Fahrradtour: Brandenburg im Herbst

Im Wald zwischen Güterfelde und Saarmund

Im Wald zwischen Güterfelde und Saarmund

Dieser Sonntag war nahezu ein Sommertag. Wenn im Kalender nicht Anfang November angezeigt worden wäre, hätte man ihn dafür halten können. Das Thermometer kletterte auf 16 Grad, mancher Sommertag war kühler. Der Herbst zeigte sich von seiner besten Seite. Ein kühler Morgen wurde von einer immer wärmer werdenden Sonne in einen herrlichen Tage verwandelt, sie tupfte das Herbstlaub mit ihrem gold-roten Pinsel, Natur vor dem Winterschlaf noch einmal ihre ganze Pracht zeigen.

Brandenburger Landpartie

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Blumen- und Gemüseverkauf am Straßenrand

Das Wochenende meint es gut mit uns Rennradlern – es ist zwar noch frisch, zehn Grad zeigt das Thermometer, als ich losfahre, aber für eine längere Tour ist das eine angenehme Temperatur. Ich will Richtung Trebbin fahren, den Frühling in Brandenburg genießen. Was mir etwas Kummer macht, ist der Wind. Er bläst recht heftig aus Ost, das könnte auf der Rückfahrt eine Herausforderung werden. Über den Zehlendorfer Damm fahre ich nach Kleinmachnow und Stahnsdorf, am Kreisverkehr hinter dem Güterfelder Haussee biege ich rechts ab Richtung Saarmund. Noch hilft mir der Wind, ich sause dahin, auf der Strecke durch den Wald herrscht zudem wenig Verkehr.

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Die Dorfkirche von Philippsthal

In Philippsthal halte ich kurz an. Die Ortschaft wurde 1754  zum Zweck der Seidenraupen-Spinnerei gegründet, aber bekanntlich war es den Maulbeeren in Preußen ja zu kalt. Aus dem Projekt wurde nichts. Darunter leidet Philippsthal noch heute, könnte man sagen. Der Ort ist sehr beschaulich geblieben. Reiter überqueren die Straße, Autos sind kaum unterwegs.  Auf ihre Dorfkapelle mussten die Philippsthaler übrigens bis Anfang des 20. Jahrhunderts warten. Nach der Restaurierung in den 90er-Jahren steht sie unter Denkmalschutz. Gelegentlich finden hier Konzerte statt.

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Vierbeiniger Gegenverkehr

 

Tierzucht und Sonnenbeobachtung

Ich komme nach Saarmund. Der Ort ist vor allem als Autobahnausfahrt bekannt. Es gibt ihn aber schon seit 1217. Er hat eine hübsche Kirche, die Friedrich August Stüler 1846-1848 bauen ließ, und fast kleinstädtischen Charakter im Zentrum. An diesem Tag sind aber die Saarmunder offenbar alle weg. Zum Glück nicht auf der Straße, die ist weiter ziemlich frei. In Tremsdorf biege ich Richtung Fresdorf ab. Hier empfängt den Städter richtige Landluft. Sie kommt von einer ehemaligen LPG. Als Flurname entdecke ich „Jauche“ auf meiner Landkarte. Irgendwie treffend. Bekannter ist allerdings das Observatorium für Solare Radioastronomie, das zum Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam gehört. Es ist das einzige seiner Art in Deutschland. Man untersucht hier Radiowellen, die die Sonne ausstrahlt. Ein stiller Leuchtturm der Wissenschaft inmitten der beschaulichen Ruhe und der Tierzucht.

Auf einem Stück Plattenweg geht es nach Stücken und weiter Richtung Zauchwitz, von dort Richtung Trebbin. Kurz hinter Zauchwitz passiert man den Spargelhof Syring. Wer hier an eine Pause denkt, ist gut beraten, aber nicht allein. Man kann Spargel direkt vom Feld kaufen oder im Restaurant probieren (Tel. 033 204 / 63 80 18, geöffnet tgl. 9-19 Uhr).

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Storchennest in Schönhagen

Harter Kampf am Löwendorfer Berg

Weiter geht es Richtung Schönhagen. Am Ortsanfang sollte man nach links schauen. Auf einem Turm hat sich dort ein Storchenpaar niedergelassen. Etwas verächtlich kehrt mir einer der beiden Nestbewohner von seiner hohen Warte aus den Rücken zu.

Auf dem weiteren Weg nach Trebbin macht mir nun der Ostwind zu schaffen. Getreu dem Spruch der Flachland-Radrennfahrern „Unser Berg ist der Wind“ weht er mächtig von vorne. Da wird sogar die einzig nennenswerte Erhebung, der Löwendorfer Berg mit seinen 103 Metern, eine kleine Herausforderung. In den 20er-Jahren enteckten die Segelflieger die hügelige Gegend hier um Schönhagen schon. Ein kleiner Flugplatz wird hier heute noch betrieben.

Weiter geht es nach Trebbin und Thyrow. Wegen der viel befahrenen B 101 sollte man hinter Trebbin nach Großbeuthen und Siethen abbiegen – so schlau war ich allerdings nicht. In Siethen kann man am See noch einmal eine Rast einlegen, bevor man über Ahrensdorf (aber nicht reinfahren – schreckliches Kopfsteinpflaster!), Nudow, Schenkenhorst und Stahnsdorf nach Kleinmachnow und Zehlendorf zurückkommt. Den Ostwind habe ich übrigens noch einmal gespürt, er hatte sich in den Tagen nach der Tour hartnäckig in den Waden und Oberschenkeln festgebissen.

Länge: ca 90 km

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