche Wert wie 2011.

ADFC fordert bessere Infrastruktur für Radfahrer

Der ADFC fordert nun ein Bundesprogramm für Radschnellwege, Planungshilfen für die Kommunen und das Bekenntnis des Bundes zum Fahrrad als Lösung für viele Verkehrsprobleme. Nach dem „Nationalen Radverkehrsplan 2020“ der Bundesregierung soll der Anteil des Fahrradverkehrs 2020 bei 15 Prozent liegen. Derzeit beträgt er in Deutschland etwa zehn Prozent. „Fahrradnationen“ wie die Niederlande oder Dänemark erreichen 30 Prozent. Wenn der Bund nicht mehr investiere, werde das Ziel von 2020 nicht erreicht.

Details zum Fahrrad-Monitor 2015 gibt es hier.