Ich war in Hamburg, nicht mit dem Fahrrad, sondern mit dem Zug, beruflich, und ich bin auch nicht Rad gefahren, aber ich habe die Hanseaten beobachtet wie sie Rad fahren, wie sie Auto fahren, wie Fußgänger im Straßenverkehr behandelt werden.
Und ich muss sagen: Dem Berliner, dessen Ruf ja eh darunter leidet, mehr Rüpel als Bürger zu sein, könnte ein Besuch im Hamburg ganz gut tun. Er könnte etwas von der hanseatischen Gelassenheit lernen, vom freundlichen Umgang untereinander, von Rücksichtnahme, ja einer gewissen Sanftheit des Auftretens. Ich hatte den Eindruck, die Stärkeren respektieren die Schwächeren, ich habe keine Kämpfe um kombinierte Geh- und Radwege gesehen, und ich habe Radwege gesehen, die diesen Namen auch verdienen.
Zurück in Berlin, habe ich mich auf meiner ersten Fahrt nach wenigen Metern beinahe in einer Hundeleine verhakt, die sich über den Radweg spannte. „Ach, ich haben sie nicht gesehen“, sagte Frauchen entschuldigend. Zum Glück habe ich sie gesehen. Und auf dem Rückweg schnauzte mich eine Hundehalterin an, weil ich im Absteigen vom Rad über den Gehweg zu unserem Hauseingang rollte. Nein, zivilisierter Umgang im Alttag ist kein Markenzeichen der Berliner. Etwas mehr hanseatische Gelassenheit wäre eine echte Bereicherung für das Leben in der Stadt.