Kritik an Googles neuem Fahrrad-Routing

Die Wogen der Kritik an Googles neuem Fahrrad-Routing schlagen hoch. In den Foren geht die Debatte hin und her, die „Welt“ vergleicht den Dienst gar mit dem grandiosen Fehlstart von Apples Kartendienst. Haupttenor der Kritik: Die Fahrradrouten, die Google ausweist, sind in Wahrheit gar keine Fahrradstrecken, sondern Autostraßen. Die versprochenen fahrradfreundlichen Nebenstrecken blieben unberücksichtigt, gut befahrbare Feld- oder Waldwege würde nicht erkannt.

Fahrradfreundliche Strecken zum Teil nicht erkannt

Meine Erfahrungen sind geteilt: So weist der neue Dienst zwar eine Strecke an der Havel fürs Fahrrad aus, die das Google-Pkw-Rounting bislang nicht erkannte, andererseits werden aber nicht alle fahrradfreundlichen Strecken in Berlin gefunden. Meine Lieblingsstrecke vom Büro nach Hause zeigt „Google-Fahrrad“ zum Beispiel nicht an. Stattdessen wird mir eine viel befahrene Hauptverkehrs-Strecke vorgeschlagen. Das ist nicht die versprochene verkehrsarme Radler-Strecke.

Noch ist der Dienst in einer Beta-Version, Nutzer sind zudem aufgefordert, eigene Änderungen über „Map Marker“ einzubringen. Geben wir Google noch etwas Zeit. Apples Kartendienst ist mittlerweile ja auch benutzbar geworden. Und als Service finde ich den neuen Dienst von Google durchaus sympathisch.

Google Maps mit Fahrrad-Routing

Google hat seinen Kartendienst überarbeitet und bietet nun auch eine Streckensuche für Fahrräder an. Wie der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) mitteilt, hat der Internet-Riese die neue Funktion mit dem (ADFC) zusammen erarbeitet. Der Club steuerte rund 250.000 Kilometer geprüftes Kartenmaterial bei, Google ergänzte den Bestand aus eigenen Karten.

Der Menüpunkt „Fahrrad“ befindet sich auf der Google-Maps-Seite oben links neben den schon bestehenden Suchfunktionen für „Auto“, „Öffentliche Verkehrsmittel“ und „Fußgänger“. Wenn man ihn anklickt, erstellt Google eine Route, die man um eigene Routenpunkte nach Belieben erweitern kann. Dabei werden nicht nur offizielle Straßen berücksichtigt, sondern auch Nebenstrecken einbezogen. Ein erster Test bestätigt: Wo das Auto-Routing von Google noch versagte, zeigte Google-Fahrrad nun auch Seitenstraßen oder kleinere Wege an.

Alternativstrecken und 3 D-Ansicht

Laut ADFC soll die Routensuche dazu tendieren, viel befahrene Strecken zu meiden. Ähnlich wie bei der Suche von Pkw-Strecken schlägt der Routenplaner fürs Fahrrad auch Alternativen vor. In die Berechnung der Fahrzeit soll die Anwendung Faktoren wie Streckenbeschaffenheit und die Anzahl der Ampeln einbeziehen. Für die 50 Kilometer von Berlins Süden nach Oranienburg gab Google zwei Stunden und 48 Minuten an – sicherlich kein Rennrad-Tempo.

Außer einer Kartenansicht, in die die von manchen ADFC-Karten bekannten grünen Radstrecken eingezeichnet sind, bietet die Funktion auch eine 3-D-Ansicht. Damit ist es möglich, die Strecke virtuell abzufahren und einen Eindruck aus der Vogelperspektive zu gewinnen.

App für Android-Handys

Die neue Funktion von Google-Maps funktioniert auch auf Android-Handys. Damit ist nicht nur die Streckenauswahl auf diesen Handys möglich, laut ADFC soll die Funktion auch eine Routenführung per Sprachausgabe bieten. Überprüfen konnten wir das noch nicht.

In den USA hatte Google den Dienst schon 2010 veröffentlicht. Auch in einigen europäischen Ländern war er seit geraumer Zeit schon nutzbar. Es bleibt noch die Frage nach dem Stromverbrauch. Manche Apps sind in dieser Disziplin ja wahre Akku-Killer. Wie sich Google-Maps hier schlägt, muss man selbst erst einmal ausprobieren.

 

Nichts für schwache Nerven: die Rüttelstrecke nach Spandau

Eng, holprig, gefährlich: "Radweg" an der Heerstraße Foto: Link

Schmal, holprig, gefährlich: „Radweg“ an der Heerstraße nach Spandau                         Foto: Link

Eine Fahrt nach Spandau ist nichts für Feiglinge. Und zwar nicht wegen des trotzigen Eigensinns, den man den Havelstädtern nachsagt, sondern wegen des Weges dorthin. Er erfordert artistisches Können und Nervenstärke, ein Schuss Todesverachtung kann auch nicht schaden. Dabei hat die Strecke anfangs durchaus Wohlfühlcharakter. Gleich hinter dem S-Bahnhof Heerstraße fährt man ruhig auf der Parallelstraße zur Heerstraße. Selbst dem Parkplatzsuchverkehr der Fußballfans, die ins Olympiastadion wollen, sieht der Radfahrer gelassen entgegen.

Doch dann kommt’s. Ab der Glockenturmstraße verwandelt sich der schöne breite Fahrweg in eine verdammt schmale Rüttelpiste, die selbst hartgesottene Biker vor dem Verkehr erzittern lässt. Nur von zwei durchgezogenen Linien von der Heerstraße getrennt, zieht sich eine dünner Fahrstreifen nach Pichelsdorf, der den Namen „Radweg“ trägt. Links brausen Autos am Radler vorbei, deren Luftsog manchen ins Wanken geraten lässt, rechts begrenzen die Bordsteine des Gehwegs den Fahrraum – nicht nur klaustrophobische Existenzen flüchten da schnell auf den Gehweg. An den Rand gedrängt, auf eine schmale, holprige Piste abgeschoben – die Fahrrad-Strecke zwischen Glockenturmstraße und Pichelsdorf ist wie aus dem Horrorkabinett der Verkehrsplaner von vorgestern.

Verbesserung in Sicht – aber nur auf Spandauer Seite

Offenbar ist auch den Tiefbauämtern in Charlottenburg und Spandau die Gefährdung klar, der Radfahrer auf diesem Fahrstreifen ausgesetzt sind. Man griff zur einfachsten Abhilfe und stellte ein Schild für die gemischte Nutzung des Gehweges für Fußgänger und Radfahrer auf. Womit das Problem auf den Gehweg verlagert wurde. Und daran wird sich auf Charlottenburger Seite leider auch nichts verbessern. „Vom Bezirk aus ist auf absehbare Zeit keine Änderung geplant“, heißt es im Tiefbauamt. Die Mittel reichten nur zur unmittelbaren Gefahrenabwehr aus, eine Verbreiterung oder Neuanlage des Radwegs sei nicht vorgesehen.

Im Tiefbauamt Spandau hat man mehr Problembewusstsein. „Die Strecke ist uns schon lange ein Dorn im Auge“, sagt Amtsleiter Michael Spiza. Sie sei zu schmal angelegt worden und sehr alt, der gemischt nutzbare Fußgängerweg sei nur eine Notlösung. Und man arbeitet  an einer Änderung. Auf Spandauer Seite sind Flächen rechts der Fahrbahn erworben worden, um die Verkehrsfläche für Fußgänger und Radfahrer zu verbreitern. Dafür stünden Bundesmittel aus dem Topf zur Neugestaltung der Straßenbrücke über den Stößensee zur Verfügung. Von der Straße wird aber nichts abgezwackt. Auch einen eigenständigen Radweg wird es nicht geben. Der breitere Fußgänger-/Radweg könne 2015 fertig gestellt sein, sagt Spiza. Das wird dann die Radler aus Spandau bis zur Bezirksgrenze freuen. Auf Charlottenburger Seite müssen sie weiter Nervenstärke beweisen.

 

 

Rennradtour nach Oranienburg

Schloss Oranienburg

Schloss Oranienburg und die Havel                                    Foto: Link

Diese Tour mit dem Rennrad führt uns über Spandau nach Oranienburg. Sie verläuft weitgehend auf öffentlichen Straßen, an manchen Stellen gibt es auch gut ausgebaute Radwege. Die Ruhe des südlichen Umlandes von Berlin wird man hier nicht finden, dafür aber manchen interessanten Zwischenstopp. Wir starten an der Kreuzung Clayallee/Hüttenweg und fahren zum Kronprinzessinenweg. Auf der Trainingsstrecke der Berliner Rennradler ist meist viel Betrieb. Durch die Siedlung Eichkamp und über die Heerstraße fahren wir Richtung Spandau. Kurz hinter der Glockenturmstraße müssen wir uns leider die Tortur eines Weges antun, der offiziell als Radweg gilt, in Wahrheit aber eine Balancestrecke für Zweirad-Artisten ist: So eng und gefährlich wie die Passage bis nach Pichelsdorf ist uns schon lange keine Radstrecke mehr in Berlin unter die Räder gekommen. Es verwundert nicht, dass kaum ein Radfahrer diese Rüttelstrecke benutzt.

Zwischenstation Niederneuendorfer See

Durch Spandau hindurch ist die Strecke dann besser. Wir fahren Richtung Altstadt und von dort aus nach Hennigsdorf. Auf der Niederneuendorfer Straße wird der Radweg nach circa einem Kilometer richtig vorbildlich auf der Straße geführt. in Nieder Neuendorf lädt der See zu einer Rast ein. Danach fahren wir weiter Richtung Velten.

Das alte Rathaus von Velten F: Link

Das alte Rathaus von Velten F: Link

 

 

 

 

 

 

 

 

Velten sieht man seine Industrietradition an, man kommt an Gewerbegebieten und Fabriken vorbei, etwa der Zentrale des Eisenbahn-Herstellers Bombardier. Einen Abstecher nach Marwitz wert sind die Hedwig Bollhagen Keramikwerkstätten. Jeden letzten Mittwoch im Monat um 13 Uhr gibt es hier eine Führung (www.hedwig-bollhagen.com). In Velten wenden wir uns Richtung Borgsdorf, kommen an dem hübsch gelegenen Bernsteinsee vorbei, und ein paar Kilometer weiter machen wir kurz Halt an der evangelischen Kirche von Pinnow.

Die Kirche von Pinnow Foto: Link

Die Kirche von Pinnow                         Foto: Link

 

 

 

 

 

 

 

Die kleine, schlichte Kirche wurde 1861 auf einem Vorgängerbau aus dem Jahr 1597 errichtet. Der irdene Taufstein stammt aus dem Jahr 1693. Mit Hilfe des Fördervereins wurde das Gebäude, das 1970 wegen Baufälligkeit geschlossen wurde, seit Mitte der 90er-Jahre saniert. Ganz fertig sind die Arbeiten noch nicht. Im Sommer finden Lesungen und Konzerte statt (www.kirche-pinnow.de).

Wir fahren weiter Richtung Oranienburg und kommen bald zur Brücke über den Oranienburger Kanal. Hier biegen wir nach links ab und folgen dem Radweg nach Oranienburg. Diese sieben Kilometer sind das schönste Stück der gesamten Tour – sie laufen auf einem wunderbar asphaltierten Radweg direkt am Kanal entlang. Man kann den Paddlern zusehen, ab und zu kommt ein Privatboot vorbei, Angler werfen ihre Ruten aus, Spaziergänger gehen auf dem Deich entlang.

Bald erreichen wir Oranienburg. Am zentralen Platz vor dem Schloss tummeln sich an schönen Tagen viele Touristen. In einem der Cafés findet man aber immer einen Platz für eine Pause. Das Schloss gilt als bedeutendster Barockbau der Mark Brandenburg. Die Porzellankammer und die Tapisserien sind einen Besuch wert (Di–So 10–18 Uhr, 6 Euro, Tel. 03301/53 74 37).

Am Oranienburger Kanal Foto: Link

Am Oranienburger Kanal Foto: Link

Zurück fahren wir auf der B 96 Richtung Birkenwerder/Hohen Neuendorf. Hinter Oranienburg kann man einen asphaltierten Radweg im Wald benutzen, man muss allerdings auch auf der Straße fahren. Gestört hat sich daran übrigens auf der ganzen Strecke niemand bis auf den Beifahrer eines Lieferwagens mit Berliner Kennzeichen, der in der Ortsausfahrt Oranienburg laut aus dem Fenster schimpfte. Bald erreicht man die Berliner Stadtgrenze. Unter Bäumen fahren wir durch Reinickendorf und entscheiden uns dann am Waidmannsluster Damm für die S-Bahn – der Stadtverkehr wird uns einfach zu stark.

Länge: ca. 70 km

Oranienburg

 

Zur Glienicker Brücke

 

Dieser Familienausflug führt an der Havel entlang zur Glienicker Brücke. Man startet am S-Bahnhof Wannsee, fährt an der Schiffsanlegestelle vorbei und biegt in die Königstraße ein. Vom Radweg aus hat man einen schönen Blick auf den Yachthafen und den Wannsee. Leicht bergauf radeln wir durch den Ortsteil Wannsee bis zur Pfaueninselchaussee. Hier biegen wir rechts ab und sind bald im Wald. Die Straße wird auch von der BVG benutzt, ist ansonsten aber für Autos gesperrt. Man braucht zunächst etwas Muskelkraft, da es bergauf geht.

Fähre zur Pfaueninsel

Nach einer Weile hat man den kleinen Höhenzug erreicht und kann die Mühe des Anstiegs vergessen – es geht bergab. So schnell, dass man gute Bremsen braucht. Aber wo in Berlin hat man schon sonst das Gefühl, einen „Pass“ hinunter zu sausen? Wir genießen es jedenfalls und rollen geradeaus weiter, bis wir an die Fähre zur Pfaueninsel kommen. Die Stelle ist ein romantischer Ort. Links liegt das Gasthaus „Zur Pfaueninsel“ mit seinem schönen großen Biergarten (geöffnet tgl. außer dienstags ab 10 Uhr, Tel. 805 22 25, www.pfaueninsel.de), vor uns fährt die Fähre zwischen Pfaueninsel und Berliner Festland hin und her. Wer übersetzt, kann sich die alten Gebäude der Meierei, das Schlösschen und natürlich Pfauen ansehen, die auf dem ehemaligen königlichen Landsitz herumlaufen (Fähre Mai–Aug. 8–21 Uhr, April+Sept. 9–19 Uhr, drei Euro).

Die Sacrower Heilandskirche

Am Ufer der Havel fahren wir auf einem gut asphaltierten Weg weiter. Von hier aus hat man  einen schönen Blick aufs Wasser. Bald taucht am gegenüberliegenden Ufer die Sacrower Heilandskirche auf.

Ein Boot vor der Heilandskirche Foto: dpa/Engelhardt

Ein Boot vor der Heilandskirche              Foto: dpa

Zu Mauerzeiten stand sie mitten im Grenzgebiet der DDR, der Turm war Bestandteil der Grenzmauer, die Kirche war verwüstet worden und verfiel zusehends. Eine erste Sanierung fand in den 80er-Jahren mit westlicher Hilfe statt, Mitte der 90er-Jahre wurde die Kirche grundlegend restauriert, 2009 erhielt sie eine neue Orgel. Wie die umliegende Potsdamer Havellandschaft gehört sie heute zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Man muss auf dem Weg etwas aufpassen, denn man teilt ihn sich mit Fußgängern und anderen Radfahrern. Bald erreicht man das Wirtshaus Moorlake. König Friedrich Wilhelm IV. ließ es 1840 für seine Gemahlin Elisabeth von Bayern errichten. Der alpenländische Baustil sollte an ihre Heimat erinnern. Die idyllische Lage in einer Havelbucht lädt zu einer Pause ein, die man in dem großen Gartenbereich des Gasthauses verbringen kann (tgl. ab 11 Uhr, www.moorlake.de).

Die Fahrt geht am Havelufer weiter, bis man an die Glienicker Brücke kommt, die berühmte „Agentenbrücke“ aus der Zeit des Kalten Krieges und der deutschen Teilung. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite nehmen wir den Radweg zurück nach Wannsee. Wem die Fahrt parallel zur Straße unangenehm ist, der kann auch nach Potsdam hineinfahren und dort vom Hauptbahnhof mit der S-Bahn nach Berlin zurückfahren. Die Strecke nach Potsdam ist mit fünf Kilometern einen Kilometer kürzer als die zurück nach Wannsee.

Länge: ca. 12

Ramsauer ernennt Fahrradbeauftragte

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat Birgitta Worringen zur Radverkehrsbeauftragten seines Ministeriums ernannt. Damit will das Ministerium offenbar die Bedeutung des Fahrradverkehrs im Rahmen der nationalen Verkehrsplanung unterstreichen. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub begrüßt die Entscheidung, fordert aber einen nationalen Fahrradbeauftragten auf Regierungsebene, um Aspekte des Radverkehrs bei der Planung aller Ministerien besser zu berücksichtigen.

Ein Aufkleber für mehr Sicherheit

Der neue Warnaufkleber von ADFC und Taxiverband  Grafik: ADFC

Der Warnaufkleber von ADFC und Deutschem Taxi- und Mietwagenverband  Grafik: ADFC

Auf Radwegen erlebt man es häufig: Plötzlich öffnet sich die Tür eines parkenden Autos. Wohl dem, der schnell reagiert. Und gute Bremsen hat. Am besten beides.

Solche Schrecksituationen soll der neue Warnaufkleber verhindern, den der ADFC und der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband gerade vorgestellt haben. Das Piktogramm soll in den Taxis im Blickfeld des Fahrgastes angebracht werden und die Passagiere zu Vorsicht beim Öffnen der Türen anhalten. In einer Startauflage wurden 100.000 Stück an die Taxiunternehmer des Verbandes verteilt. „Der Warnaufkleber ist ein sinnvoller Beitrag zur Sicherheit der Radfahrer und der Taxipassagiere“, sagt der stellvertretende Bundesvorsitzende des ADFC, Ludger Koopmann.

Fahrradtour zum Sommerhaus von Albert Einstein

Sommerzeit heißt auch immer: Zeit für Radtouren. Eine Tour, die man auch mit Kindern gut machen kann, ist die Fahrt zum Templiner See. Auch Albert Einstein schätzte die Schönheit der Landschaft am See. Wir besuchen sein Sommerhaus. Ein sehr großer Teil der Strecke verläuft auf Radwegen.

Start ist in Potsdam am Hauptbahnhof. Wir wenden uns nach dem Verlassen des Bahnhofsgeländes nach rechts Richtung Innenstadt. Auf der Breiten Straße fahren wir am Filmmuseum vorbei. Bald taucht links eine kleine Moschee auf. Darin verbirgt sich eine Dampfmaschine, die einst die Fontänen und Springbrunnen im Park von Sanssouci mit Wasser versorgte. Friedrich Wilhelm IV. ließ sie 1841 in Betrieb nehmen. Die Dampfmaschine kann bei Führungen besichtigt werden (bis 31. Okt.: Sa+So 10–12.30, 13–18 Uhr). Heute haben Elektromotoren ihre Aufgabe übernommen.

Pflaumenkuchen im Biergarten

Wir fahren Richtung Teltow weiter. Bis zum Ortsende von Potsdam ist die Strecke nicht schön, dann geht sie aber in einen angenehm zu fahrenden Radweg über, der parallel zur Bundesstraße 1 verläuft. Nach kurzer Zeit fahren wir an den Gaststätten „Alte Försterei“ und „Bayerisches Haus“ vorbei. Am Ortsende von Geltow biegen wir nach rechts Richtung Genthin ab und folgen dem Hinweis „Baumgartenbrück“. Die Straße führt nun unter der Brücke hindurch, die sich über den Schwielowsee spannt. Wer möchte, kann in dem großen Biergarten des Restaurants „Baumgartenbrück“ eine Pause einlegen. Der selbstgemachte Pflaumenkuchen ist wunderbar. Man sitzt unter Bäumen und kann den vorüberfahrenden Ausflugsschiffen oder den Anglern am Ufer zuschauen (www.baumgartenbrueck.de).

Strandbad und Fähre in Caputh

Wir fahren weiter auf der Straße nach Caputh. Meist ist sie wenig befahren. Unter Bäumen rollen wir entspannt dahin. Am Ortseingang von Caputh weist rechts ein Schild auf das Strandkbad Caputh hin. Wir folgen der Straße circa einen Kilometer, sie führt unter einer Eisenbahnbrücke hindurch, man wendet sich nach rechts und steht vor dem Strandbad. Oder gar in der Karibik?  Bambushütten und -sonnenschirme, eine Cocktailbar, hübsche Restaurants und der Blick auf das Wasser lassen einen vergessen, dass man sich in Brandenburg befindet. Geöffnet ist es vom 15. Mai bis 15. September täglich von 10 bis 18 Uhr (Erw. vier Euro, Kinder zwei Euro, www.seebad-caputh.de).

 

Die Fahrt geht weiter in Richtung des Ortszentrums von Caputh. Dort muss man die Fähre nehmen (Radfahrer 50 Cent). Auch hier kann man in einem der Restaurants Pause machen – sie sind allerdings bei Tagesausflüglern sehr beliebt und Plätze entsprechend rar. Unser nächstes Ziel ist das Schloss Caputh. Man erreicht es auf der Hauptstraße, der Straße der Einheit. Der Schlossgarten ist sehr hübsch und die Terrasse mit Blick auf den Schwielowsee ist großartig. Das Ensemble wird immer wieder für die einzigartige Symbiose gelobt, die eine italienische Landschaftsgestaltung und die Brandenburger Landschaft hier eingehen. Wir fahren weiter Richtung Potsdam.

Ein Landhaus ohne Pomp

Kurz vor dem Ortsende von Caputh weist ein Schild nach rechts zum Sommerhaus von Albert Einstein. Der Nobelpreisträger verbrachte hier die Sommermonate zwischen 1929 und 1932, als er in die USA ausreiste, die sein Exil werden sollten.

Das Haus überrascht den Besucher, weil es schlicht und unprätentiös ist. Kiefernholz dominiert, auch innen, die Räume sind hübsch und funktional, alles ist eher bescheiden, nichts ist pompös. Der Entwurf stammt von dem Architekten Konrad Wachsmann.

Einstein soll sich hier, fernab der Großstadt Berlin, sehr wohl gefühlt haben. Hier konnte er gesellschaftlichen Konventionen entfliehen, nicht selten segelte er auf dem Templiner See. Seinem Sohn soll er in einem Brief geschrieben habe: „Komm nach Caputh und pfeif‘ auf die Welt“. Man kann Einsteins Caputher Landhaus von April bis Oktober sonnabends und sonntags zwischen 10 und 18 Uhr besichtigen, allerdings nur mit einer Führung (fünf Euro, letzte Führung 17 Uhr, www.einsteinsommerhaus.de). Nach diesem Stopp fahren wir am Ufer des Templiner Sees auf dem Radweg unter Bäumen nach Potsdam zurück.

Länge: ca. 20 km

Von Berlin um den Templiner See nach Caputh

Von Berlin um den Templiner See nach Caputh

Tour um das Olympiastadion

Olympiastadion Berlin innen

Blick in das Olympiastadion beim Leichtathletik-Event ISTAF                              Foto: Link

Das Olympiastadion ist auch dann interessant, wenn Hertha dort nicht spielt – nämlich als Ausflugsziel einer Familientour mit dem Fahrrad. Man fährt meist über stille Nebenstraßen (bis auf die Havelchaussee), kann ein Picknick machen, auf Wiesen spielen, und man lernt  einiges über die Vergangenheit des Geländes.

Wir starten am U-Bahnhof Olympiastadion, einer Haltstelle der U 2 nach Ruhleben. Die Station wurde 1913 eröffnet, einen regelmäßigen Betrieb gab es aber erst ab 1922. Der U-Bahnhof war unter dem Namen „Reichssportfeld“ ein wesentlicher Zubringer zur Olympiade 1936. Seit Juni 1950 heißt die Station wieder Olympiastadion. Vom U-Bahnhof führt ein Tunnel zum Olympiastadion. Wir gehen aber in Richtung Rominter Allee und fahren über das Kopfsteinpflaster erst einmal ein Stück bergab. Wenn man Glück hat, sieht man die Profis von Hertha BSC beim Waldlauf links hinter den Bäumen verschwinden.

Landschaftsschutzgebiet Fließwiese

Der kleine Murellenteich, der bald links von uns liegt, ist so hübsch gelegen, dass er zu einem kurzen Stopp einlädt. Er gehört zum Landschaftsschutzgebiet Fließwiese. Das knapp 12 Hektar große Areal war einst ein Moor. Es steht seit 1959 wegen seltener Wasserpflanzen und Amphibien, darunter dem Kammmolch, unter Schutz. Wir fahren weiter Richtung Krematorium Ruhleben. Zwischen Wohnhäusern und Kleingärten ist der Weg noch asphaltiert, später wird er zu einem Weg aus Betonplatten. Er ist aber gut befahrbar. Vor dem Krematorium Ruhleben wenden wir uns nach rechts Richtung Charlottenburger Chaussee. Wir fahren auf dem Radweg und biegen in die Teltower Straße ein. Auf der rechten Seite befindet sich ein großer Spielplatz. Er lädt zu einem Picknick ein, gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist.

Wehrmacht-Hinrichtungsstätte Murellenschlucht

Ab hier muss man allerdings ein gutes Stück auf der Straße, der Havelchaussee, fahren. Der Verkehr hält sich aber meist in Grenzen. Links von der Straße liegt die Murellenschlucht. Hier wurden kurz vor Kriegsende 1945 noch 232 Wehrmachtsangehörige wegen angeblicher „Wehrkraftzersetzung“ erschossen. Ein „Denkzeichenweg“ im Wald mit 104 Spiegeln erinnert an die Opfer. Zur Straße hin ist das Areal aber mit einem Zaun verschlossen. Der Zugang befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite vom Murellenweg oder der Angerburger Allee. In sie biegt man nun ein.

Zum Glockenturm am Olympiastadion

Hier muss man etwas bergauf strampeln. An der Glockenturmstraße geht es nach links zu dem Sportareal um das Olympiastadion. Rechts sieht man bald den Olympiastützpunkt mit dem Horst-Korber-Sportzentrum und der Rudolf-Harbig-Halle. Das Zentrum wurde 1987-90 errichtet und nach dem ehemaligen Präsidenten des Landessportbundes Berlin, Horst Korber, benannt. Es ist Landesleistungszentrum für Handball, Hockey, Volleyball und Leichtathletik. Auch ein Sporthotel mit 34 Einzelzimmern gehört dazu.

Vor uns steht nun schon der 76 Meter hoher Glockenturm des Olympiastadions. Man sollte sich unbedingt die Ausstellung über die Geschichte des Olympiastadions im Erdgeschoss und im ersten Stock ansehen. Sie zeigt nicht nur die die bauliche Entwicklung des Geländes, sondern auch, wie der Sport von den NS-Machthabern für ihre Zwecke instrumentalisiert wurde. Diesen Zusammenhang zeigt auch die Ausstellung zur Langemarckhalle im ersten Stock. Mit einem Fahrstuhl kann man anschließend ganz nach oben auf den Turm fahren, wo die Glocke hängt, die bei den Olympischen Spielen 1936 erklang. Bei gutem Wetter ist die Aussicht auf das Maifeld, das Olympiastadion und Berlin sehr schön.

Die Straßen um das Olympiastadion herum sind großzügig, der Verkehr gering, wenn nicht gerade Hertha BSC spielt. Auf der Passenheimer Straße fahren wir weiter. An der Kreuzung mit der Jesse-Owens-Allee kann man einen Blick in das hübsche und aus heutiger Sicht recht kleine Reiterstadion von 1936 werfen. Über die Jesse-Owens-Allee, die nach dem vierfachen Olympiasieger von 1936, Jesse-Owens (100 m, 200 m, Weitsprung, 4 x 100 m-Staffel), benannt ist,  und die Trakehner Allee geht es zurück zum Ausgangspunkt.

Wer sich übrigens für das Olympiastadion näher interessiert: Auf www.olympiastadion-berlin.de  kann man sich für Führungen anmelden.

Länge: ca. acht km

Olympiastadion-2

Mauertour

Checkpoint Charlie

Obligatorischer Bestandteil der Mauertour: der Checkpoint Charlie                 Foto: Link

Wenn man eine Tour entlang der einstigen Mauer in Berlin machen möchte, muss man schon genau hinsehen: Es gibt nur noch wenige Stellen, die ihren Verlauf markieren. In Kreuzberg, von der Niederkirchnerstraße und der Zimmerstraße bis hin zur Waldemarstraße, sieht man zum Beispiel einen Doppelstreifen aus Pflastersteinen. Er markiert den Verlauf der Mauer, die vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 Berlin teilte.

Gedenkstätte Berliner Mauer

Die beste Dokumentation über die schreckliche Monstrosität und Absurdität der einstigen Sperranlage zwischen Ost und West bietet die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße (www.berliner-mauer-gedenkstaette.de).  Sie ist zentraler Erinnerungsort an die Teilung Berlins, hier lässt sich ansatzweise auch heute noch die Breite des Todesstreifens erahnen. Das Dokumentationszentrum bietet einen historischen Überblick mit Schautafeln und Videos. Hier beginnt unsere Tour. Wir fahren die Bernauer Straße entlang, biegen in die Gartenstraße rechts ein und gelangen über Liesen- und Boysenstraße zur Scharnhorststraße. Hier befindet sich das Bundeswehrkrankenhaus. Die Boysenstraße erinnert an den Hitler-Gegner Harro Schulze-Boysen (1909-1942), der Mitglied der Widerstandsgruppierung „Rote Kapelle“ war.

Invalidenfriedhof

Über die Kieler Straße kommt man zum Invalidenfriedhof. 1748 ließ Friedrich II. hier ein Invalidenhaus für die verwundeten Soldaten seiner Armeen errichten. Auf dem Friedhof wurden vor allem preußische Offiziere begraben, was man heute noch an den Grabsteinen ablesen kann. Ab 1961 verlief die Mauer durch den Friedhof, viele Gräber wurden abgetragen, Anlagen zerfielen. Rund 200 Grabmale sind heute noch erhalten, das beeindruckendste darunter ist das des Generals Gerhard von Scharnhorst (1755–1813). Auf einem gut 5,60 Meter hohen Tor ruht ein schlafender Löwe. Wir wenden uns Richtung Hauptbahnhof und fahren auf dem Alexanderufer, Kapelleufer und die Reinhardstraße zum Reichstag (www.bundestag.de/kulturundgeschichte/architektur/reichstag).  Direkt am Spreeufer, zwischen Paul-Löbe-Haus und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, erinnern sieben weiße Kreuze, die auf beiden Seiten Namen von Maueropfern tragen, an Menschen, die bei Fluchtversuchen an der einstigen Grenze durch Berlin erschossen wurden.

Vorbei am Brandenburger Tor gelangen wir zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas mit seinen 2711 Stelen. Über den Potsdamer Platz, die Stresemannstraße, die Niederkirchner und die Zimmerstraße gelangen wir zum Checkpoint Charlie. An der Niederkirchner Straße ist noch ein Teil der Mauer erhalten, dahinter verbirgt sich die Erinnerungslandschaft „Topografie des Terrors“. Hier befanden sich in der Zeit des Nationalsozialismus die Zentralen von SS, Gestapo-Zentrale und des Reichssicherheitshauptamtes.

Checkpoint Charlie

Das internationale Sprachengewirr deutet an, dass der ehemalige Checkpoint Charlie als mythenbeladene Nahtstelle zwischen Ost und West viele Touristen anzieht – auch wenn die bescheidenen Erinnerungsstücke an die einstige Grenze zwischen den Machtblöcken die frühere Bedeutung des Ortes nicht adäquat widerspiegeln. Hier kann man das kleine private Mauermuseum besuchen oder die Panorama-Schau von Yadegar Asisi zum geteilten Berlin (tgl. 10–20 Uhr, 10 Euro). Die Doppelreihe des  Kopfsteinpflasters verläuft weiter in der Zimmerstraße. Sie führt an der Rückseite des Axel-Springer-Verlagshauses vorbei. Eine Stele erinnert an Peter Fechter, der am 17. August 1962 hier auf der Ostseite der Mauer nach Schüssen von DDR-Grenzern verblutetet.  Über Kommandantestraße, Stallschreiberstraße, Waldemarstraße und Leuschnerstraße gelangt man zum Engelbecken. Der Grünzug gehörte zum  Luisenstädtischen Kanal, der bis 1926 die Spree mit dem Landwehrkanal verband. Vorbei an der katholische St.-Michaelskirche kommt man über den Bethaniendamm und die Schillingbrücke an die Mühlenstraße und zur East-Side-Gallery, Berlins bekanntestem Mauer-Relikt. Die rund 1,3 Kilometer lange Hinterlandmauer – Grenze war hier die Spree – bemalten Künstler nach dem Mauerfall 1990. Jüngst geriet sie wieder in die Schlagzeilen, weil wegen eines Neubaus Mauerteile umgesetzt wurden. An der Oberbaumbrücke, die während der Teilung Berlins ein Fußgängerübergang war, endet unsere Tour.

Länge: ca. 13 km

Einmal durch Berlin: die Mauertour

Einmal durch Berlin: die Mauertour