Wenn sich die Autotür plötzlich öffnet

Gefährlich: Plötzlich öffnet sich eine Autotür  Foto: ADFC

Gefährlich: Plötzlich öffnet sich eine Autotür                                                  Foto: ADFC

Vor zwei Tagen hätte es mich beinahe erwischt: Plötzlich öffnet sich vor mir eine Autotür. Ich hatte gerade noch nach hinten geschaut, den Kopf wieder nach vorne gewendet und schreckte auf – zum Glück kam von hinten kein Auto, ich konnte ausweichen. Dieses Alltags-Übel ist wohl nicht klein zu kriegen. Auch bei größter Vorsicht tappt man immer wieder in diese Autofahrer-Falle.

Der ADFC hat auf seiner Seite nun Vorschläge veröffentlicht, wie man dieser Gefahr begegnen könnte. Heute schon könnten Autos technisch so ausgestattet sein, dass der Fahrer vor herannahenden Fahrrädern gewarnt wird. Das wäre doch eine echte Revolution!

http://www.adfc.de/ueberlebenstechnik/ueberlebenstechnik

Unfall auf der Schorlemerallee

Unfall auf der Schorlemer Allee im Juni 2013  Link

Unfall auf der Schorlemer Allee im Juni 2013                                            Foto: Link

Es ist einer jener Verkehrsunfälle, wie sie sie häufig passieren. Er ereignete sich am Dienstagabend auf der Schorlemerallee. Die Straße wurde im vergangenen Jahr lange Zeit umgebaut und neu asphaltiert, in der Mitte entstand der alte Grünstreifen wieder mit jungen Bäumen. Gerne gehen hier Menschen entlang, sitzen auf den Bänken oder führen ihre Hunde aus. Wenn man auf der Straße Richtung Breitenbachplatz fährt, geht es angenehm bergab.

Eine Dame war kurz vor 19 Uhr auf der Schorlemmer Allee mit ihrem Fahrrad unterwegs. Sie fuhr auf der Straße links neben den Autos, die am Rand parkten. Kurz vor der Einmündung der Englerallee passierte es: Ein Autofahrer öffnete die Fahrertür seines Wagens „sehr plötzlich“, wie eine Zeugin sagte. Die Radfahrerin habe keine Chance gehabt auszuweichen. Sie fuhr in die geöffnete Autotür und wurde über die Tür auf die Straße geschleudert. Dort lag sie, als ich auf dem Nachhauseweg vorbeikam, Feuerwehr, Notarzt und Polizei waren da. Passanten hatten erste Hilfe geleistet, eine junge Frau hielt ihre Hand. Der Autofahrer, der seine Tür geöffnet hatte, sprach mit der Polizei. Nach kurzer Zeit wurde die Frau auf einer Liege in den Rettungswagen geschoben. Dort, wo ihr Kopf gelegen hatte, war Blut auf der Straße.

Eigentlich ist die Schorlemerallee eine schöne Straße, auch zum Rad fahren. Seit Dienstagabend ist sie auch eine gefährliche Straße.

BVV weigert sich, eine Fahrradspur anzulegen

P.S. Warum man bei der Sanierung der Schorlemerallee keinen Fahrradstreifen anlegte, ist auf der   Website von Wolfram Däumel schön nachzulesen (www.däumel.de).  Er hat die Diskussion in der BVV aus den Jahren 2009 bis 2012 dokumentiert. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hätte damals einen separaten Fahrradstreifen auf der Straße sogar bezahlt. Die CDU hielt das aber nicht für nötig – man fürchtete den Verlust von Parkplätzen – und befragte die Anwohner. Sie lehnten einen Radweg ab. Das Ergebnis von soviel Bürgersinn konnte man am Dienstag auf der Straße sehen.

Wo geht es weiter?

Typisch: Und plötzlich eine Baustelle auf dem Radweg

Typisch: Und plötzlich eine Baustelle auf dem Radweg

Gerade haben sich bei der 37. Sternfahrt Tausende von Radlern für mehr Radwege und mehr Rücksicht auf Radfahrer stark gemacht, gerade fingen wir an davon zu träumen, dass das etwas nutzen könnte, da holt uns die Realität wieder ein. Eine Baustelle auf einem Radweg, diesmal ist es das Reichpietschufer, kurz vor der Kreuzung mit der Potsdamer Straße. Kein Hinweis kündet das Ende des Radweges an, es gibt keine Umleitung, viele Radfahrer müssen stoppen und schlängeln sich dann zwischen Baugrube und Warnzeichen durch. Natürlich hat auch niemand zwei, drei Schippen Teer hingeworfen, um die hohe Bordsteinkante auszugleichen.

Ist das die neue Aufmerksamkeit für die Probleme der Radfahrer, von der in den vergangenen Tagen die Rede war? Ich sehe nur sehr vertraute, alte Ignoranz am Werk.

Schmährede an alle Diebe

Heute muss ich all jenen Zeitgenossen einmal meine Wut entgegen schleudern, die Fahrradfahrer beklauen. Ihr verbreitet schlechte Stimmung, euer Tun ist zutiefst egoistisch und es ist am wenigsten das, wofür ihr es haltet: eine Heldentat. Im Gegenteil, ihr seid feige, ihr suhlt euch in der Anonymität der Großstadt, ihr wollt euch auf Kosten von Abwesenden profilieren.

Innerhalb einer Woche habe ich an euch Nichtsnutze die Akku-Leuchte und einen Tacho meines Fahrrads verloren. Beide Male geschah es an der gleichen Stelle in Steglitz, doch der Ort ist eigentlich egal. Mit wurde das Licht auch schon am Potsdamer Platz geklaut, und 30 Minuten Parken in Mitte hat es einmal auch nicht überlebt. Mein erster Tacho hielt gerade mal vier Wochen, bis er geklaut war.

Haben euch eure Kumpels nach dem Diebstahl auf die Schultern geklopft? Seid ihr mit Siegerlächeln über den Gehweg stolziert? Benutzt ihr die geklauten Gegenstände oder habt ihr sie gleich in den nächsten Mülleimer geworfen? Ich vermute Letzteres. Denn es geht euch nicht um Bereicherung, sondern darum, andere zu ärgern.

Ich werde mein Rad jetzt unter Strom setzen, wenn ich es abschließe. Jeder Griff wird den nächsten von euch in eine Schockstarre versetzen. Ich freue mich, die Fotos von euch in einer Galerie zu veröffentlichen. Den Namen für die neue Rubrik gibt es auch schon: „Freudentänze“ wird sie heißen.

Nichts für schwache Nerven: die Rüttelstrecke nach Spandau

Eng, holprig, gefährlich: "Radweg" an der Heerstraße Foto: Link

Schmal, holprig, gefährlich: „Radweg“ an der Heerstraße nach Spandau                         Foto: Link

Eine Fahrt nach Spandau ist nichts für Feiglinge. Und zwar nicht wegen des trotzigen Eigensinns, den man den Havelstädtern nachsagt, sondern wegen des Weges dorthin. Er erfordert artistisches Können und Nervenstärke, ein Schuss Todesverachtung kann auch nicht schaden. Dabei hat die Strecke anfangs durchaus Wohlfühlcharakter. Gleich hinter dem S-Bahnhof Heerstraße fährt man ruhig auf der Parallelstraße zur Heerstraße. Selbst dem Parkplatzsuchverkehr der Fußballfans, die ins Olympiastadion wollen, sieht der Radfahrer gelassen entgegen.

Doch dann kommt’s. Ab der Glockenturmstraße verwandelt sich der schöne breite Fahrweg in eine verdammt schmale Rüttelpiste, die selbst hartgesottene Biker vor dem Verkehr erzittern lässt. Nur von zwei durchgezogenen Linien von der Heerstraße getrennt, zieht sich eine dünner Fahrstreifen nach Pichelsdorf, der den Namen „Radweg“ trägt. Links brausen Autos am Radler vorbei, deren Luftsog manchen ins Wanken geraten lässt, rechts begrenzen die Bordsteine des Gehwegs den Fahrraum – nicht nur klaustrophobische Existenzen flüchten da schnell auf den Gehweg. An den Rand gedrängt, auf eine schmale, holprige Piste abgeschoben – die Fahrrad-Strecke zwischen Glockenturmstraße und Pichelsdorf ist wie aus dem Horrorkabinett der Verkehrsplaner von vorgestern.

Verbesserung in Sicht – aber nur auf Spandauer Seite

Offenbar ist auch den Tiefbauämtern in Charlottenburg und Spandau die Gefährdung klar, der Radfahrer auf diesem Fahrstreifen ausgesetzt sind. Man griff zur einfachsten Abhilfe und stellte ein Schild für die gemischte Nutzung des Gehweges für Fußgänger und Radfahrer auf. Womit das Problem auf den Gehweg verlagert wurde. Und daran wird sich auf Charlottenburger Seite leider auch nichts verbessern. „Vom Bezirk aus ist auf absehbare Zeit keine Änderung geplant“, heißt es im Tiefbauamt. Die Mittel reichten nur zur unmittelbaren Gefahrenabwehr aus, eine Verbreiterung oder Neuanlage des Radwegs sei nicht vorgesehen.

Im Tiefbauamt Spandau hat man mehr Problembewusstsein. „Die Strecke ist uns schon lange ein Dorn im Auge“, sagt Amtsleiter Michael Spiza. Sie sei zu schmal angelegt worden und sehr alt, der gemischt nutzbare Fußgängerweg sei nur eine Notlösung. Und man arbeitet  an einer Änderung. Auf Spandauer Seite sind Flächen rechts der Fahrbahn erworben worden, um die Verkehrsfläche für Fußgänger und Radfahrer zu verbreitern. Dafür stünden Bundesmittel aus dem Topf zur Neugestaltung der Straßenbrücke über den Stößensee zur Verfügung. Von der Straße wird aber nichts abgezwackt. Auch einen eigenständigen Radweg wird es nicht geben. Der breitere Fußgänger-/Radweg könne 2015 fertig gestellt sein, sagt Spiza. Das wird dann die Radler aus Spandau bis zur Bezirksgrenze freuen. Auf Charlottenburger Seite müssen sie weiter Nervenstärke beweisen.

 

 

Eingequetscht

Jetzt ist es leider Zeit, das erste Ärgernis dieser noch jungen Fahrradsaison  aufzuschreiben. Es ereignete sich gestern Abend, kurz vor sieben Uhr auf der Thielallee an der Kreuzung mit der Berliner Straße. Vor mir fährt ein Rennradler, ich dahinter, beide fahren wir rechts am Straßenrand mit mäßigem Tempo. Ich bin auf dem Nachhauseweg, der Kollege ist im Trikot.

Kurz vor der Kreuzung mit der Berliner Straße befindet sich links eine Baustelle, die Autos müssen auf der Thielallee nach rechts ziehen, für uns Radfahrer wird der Platz eng: Rechts parken Autos, unter anderem ein Kastenwagen. Ein Auto fährt so weit nach rechts, dass der vor mir Fahrende scharf bremsen muss, um nicht eingequetscht zu werden, er kann noch nach links ausweichen. Für mich ist es zu spät – ich gerate in die Falle. Zwischen dem Auto und einem Kastenwagen bin ich eingekeilt, fürs Weiterfahren ist der Platz zu knapp, ich kippe nach rechts an den Transporter. Ich beuge mich zu der Fahrerin des Autos, um zu sehen, ob sie wenigstens Unverständnis für ihre Rücksichtslosigkeit hat – Fehlanzeige. Lautes Gehupe, mit einem Wink will sie mir bedeuten, ich solle weiterfahren. Zum ersten Mal in diesem Jahr träume ich von Krähenfüßen.

Kampfradler

Sportlich ist der junge Mann unterwegs, und schick ist er auch. Strumpfhose, darüber eine dreiviertel lange Hose, und das Rennrad trägt er über der Schulter – für kurze Zeit aber nur. Dann, hops, sitzt er, ein Fahrradkurier, wie sich herausstellt, auf seiner Maschine und kurvt um die Passanten herum, die im Untergeschoss des S-Bahnhofs am Anhalter Bahnhof zur Rolltreppe gehen. Er nutzt sie wie Slalomstangen, eine falsche Bewegung und er liegt auf der Nase oder der Fußgänger fällt hin. Als sich einer beschwert, zeigt ihm der Fahrradkurier auf dem Flitzer den Stinkefinger und beschimpft ihn.  Ein Kampfradler im Einsatz.

Was der Fahrradkurier wohl transportiert? Sympathie ist es jedenfalls nicht.

P.S.

Eine aktuelle Erhebung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz  sagt aus, dass im Berliner Verkehr die Radfahrer das größte Problem für Fußgänger sind.  56 Prozent der Fußgänger fühlen sich von Radfahrern gar auf dem Gehweg bedroht.

Das muss nicht sein, findet der Stadtradler. Auch ich gehe manchmal zu Fuß und freue mich über jeden, der mich das in Ruhe tun lässt. Genauso wie ich mich über Fußgänger freue, die mich auf dem Radweg beachten.