Kleinmachnow: Fahrradweg muss nicht benutzt werden

Zehlendorfer Damm Kleinmachnow

Der Zehlendorfer Damm in Kleinmachnow                                                Foto: Link

Die Unsicherheit hat ein Ende: Wer von Zehlendorf aus durch Kleinmachnow nach Stahnsdorf fährt, muss den Fahrradweg in Kleinmachnow nicht benutzen. Das hat jetzt laut „Tagesspiegel“ das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschieden. Damit hat das Gericht die Benutzungspflicht des kombinierten Rad- und Fußgängerwegs entlang der Ortsdurchfahrt, dem Zehlendorfer Damm, gekippt. Gegen die Entscheidung kann keine Revision eingelegt werden.

Kleinmachnow: Fahrradweg muss nicht benutzt werden

2010 hatte die Kreisverwaltung Potsdam-Mittelmark die Benutzungspflicht des kombinierten Fußgänger- und Fahrradweges auf dem Zehlendorfer Damm gegen die Kritik unter anderem des ADFC angeordnet. Als Gründe wurden laut „Tagesspiegel“ damals das hohe Verkehrsaufkommen und eine Gefährdung von Radfahrern auf der nur 6,50 Meter breiten Straße angegeben: Beim Überholen der vor den Grundstücken geparkten Autos müssten sie auf die Gegenfahrbahn ausweichen. Die Kritik damals lautete, der Radweg sei unübersichtlich. Wer ihn jemals benutzt hat, kann das bestätigen: Er führt  an vielen Grundstückseinfahrten vorbei, aus denen immer wieder Autos herausfahren, man muss Fußgängern ausweichen oder Platz einräumen.

OVG sieht keine besondere Gefahr für Radfahrer

Das OVG kam nun entgegen dem Potsdamer Verwaltungsgericht zu der Ansicht, dass auf dem Zehlendorfer Damm keine besondere Gefährdungslage bestehe. Nur dann darf nämlich mit dem typischen blauen Verkehrszeichen die Benutzungspflicht eines Radweges angeordnet werden. Diese Gefährdung liege hier nicht vor, urteilten die Richter, die Benutzungspflicht des Radwegs somit unnötig. Geklagt hatte in dem neunjährigen Verfahren der Verkehrsreferent des Brandenburger ADFC, Peter Weis. 

Ein Präzedenzfall?

Untere Rechts- oder Verwaltungsinstanzen berufen sich bei der Anordnung einer Radweg-Benutzungspflicht gern auf die hauseigene „Expertise“. Folglich werden gerne blaue Schilder aufgestellt, wo es die Verkehrssituation gar nicht gebietet. Im Fall des Zehlendorfer Damms nun wandten die Richter die seit 2010 bestehenden „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ (ERA) an. Sie enthält präzisere Möglichkeiten zur Führung des Radverkehrs auf Fahrbahnen als der alte Katalog von 1995. Peter Weis sieht laut „Tagesspiegel“ das Urteil indessen als grundsätzlich an für die Entscheidung in ähnlichen Fällen in Brandenburg. Während die ERA in anderen Ländern als Regel diene, entscheide man in Brandenburg oft noch eigenem Gutdünken, gibt ihn der „Tagesspiegel“ wider. Die Chance, dass sich dieses Verhalten nun ändere, sei mit dem Urteil gewachsen. Wollen wir es hoffen!

 

Frühlingserwachen: Rennrad-Tour nach Schenkenhorst

 

Mädchen auf Pferd

Junge Reiterin auf dem Pferdehof in Schenkenhorst                     Foto: Link

Am Sonntag war er endlich da, der Frühling, mit dem schon kaum einer mehr rechnete. Man hörte ihn schon früh, so um 5 Uhr, sogar die Vögel begrüßten ihn freundlich. Ich bin sicher, sie pfiffen fröhlicher als noch vor einer Woche.

Ein schöner Tag also, um nach langer Pause aufs Rennrad zu steigen. Im Wohnzimmer hatte es überwintert, geduldet fast wie ein Familienmitglied. Staub wischen, Rucksack packen – Banane, Unterhemd zum Wechseln, Karte, Luftpumpe – und los geht. Es fühlt sich gut an, wieder auf dem Rennrad zu sitzen, in die Kurbel zu treten, die Kette surren zu hören. Was der Rücken wohl macht, die Schulterpartie? Erst einmal gar nichts. Mit leichtem Rückenwind fahre ich Richtung Wannsee und bin erstaunt: Sogar die Autofahrer scheinen vom Frühling angesteckt zu sein und zeigen sich von ihrer freundlichen Seite.

Ich fahre zum Reiterhof nach Schenkenhorst. Über Wannsee, Steinstücken, Potsdam-Drewitz. Ich bin ja gegen Pferde allergisch, obwohl ich mit Pferden aufwuchs. Aber meine Frau und eine meiner Töchter reiten dort, und so ist der Reiterhof inzwischen ein beliebter Familientreff geworden.

Es ist eine Strecke zum Einfahren. Ich starte in Zehlendorf. Man fährt auf der Berliner Straße und der Potsdamer Chaussee nach Wannsee. Hier sind schon die ersten Segelboote auf dem Wasser. Die Touristen-Busse fehlen noch. Am Ortsende biegt man von der Königstraße links Richtung Kohlhasenbrück ab. Dann geht es durch den Ortskern, über ein kurzes Stück Kopfsteinpflaster und dann auf der Straße durch den Wald.  Hier draußen geht es beschaulich zu, man hat den Trubel Berlins verlassen. Nach circa einem Kilometer überquert man den Teltowkanal. Hinter der Böckmannbrücke biegt die Strecke links Richtung Steinstücken ab.

Erst einmal durchfahren wir aber auf der Neuen Kreisstraße, der Bäkestraße und dem Königsweg Kohlhasenbrück. Die einstige Exklave ist ein ruhiger Vorort Berlins geworden mit direkter Anbindung an Babelsberg. Auf der Bernhard-Beyer-Straße fährt man parallel zur S-Bahn nach Steinstücken rein, man bleibt auf der Hauptstraße, bis man auf die Mendelssohn-Batholdy-Straße stößt. In sie biegt man nach rechts ein und fährt dann geradeaus. An der Kreuzung mit der Großbeerenstraße  fährt man in die Neuendorfer Straße, vorbei an den Hochhäusern, Richtung Teltow/ Ludwigsfelde. Der Charme von Plattenbauten und die Betonpiste reißen einen schnell aus romantischen Sonntagsträumen. Man bleibt auf der Hauptstraße und fährt auf der Ricarda-Huch-Straße in das Vorzeige-Neubaugebiet  Kirchsteigfeld. Über die Marie-Juchacz-Straße und die Clara-Schumannstraße kommt man zur Trebbiner Straße. Hier biegt man links Richtung Ludwigsfelde/Autobahn ab.

Wenn man die Autobahn überquert hat, folgt ein Stück Landstraße, das durch den Wald führt. Nicht immer sind einem die vorbei rasenden Autofahrer ganz geheuer. Parallel zur Straße gibt es aber für ängstliche Gemüter auch einen Radweg. Im ersten Kreisverkehr nimmt man die zweite Ausfahrt Richtung Ludwigsfelde/Ahensdorf. Im nächsten Kreisverkehr dann die Richtung Schenkenhorst.

Radlerglück auf dem platten Land

Hier draußen ist man nun endgültig auf dem Brandenburger Land angekommen. Weit kann der Blick über die Wiesen schweifen, hie und da ein Vogel, wenig Verkehr. Zaghaft noch nähert sich der Frühling, winter-grau liegt die Erde vor uns, aber die Natur erwacht. Der Radweg neben der Straße ist wunderbar eben und nicht zu dicht befahren. Die Maschine surrt. So einfach kann Radlerglück sein.

Französische Torten im „Aux Delices Normands“

Bald liegt der Reiterhof Schenkenhorst auf der linken Seite. vor uns Man kann hier eine kleine Rast machen, den selbstgebackenen Kuchen genießen – oder auch weiterfahren. An der nächsten Kreuzung biegt man links Richtung Güterfelde ab. Auch hier gibt es parallel zur Straße wieder einen Radweg. Hier nimmt der Verkehr meist etwas zu. Wenn man Stahnsdorf erreicht hat und sich die Pause in Schenkenhorst verkniff, sollte man in Didier Canets Boulangerie „Aux Delices Normands“ am Dorfplatz unbedingt Halt machen. Bessere Torten findet man in weitem Umkreis nicht. Zudem liegt die Bäckerei in einem geschmackvoll restaurierten Altbau mit kleinem Garten, der ideale Ort für eine kleine Pause.

Vorbei am Restaurant Bäkemühle und dem Machnower See gelangt man nach Kleinmachnow und zurück Zehlendorf. Die wuselige Stadt hat uns wieder. Und der Frühling ist immer noch da. Die Schulter hat sich noch nicht gemeldet. Das kann eine schöne Saison werden.  Länge: ca. 45 Kilometer