Frühjahrsputz

Es ist wie Weihnachten, nur erheblich geschenkärmer: „Alle Jahre wieder“…heißt das Frühjahrsmotto, das in diesen Tagen für viele Radfahrer gilt. Putzen ist angesagt, der Winterdreck muss weg. Hier eine kleine Checkliste für das Unumgängliche.

Rahmen waschen Aber nur mit Wasser und Spülmittel, keinen Hochdruckreiniger verwenden, auch nicht bei hartnäckigen Salzkrusten. Der starke Wasserstrahl zerstört nur das Tretlager (selbst erlebt)

Kette reinigen Am besten mit einem geölten Stofflappen, harte Krusten abkratzen. Mit einer Kettenlehre (Kauf im Radladen des Vertrauens) Länge checken. Wenn sie zu lang ist, gleich austauschen. Frisch einölen (nicht zu üppig).

Ritzel prüfen Wenn die Ritzel tiefe Rillen und spitze, schräge Zahne haben, sind sie abgenutzt – Ritzelpaket austauschen lassen

Bremsen checken Öffnen und schließen sich die Bremsen leicht? Sind die Bremsbelege noch intakt oder verschlissen? Am besten baut man die Bremsen ab und ölt die Lager. Dabei kann man auch gleich einen Tropfen Öl in die Bowdenzüge am Lenker geben. Bremsklötze reinigt man mit feinem Sandpapier von Sternchen und Splitt.

Reifen Sie leiden im Winter unter Salz und Splitt besonders. Man prüft sie auf Risse und Fremdkörper und entfernt diese gegebenenfalls. Wenn das Profil abgefahren ist oder der Reifen tiefe Risse hat, sollte man ihn erneuern, bevor man mit einem Plattfuß liegen bleibt.

Sattelstütze/Vorbau Die Klemmungen prüfen und Klemmstellen neu fetten. Vorsichtig festziehen, um Rohre nicht zu beschädigen. Bremse festziehen, Rad nach vorne schieben – wackelt der Lenker? Dann den Lenkkopf vorsichtig nachziehen (für Ungeübte: ab in die Werkstatt)

Schaltung Umwerfer und hinteren Schaltkäfig säubern und mit etwas Öl gangbar machen, die Kettenröllchen säubern und leicht ölen

Einen Belohnungsschluck einnehmen – fertig

Mehr Fahrräder auf die Straße

Die Straßenverkehrsordnung soll nach einer Mitteilung des ADFC zum 1. April 2013 in einem Bereich neu gefasst werden. Danach sollen künftig nicht mehr bevorzugt Radwege angelegt werden, die Radfahrstreifen auf der Fahrbahn sind einem Radweg gleichgestellt. Das dürfte für mehr Radverkehr auf den Fahrspuren der Autos sorgen.

Der Grund ist klar: Radwege sind für ein zügiges Vorankommen zu schlecht, oft genug auch von Kinderwagen, Hunden und Baustellen blockiert. Zudem ist die Unfallgefahr auf den Radwegen hoch: Radfahrer werden dort leicht übersehen. Künftig dürften Radler also schneller vorankommen. Bleibt nur zu hoffen, dass uns die Autofahrer auch auf der Fahrbahn auch wahrnehmen.

Besucherrekord bei VELOBerlin 2013

Die Kälte konnte die Fahrradfreunde nicht abhalten: Mit rund 13.000 Besuchern am Sonnabend und Sonntag war die dritte Ausgabe der Messe „VELOBerlin“ die bislang am beste besuchte Veranstaltung. Im vergangenen Jahr kamen 9.500 Besucher in die Messehallen unterm Funkturm.

Pedelecs und E-Bikes, Fahrräder mit Elektro-Unterstützung, riefen das meiste Interesse hervor. Gerade ältere Radfahrer interessieren sich für die Antriebshilfe, sie wird aber auch bei Liegerädern und Klapprädern für den „urban commuter“ angeboten. Denn wer mit elektrischer Hilfe ins Büro radelt, kommt weniger verschwitzt an. So könnten E-Bikes auch den Weg zu den jungen, schicken Büromenschen finden.

Dass die Hilfe eines Elektromotors auch von sportlich ambitionierten Mountainbikern angenommen wird, demonstrierte unter anderem die Firma „Remsdale“ aus dem schwäbischen Schorndorf. Sie integrierte erstmals den Akku komplett in den Rahmen, der Motor sitzt in der Radnabe – optisch eine sehr schöne Lösung, die auch Design-Puristen überzeugen dürfte.

Auch die Transporträder aller Art fanden großes Interesse. Das reichte vom Dreirad für den Kindertransport über Einkaufsräder bis hin zu  Lastentransportern für das Kleinhandwerk. Der Bereich der mobilen Navigation auf dem Rad spielte eine große Rolle – doch bis man sich per App ans Ziel beamen kann, wird es wohl noch eine Weile dauern. So lange gilt: Treten und sich freuen – ob mit oder ohne E-Motor.

VELOBerlin

VELOBerlin_2013_Logo_horizontalVielleicht verbreitet ja die VELO Berlin unter uns Zweiradlern Frühlingsgefühle. Auf das Wetter will man ja kaum mehr hoffen. Am Sonnabend und Sonntag lädt die Fahrradmesse in die Hallen unter dem Funkturm an der Masurenallee in Charlottenburg ein. Insgesamt 230 Aussteller und Marken wollen ihre Produkte und Neuheiten präsentieren. Es gibt Testparcours in- und außerhalb der Hallen und ein umfangreiches Rahmenprogramm.

Ein Schwerpunkt ist das Thema Elektrobikes und Pedelecs. Dazu werden zum Beispiel Typentests angeboten („Welches E-Bike passt zu mir?“, Sbd., 12.45 Uhr, Halle 14), Experten loten die Möglichkeiten aus, elektrische Lastenfahrräder in der Stadt einzusetzen und die Verbindung von Fahrrad, Schienenverkehr und Elektro-Autos spielt eine große Rolle. Das alles firmiert unter dem Themenschwerpunkt des „Metromobile-Programms“ (Sbd., ab 14 Uhr, Halle 14). Er wird am Sonntag ab 11 Uhr mit Themen wie „Radverkehr in Berlin“, „Carsharing“, „Firmenfahrräder statt Firmenautos“ und Special-Interest-Vorstellungen über Elektroroller zum Lastentransport, fortgesetzt.

Auch das Kino zieht in die VELOBerlin ein. In Halle 15 werden mehrmals täglich die Filme der 20 Finalisten des „VELOBerlin Film Awards“ gezeigt. In den ausgewählten Produktionen geht es um kuriose Fahrradläden, besondere Fahrradinitiativen, verrrückte Radler und generell um Menschen, die das Radfahren einfach lieben.

Zu der letzten Kategorie gehört auch der Globetrotter Tilman Waldthaler, der auf seine Weltumrundungen der vergangenen 35 Jahre zurückblickt, die er mit dem Fahrrad absolviert hat. Am Sonnabend (12.15 Uhr, 13.30 Uhr) und am Sonntag (14.30 Uhr, 16 Uhr) stellt er seine Abenteuer vor.

Die Freunde von schönen Stahl-, Carbon- oder Aluminium-Rohren werden bei den Produktpräsentationen aber auch nicht zu kurz kommen. Hersteller wie Batavus, Cannondale, Cube, Koga, Maxcycles, Müsing, Radon, Rose,  Specialized, Storck oder Utopia sind vertreten, und die Zubehöranbieter sind natürlich auch da. Bei aller Vielfalt wird die Zielrichtung der Messe eher der Alltagsfahrer sein, weniger der sportlich orientierte Rennradler.  Aber um vom Frühling zu träumen, ist es eigentlich egal, auf welchem Fahrrad man sitzt.

VELOBerlin, Messedamm 22, Eingang Ost/Masurenalle, Charlottenburg. Sbd.+So. (23.+24. März), 10-18 Uhr, Tagesticket 9 Euro, erm. 7 Euro, ab 15 Uhr 6 Euro, Kinder bis 15 Jahre frei

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Kampfradler

Sportlich ist der junge Mann unterwegs, und schick ist er auch. Strumpfhose, darüber eine dreiviertel lange Hose, und das Rennrad trägt er über der Schulter – für kurze Zeit aber nur. Dann, hops, sitzt er, ein Fahrradkurier, wie sich herausstellt, auf seiner Maschine und kurvt um die Passanten herum, die im Untergeschoss des S-Bahnhofs am Anhalter Bahnhof zur Rolltreppe gehen. Er nutzt sie wie Slalomstangen, eine falsche Bewegung und er liegt auf der Nase oder der Fußgänger fällt hin. Als sich einer beschwert, zeigt ihm der Fahrradkurier auf dem Flitzer den Stinkefinger und beschimpft ihn.  Ein Kampfradler im Einsatz.

Was der Fahrradkurier wohl transportiert? Sympathie ist es jedenfalls nicht.

P.S.

Eine aktuelle Erhebung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz  sagt aus, dass im Berliner Verkehr die Radfahrer das größte Problem für Fußgänger sind.  56 Prozent der Fußgänger fühlen sich von Radfahrern gar auf dem Gehweg bedroht.

Das muss nicht sein, findet der Stadtradler. Auch ich gehe manchmal zu Fuß und freue mich über jeden, der mich das in Ruhe tun lässt. Genauso wie ich mich über Fußgänger freue, die mich auf dem Radweg beachten.