Volksentscheid Fahrrad lädt zum Nikolaus Charity Ride

Fahrradfahrer mit Nikolausmützen

In Nikolauskluft zum Chartity Ride: So wirbt die Initiative für ihre Aktion  F: Volksentscheid

Der Volksentscheid Fahrrad ist im Aufwind. Wie es aussieht, scheint sich die neue Koalition im Abgeordnetenhaus aus SPD, Linke und Grüne auf die Umsetzung vieler (aller?) Forderungen der Initiative zur Verbesserung des Radverkehrs in Berlin einzulassen. Davon spricht der Volksentscheid zumindest auf seiner Website. Doch ganz geheuer ist der Gruppierung die Sache nicht – man will auch den neuen Senat unter Dampf halten.

Volksentscheid Fahrrad lädt zum Nikolaus Carity Ride

Doch das kostet Geld. Die Initiative lädt deshalb zu einem „Charity Ride“ am 4. Dezember von 14.30 bis 17.30 Uhr ein. Startplatz ist der Bebelplatz in Mitte. Teilnehmer sollen mindestens eine rote Mütze auf dem Kopf haben, besser noch ein Nikolauskostüm tragen, und sie sollen ihre Freunde bitten, für jeden gefahrenen Kilometer einen Euro zu spenden. Die Fahrt ist als Demo angemeldet – entspanntes Mitfahren sollte also möglich sein.

Werbung für den Volksentscheid

Mit den Einnahmen will die Initiative ihre Werbung für den Volksentscheid auf Trab bringen. Dazu sollen weitere Kampagnen kommen, Flyer werden gedruckt, öffentliche Initiativen gestartet. Denn man fürchtet, dass die zehn Punkte eines „Berliner RadGesetzes“, das die Initiative vorschlägt, trotz zustimmender Töne aus dem neuen Senat kein Selbstläufer wird.  

Volksbegehren Fahrrad: Initiative übergibt Senat Gesetzesvorschlag

Solchen "Radwegen" will die Initiative den Kampf ansagen Foto: Link

Auch solchen „Radwegen“ will die Initiative den Kampf ansagen                 Foto: Link

Die Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ hat ihren Gesetzentwurf zur Verbesserung der Verkehrssituation für Radfahrer dem Berliner Senat übergeben. Damit will die Initiative Druck ausüben, dass der Senat seine selbstgesteckten Ziele aus dem Jahr 2013 auch umsetzt. Der 21 Paragraphen umfassende Gesetzesvorschlag sieht zunächst zehn Schritte vor, die Radfahren in Berlin sicherer und attraktiver machen sollen. Dazu gehören zum Beispiel 350 Kilometer Straßen mit Vorrang für Radfahrer, zwei Meter breite Radwege an jeder Hauptstraße und 100 Kilometer Schnellwege. Ab Mitte Mai will die Initiative mit der Sammlung von Unterschriften für das Volksbegehren beginnen.

Zehn Ziele der Initiative

Die zehn Ziele der Initiative sind folgende:

  1. 350 Kilometer sichere Fahrradstraßen auch für Kinder
  2. Zwei Meter breite Radwege an jeder Hauptstraße
  3. 75 gefährliche Kreuzungen pro Jahr sicherer machen
  4. Transparente sowie schnelle und effektive Mängelbeiseitigung
  5. 200 000 Fahrradparkplätze an ÖPNV-Haltestellen
  6. Grüne Welle für den Radverkehr an mindestens 50 Abschnitten von Hauptstraßen
  7. 100 Kilometer Radschnellwege für den Pendelverkehr
  8. Fahrradstaffeln bei Polizei und Ordnungsämtern
  9. Mehr Personal in der Verwaltung, das sich um den Radverkehr kümmert
  10. Werbung für das Radfahren (Sensibilisierung der Öffentlichkeit)

Die Kosten für die Umsetzung belaufen sich nach Berechnungen der Initiative Volksentscheid Fahrrad auf 320 Millionen Euro, verteilt auf sieben Jahre. Umgelegt auf ein Jahr, ist das etwas mehr als das Dreifache, das der Senat derzeit für den Fahrradverkehr ausgibt.

Das Volksbegehren Fahrrad

Dem Senat liegt nun der Antrag auf das Volksbegehren Fahrrad zur Prüfung vor. Hat er festgestellt, dass die Formalia wie genügend Unterschriften (20 000), seine Zuständigkeit und ein begründeter Gesetzentwurf vorliegen, so kommt es zu einem Volksbegehren. Dafür müssen innerhalb von vier Monaten 170 000 Unterschriften gesammelt werden. Dann hat das Abgeordnetenhaus vier Monate Zeit, um darüber zu diskutieren. Es kann den Entwurf annehmen, aber auch einen eigenen gestalten. Wird die Gesetzesvorlage nicht übernommen, so kommt es zu einem Volksentscheid. Mindestens ein Viertel der Wahlberechtigten muss dem Entwurf zustimmen, damit er Gesetzeskraft erlangt.

Reaktionen auf die Initiative

Die Berliner Verwaltung reagierte – naturgemäß? – verhalten auf die Initiative. Per Gesetz den Umbau Berlins zu einer fahrradfreundlichen Stadt vorzuschreiben, sei der falsche Weg, sagte der Sprecher der Verkehrsverwaltung, Martin Pallgen, in der Berliner Morgenpost. „Kluge Verkehrspolitik ist immer ein Aushandlungsprozess zwischen den Beteiligten“, zitiert ihn die Zeitung. Vieles sei zudem unrealistisch oder nicht umsetzbar. Auch Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) äußerte sich skeptisch. Im Inforadio sagte er, es fehle zwar an Tempo bei der Gestaltung eines fahradfreundlicheren Berlin, ein Gesetz sein aber keine Hilfe: „Wir brauchen einen Aushandlungsprozess und keine Vorgaben, die das Ganze noch schwieriger machen“. Im Prinzip hat Berlin ein Verwaltungsproblem. Gaebler: „Wir haben ein Umsetzungsproblem und müssen sehen, wie wir schneller werden“.

Im März hatte Bausenator Andreas Geisel (SPD) im Abgeordnetenhaus schon gesagt, dass das Anliegen zwar sympathisch sei, man mit einem Gesetz die Umverteilung des öffentlichen Raumes aber nicht erzwingen könne. Grünen-Sprecher Stefan Gelbhaar bezeichnete die Initiative dagegen als „Notwehr gegen eine Politik, die den Radfahrern das Leben schwer macht“. Inzwischen haben sich Verbände und Organisationen wie der ADFC Berlin, Greenpeace und der BUND hinter die Initiative gestellt.

Zur Website der Initiative geht es hier.

Volksentscheid Fahrrad: Gesetzentwurf beraten

Sternfahrt Berlin

Mit einer Sternfahrt machen Berlins Fahrradfahrer jährlich Druck für ein besseres Radwege-Netz

Die Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ hat am vergangenen Wochenende einen ersten Entwurf für ein Berliner Fahrradgesetz beraten. Vorrangig soll darin ein Netz von sicheren Radwegen vorgeschrieben werden, es geht um mehr Sicherheit an Kreuzungen oder eine „grünen Welle“ fürs Fahrrad sowie sichere und komfortable Pendlerstrecken in der Stadt. So sollen bis 2020 rund 200 Kilometer echte Fahrradstraßen von fünf Metern Breite angelegt werden und an allen Hauptstraßen mindestens zwei Meter breite asphaltierte Wege entstehen. Die initiative „Volksentscheid Fahrrad“ will mit einem Plebiszit Druck auf den Senat ausüben, die Radverkehrsstrategie von 2004 endlich umzusetzen. Bis Ende April 2016 sollen 20 000 Unterschriften für eine Volksabstimmung gesammelt werden. Sie könnte danach dann durchgeführt werden.  Dafür müssten innerhalb von vier Monaten 170 000 Unterschriften gesammelt werden.

ADFC beklagt Berliner Schneckentempo

Auf seiner Internetseite beklagt der ADFC das langsame Tempo bei der Umsetzung der 2004 vereinbarten Radverkehrsstrategie. Schon im vergangenen Jahr hatte der Verband dem Senat vorgeworfen, es fehle der politische Wille, die Situation für die Radfahrer in der Stadt umfassende zu verbessern. Er fordert unter anderem eine ausreichende Ausstattung der Bezirke mit Personal, zehn Vollzeitstellen in der Senats-Umweltverwaltung und eine Ingenieursstelle pro Bezirk. Finanziell sei das offizielle Desinteresse der Politik ein Desaster, heißt es bei dem Verband. So seien aufgrund von Personalmangel, fehlender Kofinanzierung oder aufgrund des langsamen Verwaltungshandelns 2014 von zwei Millionen Euro für die Unterhaltung von Radwegen rund 460 000 Euro nicht verbaut worden. Bei der „Verbesserung der Infrastruktur“ seien von vier Millionen Euro 1,9 Millionen nicht verbaut worden.

Verkehrssenator: „Das Geld wird für den Radverkehr ausgegeben“

Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) sagte im Abgeordnetenhaus dagegen, die 14 Millionen Euro, die 2015 zur Verbesserung der Radinfrastruktur zur Verfügung standen, seien erstmals auch tatsächlich ausgegeben worden. 2016 soll der Betrag auf 15,3 Millionen Euro anwachsen.