Junge Reiterin auf dem Pferdehof in Schenkenhorst Foto: Link
Am Sonntag war er endlich da, der Frühling, mit dem schon kaum einer mehr rechnete. Man hörte ihn schon früh, so um 5 Uhr, sogar die Vögel begrüßten ihn freundlich. Ich bin sicher, sie pfiffen fröhlicher als noch vor einer Woche.
Ein schöner Tag also, um nach langer Pause aufs Rennrad zu steigen. Im Wohnzimmer hatte es überwintert, geduldet fast wie ein Familienmitglied. Staub wischen, Rucksack packen – Banane, Unterhemd zum Wechseln, Karte, Luftpumpe – und los geht. Es fühlt sich gut an, wieder auf dem Rennrad zu sitzen, in die Kurbel zu treten, die Kette surren zu hören. Was der Rücken wohl macht, die Schulterpartie? Erst einmal gar nichts. Mit leichtem Rückenwind fahre ich Richtung Wannsee und bin erstaunt: Sogar die Autofahrer scheinen vom Frühling angesteckt zu sein und zeigen sich von ihrer freundlichen Seite.
Ich fahre zum Reiterhof nach Schenkenhorst. Über Wannsee, Steinstücken, Potsdam-Drewitz. Ich bin ja gegen Pferde allergisch, obwohl ich mit Pferden aufwuchs. Aber meine Frau und eine meiner Töchter reiten dort, und so ist der Reiterhof inzwischen ein beliebter Familientreff geworden.
Es ist eine Strecke zum Einfahren. Ich starte in Zehlendorf. Man fährt auf der Berliner Straße und der Potsdamer Chaussee nach Wannsee. Hier sind schon die ersten Segelboote auf dem Wasser. Die Touristen-Busse fehlen noch. Am Ortsende biegt man von der Königstraße links Richtung Kohlhasenbrück ab. Dann geht es durch den Ortskern, über ein kurzes Stück Kopfsteinpflaster und dann auf der Straße durch den Wald. Hier draußen geht es beschaulich zu, man hat den Trubel Berlins verlassen. Nach circa einem Kilometer überquert man den Teltowkanal. Hinter der Böckmannbrücke biegt die Strecke links Richtung Steinstücken ab.
Erst einmal durchfahren wir aber auf der Neuen Kreisstraße, der Bäkestraße und dem Königsweg Kohlhasenbrück. Die einstige Exklave ist ein ruhiger Vorort Berlins geworden mit direkter Anbindung an Babelsberg. Auf der Bernhard-Beyer-Straße fährt man parallel zur S-Bahn nach Steinstücken rein, man bleibt auf der Hauptstraße, bis man auf die Mendelssohn-Batholdy-Straße stößt. In sie biegt man nach rechts ein und fährt dann geradeaus. An der Kreuzung mit der Großbeerenstraße fährt man in die Neuendorfer Straße, vorbei an den Hochhäusern, Richtung Teltow/ Ludwigsfelde. Der Charme von Plattenbauten und die Betonpiste reißen einen schnell aus romantischen Sonntagsträumen. Man bleibt auf der Hauptstraße und fährt auf der Ricarda-Huch-Straße in das Vorzeige-Neubaugebiet Kirchsteigfeld. Über die Marie-Juchacz-Straße und die Clara-Schumannstraße kommt man zur Trebbiner Straße. Hier biegt man links Richtung Ludwigsfelde/Autobahn ab.
Wenn man die Autobahn überquert hat, folgt ein Stück Landstraße, das durch den Wald führt. Nicht immer sind einem die vorbei rasenden Autofahrer ganz geheuer. Parallel zur Straße gibt es aber für ängstliche Gemüter auch einen Radweg. Im ersten Kreisverkehr nimmt man die zweite Ausfahrt Richtung Ludwigsfelde/Ahensdorf. Im nächsten Kreisverkehr dann die Richtung Schenkenhorst.
Radlerglück auf dem platten Land
Hier draußen ist man nun endgültig auf dem Brandenburger Land angekommen. Weit kann der Blick über die Wiesen schweifen, hie und da ein Vogel, wenig Verkehr. Zaghaft noch nähert sich der Frühling, winter-grau liegt die Erde vor uns, aber die Natur erwacht. Der Radweg neben der Straße ist wunderbar eben und nicht zu dicht befahren. Die Maschine surrt. So einfach kann Radlerglück sein.
Französische Torten im „Aux Delices Normands“
Bald liegt der Reiterhof Schenkenhorst auf der linken Seite. vor uns Man kann hier eine kleine Rast machen, den selbstgebackenen Kuchen genießen – oder auch weiterfahren. An der nächsten Kreuzung biegt man links Richtung Güterfelde ab. Auch hier gibt es parallel zur Straße wieder einen Radweg. Hier nimmt der Verkehr meist etwas zu. Wenn man Stahnsdorf erreicht hat und sich die Pause in Schenkenhorst verkniff, sollte man in Didier Canets Boulangerie „Aux Delices Normands“ am Dorfplatz unbedingt Halt machen. Bessere Torten findet man in weitem Umkreis nicht. Zudem liegt die Bäckerei in einem geschmackvoll restaurierten Altbau mit kleinem Garten, der ideale Ort für eine kleine Pause.
Vorbei am Restaurant Bäkemühle und dem Machnower See gelangt man nach Kleinmachnow und zurück Zehlendorf. Die wuselige Stadt hat uns wieder. Und der Frühling ist immer noch da. Die Schulter hat sich noch nicht gemeldet. Das kann eine schöne Saison werden. Länge: ca. 45 Kilometer