E-Bike Ampler Curt im Test

Hervorgehoben

Dem „Curt“ von Ampler sieht man kaum an, dass es ein E-Bike ist Foto: Link

Auf der Suche nach einem E-Bike für den Stadtverkehr sind meine Frau und ich bei dem Ampler „Curt“ hängengeblieben. Das Fahrrad sollte nicht klobig und schwer sein, sondern sich auch noch die Berliner U-Bahntreppen hinauftragen lassen. Es sollte eine vernünftige Reichweite haben und sich für alle Fälle auch noch fahren lassen lassen, wenn der Akku einmal leer sein sollte. Seit drei Monaten haben wir nun das Ampler „Curt“. Hier nun ein Fazit zu dem Fahrrad.

Warum das Ampler „Curt“ ?

Das „Curt“ wiegt 14,3 kg und ist somit ein Leichtgewicht unter den E-Bikes. Damit kann man es noch gut Treppen hinauftragen. Zudem stellte sich bei der Probefahrt heraus: Das „Curt“ lässt sich auch ohne Akku-Unterstützung mindestens so gut fahren wie ein konventionelles Fahrrad. Jedenfalls allemal besser als das 26 Jahre alte Stahlrad meiner Frau. Hinzu kam: Das „Curt“ ist schick. Ganz in Schwarz, ohne dicken Akku-Pack am Rahmen, denn der ist ganz in das Unterrohr integriert. Dem „Curt“ sieht man kaum an, dass es ein E-Bike ist. Das hat uns gefallen.

Ausstattung des Ampler „Curt“

Das „Curt“ ist ein harter Knochen – die Gabel ist zwar aus Carbon und dämpft Fahrbahnstöße etwas ab, das Rad hat aber einen Alu-Rahmen und eine Alu-Sattelstütze. Ein Komfortwunder ist es nicht. Man kann es als Single-Speed mit Carbonriehmen kaufen oder mit einer 10-Gang-Deore-Kettenschaltung von Shimano. Wir haben uns für die Kettenschaltung entschieden, weil man damit auch steile Anstiege schafft. Das Fahrrad wird mit Schutzblechen und einer Lichtanlage (Scheinwerfer von Busch & Müller) geliefert. Das Rücklicht ist als Drei-Dioden-Version im Sattelrohr integriert. Gepäckträger und eine Stütze muss man extra kaufen.

Gebremst wird mit hydraulischen Shimano M 600 Scheibenbremsen mit einem Durchmesser von 160 Millimetern. Die Betätigung ist leichtgängig, die Komponenten machen alle einen wertigen Eindruck

Reifen, Verarbeitung

Als Standardbereifung wird das „Curt“ mit 32 mm breiten Continental Grand Prix Four Seasons geliefert – leichten Reifen, die in zahlreichen Tests immer wieder ihre Robustheit bewiesen haben. Die Reifenbreite sorgt wenigstens für ein bisschen Fahrkomfort.

Die Verarbeitung des in Estland hergestellten „Curt“ ist tadellos – da wackelt oder klappert nichts, die Schweißnähte sind schön glatt, der Lack dick genug aufgetragen, die Schutzbleche sitzen fest. Auch den sportlichen Sattel findet meine Frau ganz Ordnung. So soll es sein.

Akku und Motor am Ampler „Curt“

Fast unsichtbar: der Nabenmotor des „Curt“

Das „Curt“ hat einen 336 Wattstunden-Akku, der zusammen mit der Steuerung (Controller und Sensoren) dezent im Unterrohr versteckt ist. Er kann nur für Reparaturzwecke entnommen werden – nicht mal so eben zum Aufladen mit ins Büro oder die Wohnung genommen werden. Geladen wird er mit einem magnetische haftenden Stecker knapp oberhalb des Tretlagers. Die komplette Ladezeit gibt Ampler mit 2,5 Stunden an. Wir haben den Akku noch nie von Null auf 100 Prozent geladen – die Angabe könnte aber stimmen, es geht jedenfalls flott.

Der Nabenmotor im Hinterrad dürfte aus China stammen, auch wenn Ampler seinen eigenen Namen darauf gedruckt hat. Er liefert wie Pedelec-Motoren 250 Watt und hat ein maximales Drehmoment von 50 Newtonmetern. Man kann zwischen zwei Unterstützungsstufen wählen: normal (100%) und Boost (150%). Über eine App kann man diese Leistungsabgabe nochmal zusätzlich anpassen – also wieviel Leistung in dem jeweiligen Unterstützungsmodus abgegeben werden soll. Die App zeigt auch andere Daten an, etwa, den Akku-Stand, wieweit man gefahren ist, wie lange die Fahrt noch dauert, und sie enthält Karten für die Navigation. Das ist alles sehr simpel und erfreulich klar dargestellt.

Einschalten des Ampler „Curt“

Startknopf und darunter die Ladebuchse des Ampler Curt

Eingeschaltet wird das „Curt“ über einen Knopf an der Ladebuchse über dem Tretlager. Leuchtet er grün, ist die volle Akku-Ladung vorhanden. Mit abnehmendem Akku-Stand wechselt die Farbe über Orange ins Rote. An diesem Knopf wird auch das Licht eingeschaltet. Drückt man ihn länger als eine Sekunde, leuchten Frontscheinwerfer und Rücklicht. Eine Merkwürdigkeit hat diese Lösung allerdings: Für den zentralen Ein- und Aus-Schalter gibt es keine funktionierende Abdeckung. Man hat bei Ampler wohl großes Vertrauen in die Spritzwasserresistenz der Kontakte. Über eine App kann man das Licht ebenfalls an- und ausschalten. Während der Fahrt ist das aber nur dann möglich, wenn man das Handy irgendwo greifbar am Lenker montiert hat. Ansonsten muss man anhalten.

Frontlicht von Busch & Müller
Rücklicht im Sattelrohr

Wie fährt sich das Ampler „Curt“?

Das „Curt“ gibt seine Unterstützung erfreulich sanft und direkt ab. Kaum hat man den Fuß auf das Pedal gesetzt, setzt schon ein leichter Schub ein, der je nach Unterstützungsstufe auch kräftiger ausfallen kann. Es ist, als habe man permanent Rückenwind. Bis 25 km/h wirkt der Motor leicht und unauffällig, darüber regelt er sanft ab und bremst nicht. Man muss jenseits der 25 km/h keinen internen Motorwiderstand überwinden. Der Motor ist erfreulich leise, man hört allenfalls ein ganz leises Surren. Auf dem „Curt“ sitzt man sportlich, die gelieferten Gummi-Griffe haben wir mit etwas ergonomischeren Modellen ersetzt, um die Handgelenke zu schonen. Die Bremsen sind über jede Kritik erhaben, und das Licht macht, was es soll: die Fahrbahn ausreichend auszuleuchten.

Dauertempo 25 km/h ohne Anstrengung

Ich habe bisher nur die schwächste Unterstützungsstufe benutzt und war vollkommen zufrieden damit. Der Motor ermöglich einem in der Stadt ein Dauertempo von 24-25 km/h, das man auch auf langen Strecken halten kann, ohne ins Schwitzen zu kommen. Das ist sehr angenehm – etwa auf dem täglichen Weg ins Büro. Und was auch angenehm ist: Die Motorunterstützung nimmt einem auch etwas die Furcht vor langen Nach-Hause-Wegen spätabends, wenn man vielleicht schon müde ist. Vor 20 Kilometern Heimweg muss man sich da nicht mehr fürchten.

Reichweite des Ampler „Curt“

Ampler gibt die Reichweite mit 45 bis 100 km an – je nach Unterstützungsstufe. Im Durchschnitt sollen 70 km möglich sein. Das ist nach unseren Erfahrungen im Stadtverkehr bei kleinster Unterstützungsstufe ein realistischer Wert. Die Strecke mag manchem kurz erscheinen, für den Weg zur Arbeit und zurück reicht sie aber völlig aus. Wir haben das „Curt“ im Spätherbst gefahren, als es nicht mehr warm war – vielleicht sind im Sommer auch ein paar Kilometermehr drin.

Das E-Bike Curt von Ampler
Das Kettenblatt (42 Zähne) ist eine Eigenproduktion

Alternativen: VanMoof und Cowboy

Wir haben lange überlegt, welches E-Bike es denn werden soll. Zunächst favorisierten wir ein „Cowboy“ wegen des abnehmbaren Akkus. Eine Probefahrt machte richtig Spaß, der Motor setzt genauso wie beim „Curt“ sanft, sofort und prima dosiert ein. Das „Cowboy“ ist aber ein Single-Speed-Bike. Für Bergfahrten schien es uns nicht so geeignet. In Frage gekommen wäre vielleicht auch nach das VanMoof S3 mit Frontmotor und der sehr bequemen Enviolo-Nabenschaltung. Bei dem Holländer gefiel uns aber die Motorcharakteristik und die doch sehr aufrechte Sitzhaltung nicht so gut. Und nachdem sich herausstellte, dass wir das „Curt“ auch im Keller unserer Mietwohnung aufladen können, war der herausnehmbare Akku des „Cowboy“ auch kein schlagendes Kaufargument mehr.

Fazit

Das „Curt“ ist ein schickes E-Bike für alle, die schlanke Fahrrad-Silhouetten lieben. Es hat eine für den Stadtbetrieb ausreichende Reichweite, mit der Kettenschaltung kann man sich auch auf Touren ins hügelige Gelände wagen, die Bedienung ist simpel und nicht überladen, die Verarbeitung top, und wenn man damit fährt, bekommt man Lust auf mehr. Zudem fährt es sich auch ohne Motorunterstützung wie ein konventionelles Fahrrad. Wir können das „Curt“ empfehlen. Es ist ein gelungener Wurf (was auch für die völlig problemlose, rasche Online-Lieferung gilt). Einziger Wermutstropfen: Es kostet 2890 Euro.

Shimano-Scheibenbremsen mit Problemen

Scheibenremse

Scheibenbremse an einem Rennrad                                          Foto: pd-f

Die Zeitschrift „Roadbike“ hat in ihrer Ausgabe 10/2015 erneut Scheibenbremsen getestet und bei den Modellen von Shimano Mängel festgestellt. Drei Modelle sind nach Erkenntnissen der Tester für den harten Rennradeinsatz nicht geeignet, weil sich die Bremsbeläge unter großer Belastung verformen. Damit bestätigen sich frühere Ergebnisse, die auch schon die Zeitschrift „Tour“ veröffentlicht hatte. Betroffen sind folgende Modelle:

  • Shimano BR-R 517
  • Shimano BR-RS 785 140 mm-Disc
  • Shimano BR-S 785 160 mm-Disc

Bei dem Modell BR-R 517 stellten die Tester fest, dass es sich unter großer Hitze „stark verzieht“. Die 140-mm-Scheibe BR-RS 785 verformte sich gar dauerhaft, sie ist „nur für den Cross-Einsatz bzw. flaches Gelände“ geeignet. Und die BR-RS 785 neigt bei hoher Belastung „zum Schleifen und verformt sich dauerhaft“, so die Tester.

Sram und TRP ohne Probleme

Ohne Probleme absolvierten dagegen die Scheibenbremsen von Sram (Red, Rival) und TRP (HY/RD) den Test. Sram Red und Sram Rival waren trotz eines Preisunterschieds (1120 Euro zu 832 Euro) im Test gleich gut, die Rival verzog sich zwar minimal, war aber jederzeit einsatzfähig. Erstaunlich war auch das Ergebnis der nur 150 Euro teuren, per Seilzug angesteuerten TRP. Sie bremste zuverlässig, wenngleich nicht so bissig wie die teureren Modelle.

Scheibenbremsen: Testbedingungen

Auf einer abschüssigen Strecke von 2,2 km Länge und 11% Gefällte mussten die Bremsen mehrere Serien von 20 Vollbremsungen aus 45 km/h durchlaufen. Das Komplettgewicht betrug 85 kg. Die kleine 140-mm-Scheibe von Shimano war dabei nach 12 Bremsungen so verzogen, dass sie keine Leistung mehr brachte.

Fazit

Die Tester sagen, dass unter normalen Bedingungen im Flachland auch die Shimano-Bremsen unbedenklich sind. Wenn es in den Bergen hart auf hart kommt, sind sie aber nicht zu empfehlen.

Scheibenbremsen am Rennrad sind gefährlich

Scheibenremse

Scheibenbremse an einem Rennrad

Scheibenbremsen sieht man immer häufiger an Stadträdern. Was vor zwei Jahren als Experiment begann, ist mittlerweile fast state of the art. Scheibenbremsen sind bei Regen Felgenbremsen deutlich überlegen, der Bremsweg ist erheblich kürzer. Die Systeme unterscheiden sich nicht viel, manche werden hydraulisch angesteuert, andere mechanisch per Seilzug. Was auf flachem Terrain bei mäßiger Beanspruchung, wie sie im Stadtverkehr vorkommt, ausreicht, kann aber zur Pleite werden, wenn der Brems-Stress groß ist: Die Zeitschrift TOUR hat in ihrer Ausgabe 6/2014 Icetech-Scheibenbremsen von Shimano an Rennrädern getestet und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.

Scheibenbremsen lösen sich bei Bergabfahrten auf

Die Icetech-Scheiben von Shimano gibt es wie die meisten Scheibenbremsen mit 140 und 160 mm Durchmesser. Icetech hat zwischen zwei äußeren Scheiben einen Aluminiumkern. Er soll die Reibungswärme besser ableiten, die Scheibe ist insgesamt relativ leicht. Das Testrad hatte ein Gesamtgewicht von 104 Kilogramm, die Scheiben einen Durchmesser von 160 mm. Die Teststrecke war in den Bergen, auf einer Länge von zwei Kilometern ging es 250 Höhenmeter tief hinab. Auf der ersten Testfahrt wurde das Tempo mit Schleifbremsung auf unter 30 km/h gedrückt bis zum Ende der Teststrecke. Es trat leichtes Fading auf, aber die Bremse bremste noch. Auf der zweiten Testfahrt wurden die Kurven scharf angefahren, dann wurde abgebremst. Am Ende wurde auf einem gerade verlaufenden Stück mit 20% Gefälle auf 60 km/h beschleunigt und gebremst – der Aluminiumkern schmolz wie Sonne im Frühjahrsschnee. Flüssiges Metall wurde aus der Bremsscheibe gedrückt, das Rad war unfahrbar.

Die Felgenbremse hält

Unter den gleichen Bedingungen hielt eine traditionelle Felgenbremse problemlos.

Fazit

Die Icetech-Scheiben mögen in flachem Terrain für Stadtradler oder auch Rennradler eine Lösung sein, sobald man ins Gebirge fährt und hartes Abbremsen nötig wird, sollte man lieber auf konventionelle Lösungen vertrauen, empfiehlt TOUR. Dass Bremsen beim Einsatz hinwegschmelzen, finden nicht nur die Tester unmöglich. Jeder Laie wird es genauso sehen. Alleine 160 mm-Stahlscheiben scheinen den Testern eine angemessene Lösung – die sind aber für Rennräder nicht vorgesehen. Für Fahrten in der Stadt oder auf nur leicht welligem Gelände reichen geprüften Bremsen zwar aus – aber will schon seine Bremsen wechseln, wenn er in die Berge fährt?

Hier ist der Link zu dem Testvideo von TOUR: http://bit.ly/1qffavL