Radsicherheit in Berlin: Ergebnisse der Umfrage

Gefahrenpunkte für Radfahrer in Berlin laut der Senats-Umfrage

Gefahrenpunkte für Radfahrer in Berlin laut der Senats-Umfrage

Die Online-Umfrage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz „Radsicherheit in Berlin“ hat ein großes Echo gefunden. Über 5000 Hinweise, 4000 Kommentare und 22000 Bewertungen zu Konfliktsituationen im täglichen Radverkehr wurden abgegeben.

Auf der Website der Senatsverwaltung (siehe unten) ist eine Liste jener Abbiegekonflikte in Kreuzungs- und Einmündungsbereichen zu finden, die die Teilnehmer der Aktion besonders häufig nannten. An der Spitze mit 219 Unterstützern steht die Forderung, die Radwegbenutzungspflicht auf der Schönhauser Allee aufzuheben. Das erscheint verständlich, der Radweg ist dort meist wegen der Autos und Passanten unbenutzbar.

Auf Platz 2 folgt die Forderung nach der Vorfahrt für Radfahrer in der Linienstraße (206 Unterstützer). Platz 3 nimmt die Forderung nach Abschaffung der langen Rot-Phase an der Ampel vor dem Hotel Adlon ein, Platz vier die unüberschaubare und von vielen als grefährlich beschriebene Situation am Hermannplatz.

Erschreckende  Details der Radwegplanung

Es ist nicht einmal so sehr die erstaunliche Menge an Kritikpunkten und Verbesserungsvorschlägen, die an der Aktion beeindruckend ist, sondern eher  die Nachlässigkeit und Ignoranz dem Radverkehr gegenüber, die sich an den Hunderten von Details zeigt, die von den Teilnehmern beklagt werden. Da führen Radwege in Kurven auf die Straße zurück (Weserstraße, Neukölln), da sind Radwege unbenutzbar, weil sie Dauer-Konflikte mit Autofahrern und Passanten hervorrufen, da wird man im Kreisverkehr permanent von Autos geschnitten (Kottbusser Tor). Die Senatsverwaltung wertet die Vorschläge nun aus, weitere Informationen sollen dann folgen. Den Newsletter kann man auf der Website abonnieren. Es gibt viel zu tun – hoffen wir, dass es zügig angepackt wird!

https://radsicherheit.berlin.de/topliste

Es werde Licht! Die Akkuleuchte von Owleye

Praxistauglich: die Akkuleuchte von Owleye Link

Praxistauglich: die Akkuleuchte von Owleye Link

Es war in jedem Winter der gleiche Ruf, den ich ausstieß: „Es werde Licht!“, lautete er. Meist musste ich mit meinen kleinen Akku-Funzeln dann aber bis zum Frühling warten, damit sich der Wunsch erfüllte. Ich probierte allerlei Fabrikate aus – und war am Ende meist nur darüber erfreut, dass sie länger hielten als der Kabelsalat zu seligen Dynamozeiten. Wieviele Stunden ich damals mit auf der Suche nach unterbrochenen Stromleitungen am Fahrrad verbrachte, sage ich lieber nicht. Da waren die Akkuleuchten schon ein Fortschritt an Lebensqualität.

Aber so richtig hell wurde es mit den 20-Euro-Leuchten nie. Das war in der gut beleuchteten Stadt zwar einerseits auch nicht so richtig nötig, andererseits gab es aber auch da genug schlecht beleuchtete Schlaglöcher und Hindernisse, in die ich lieber nicht gefahren wäre.

Nun ist ein Wunder passiert. Ich habe mir eine Akkuleuchte gekauft, die die Bezeichnung „Licht“ auch verdient hat. Sie ist von Owleye, schnitt in Tests mit „gut“ ab (Roadbike 01/2014) – für mich ist sie eine Quantensprung: Man kann damit acht bis zehn Meter voraus den Boden
erkennen. Sie ist klein und leicht, sodass sie auch ans Rennrad passt und hat einen Akku, den man per USB-Kabel auflädt (49,95 Euro). Was soll ich sagen? Nachtfahrten haben ihren kleinen Schrecken fast verloren. Und ich wette, besser gesehen werde ich auch. Winter, du kannst erst einmal bleiben.

P.S.
Wie sind eure Erfahrungen mit der Beleuchtung? Was benutzt ihr? Wie lange halten eure Lampen durch?

SRAM ruft hydraulische Scheiben- und Felgenbremsen zurück

Scheibenbremsen sind im vergangenen Jahr immer beliebter geworden – sei es am Cross-Rad, sei es am Rennrad. Und natürlich auch im Alltagsbereich. Ohne Probleme sind sie aber nicht: Wie Tests der Zeitschrift „Tour“ ergaben, muss man Scheibenbremsen aus organischen Verbundstoffen am Rennrad einbremsen, damit sie nicht durch „Fading“ ihre Bremskraft verlieren – das heißt heißt warm werden und dann nicht mehr funktionieren (Tour 11/2013). Im normalen Alltagsgebrauch scheint das Problem nicht aufzutreten. Die Hersteller testen die unterschiedlichsten Materialien aus, um die Bremswärme abzuleiten.

Jetzt ruft der amerikanische Hersteller SRAM seine gesamte Kollektion hydraulischer Scheibenremsen und hydraulischer Felgenbremsen zurück. Das berichtet die US-Zeitschrift „Bycicle Times“ in ihrer jüngsten Online-Ausgabe. In einigen Fällen hielt offenbar der Verschluss des Bremsflüssigkeitsbehälters bei Temperaturen unter Null Grad nicht dicht, der Bremsdruck kam nicht an der Scheibe an, die Bremse fiel aus. Entdeckt wurde laut SRAM wenige solcher Ausfälle bei Crossrennen in den USA.  Zu Schaden kam niemand. Vorsichtshalber, so SRAM, habe man nun die komplette Auslieferung von hydraulischen Scheiben- und Felgenbremsen zurückgerufen.

Bereits am 4. November hatte SRAM eine beschränkte Produktionscharge von hydraulischen Road Disc-Brakes der Serien SRAM Red 22 und S-700 zurückgerufen. Ausfälle waren damals nicht bekannt geworden. SRAM hat bislang rund 19.000 hydraulische Scheiben- und Felgenbremsen ausgeliefert.

Ende eines Radweges

Am Rathaus Wilmersdorf endet der Radweg in der Baustellen-Absperrung    Link

Am Rathaus Wilmersdorf endet der Radweg in der Baustellen-Absperrung Link

Ich fahre ja nicht jeden Tag auf dem Hohenzollerndamm Richtung Fehrbelliner Platz. Heute musste es aber einmal sein. Dabei entdeckte ich diese hübsche Falle. Wer ortsunkundig ist, fährt auf dem Radweg geradeaus weiter und landet in einem Absperrgitter einer Baustelle. Daraus gibt es kein Entrinnen. Ein kleiner Hinweis „Radfahrer bitte rechts halten“ hätte keinem geschadet, vielen aber genutzt. Am Schildermangel in Berlin dürfte eine solche Aufmerksamkeit ja wohl nicht scheitern.

Spikes auf Fahrradreifen

Harte Stifte gegen das Eis:  Spikes auf einem Fahrradreifen    Foto: Link

Harte Stifte gegen das Eis: Spikes auf einem Fahrradreifen                                       Link

Als ich im vorangegangenen Beitrag von meiner unliebsamen Begegnung mit dem harten Asphalt berichtete („Straßenglätte und Radfahren vertragen sich nicht“), meldete sich der BikeBlogBerlin zu Wort. Selbstverständlich könne man auch im Winter auf vereisten oder glatten Straßen Rad fahren, ohne dauernd Stürze zu produzieren. Man müsse eben nur Reifen mit Spikes verwenden, meinte der besorgte Kollege Winterradler.

Spikes sind ja keine schlechte Idee

Dagegen habe ich mich, ehrlich gesagt, lange gesträubt. Spikes auf Fahrradreifen? In Berlin? Wir sind doch nicht in den Alpen oder der Taiga! Mir kam das lächerlich vor. Das lohnt sich doch nicht für die paar Tage, die man hier an Winter hat – gegen das schlimmste Winterübel an der Spree, die Dunkelheit und die Nässe, helfen sie ja wohl nicht. Aber wenn ich es genauer bedenke, so hat diese Umrüstaktion doch etwas für sich. Ich bin auf überfrorener Nässe gestürzt, und die gibt es wesentlich häufiger als flächendeckenedes Eis. Vor allem in den Außenbezirken. Man denkt, die Straße sei nur nass, und im nächsten Moment liegt man schon auf der Nase. Da ich an den blauen Flecken wohl länger zehren werde, als mir lieb ist, habe ich beschlossen: Ich werden mich jetzt erkundigen, ob es 28 Millimeter breite Reifen mit Spikes gibt. Man kann den Winter ja auch entspannter angehen. Mehr dann an dieser Stelle.

Straßenglätte und Radfahren vertragen sich nicht

Überfrorene Straße  Foto: Link

Überfrorene Straße                                                      Foto: Link

Gerade habe ich noch ein Loblied auf den Winterradler gesungen, der sich auch von Regen, Dunkelheit und Kälte nicht abschrecken lässt, auf dem Fahrrad durch die Stadt zu kurven, da muss ich diesen Lobgesang doch relativieren. Er kann ja auch mit Unannehmlichkeiten verbunden sein, ja, richtig weh tun. Wie heute morgen. Ich bin nämlich gestürzt. Vorhersehbar war das nicht, wie bei Stürzen ja üblich, es war auch noch nicht so kalt, dass mit Glätte zu rechnen war – dachte ich jedenfalls beim Blick aufs Thermometer von der heimischen Küche aus.

Eine der ersten Kurven belehrte mich aber eines besseren. Ein Auto vor mir kratzte sie mit Schwung, ich lag aber im nächsten Moment auf der Straße, mein Rad war unter ein parkendes Auto gerutscht. Dass ich Hüftknochen, Schulter und Wade habe, bemerkte ich beim Aufstehen deutlich. Die Ursache für meine unangenehme Bekanntschaft mit dem Asphalt war eine kleine Fläche überfrorenen Wassers. Klein und richtig gemein. Manchmal wünscht man sich doch vier Räder.

Aus der Zeit gefallen

 

Warum fahren wir bei diesem Wetter eigentlich noch Rad? Es ist kalt, es ist nass, es ist (meist) dunkel, man wird schlecht gesehen – eigentlich sind tiefer Herbst und nasskalte Wintertage die Saison fürs Auto. Aber ich sehe und treffe sie täglich immer noch, die Verwegenen und Unerschütterlichen auf ihrem Weg zur Arbeit oder nach Hause. Wir Radfahrer werden weniger in diesen Tagen, doch im Dunkeln leuchten einem gar nicht so wenige Lichter entgegen.

Artenschutz? Nein, Aufmerksamkeit!

Wahrscheinlich geben alle Radfahrer, die Wind und Wetter trotzen, dem uralten Bedürfnis der Menschen nach, sich im Freien zu bewegen, an der Luft zu sein, auch bei miesem Wetter den eigenen Körper zu spüren. Etwas Atavistisches also, ein urzeitliches Verhalten, etwas ganz und gar Unmodernes. Nichts jedenfalls, das mit den Anforderungen an ein modernes Bürodasein kompatibel wäre, das klimatisierte Rundumversorgung impliziert und einen Daueranspruch auf wetterunabhängige Wohltemperiertheit.
Radfahrer liegen im Winter quer zur Zeit, sind eher Abkömmlinge eines Ötzi als Fackelträger der modernen digitalen Welt, die sich mit einem Fingerwisch durchs virtuelle Leben zappt. Artenschutz brauchen wir deswegen noch nicht. Aber vielleicht ein bisschen Aufmerksamkeit.

Winterbekleidung: Was tun gegen kalte Finger?

Kälteschutz: lange Hose, Pulli, Handschuhe und die "Pantani"-Mütze   Foto: Link

Kälteschutz: lange Hose, Pulli, Handschuhe und die „Pantani“-Mütze                   Foto: Link

Jedes Jahr ist es dasselbe: Der Winter kommt überraschend. Nicht nur für die Bahn, auch für uns Radfahrer. Doch während die Bahn ihren Service bei Kälte einfach mal einstellen kann, kann das der Stadtradler nicht. Die Bahn fällt als Alternative der Fortbewegung dann ja oft aus. Wir fahren also durch die Kälte, doch was ziehen wir an?

Das Zwiebelprinzip

Ich halte es mit der Zwiebel. Schale um Schale kommen Kleidungsstücke über den Körper, aber nur so viele, dass die ganze Packung nicht zu dick und unbequem wird. Will heißen: lange Radhose, und wenn es ganz kalt ist, darunter eine lange Unterhose. Dann ein atmungsaktives Unterhemd, darüber ein atmungsaktives Fahrradtrikot, darüber wahlweise ein dünner Pullover oder ein Fleece-Pulli – und zu guter Letzt eine Windstopperjacke. Ein Halstuch und eine „Pantani-Mütze“ komplettieren meine Ausrüstung. Das ist eigentlich eine Sonnenmütze, die man aber auch gut als Kälteschutz unter dem Helm tragen kann. Hübsch ist etwas Anderes, aber es hilft.

Problemzone Hände

Die eigentliche Problemzone sind die Hände. Hier habe ich noch nichts Richtiges gefunden. Winterhandschuhe, wie man sie zum Skifahren benutzt, sind zu dick, viele Fahrradhandschuhe wärmen die Fingerspitzen nicht genug. Es kam schon vor, dass ich anhielt und mit die Hände auf den Rücken schlug. Das hat etwas vom Anwärmen beim Skifahren an sehr kalten Tagen. Gibt es andere Methoden gegen kalte Finger? Für Tipps bin ich dankbar!

„Beachten Sie die Ansage!“

Manchmal fährt der Stadtradler auch S-Bahn, zum Beispiel wenn das Wetter so schlecht ist, dass das Radfahren einfach keinen Spaß macht. Oder wenn der Zeitdruck groß. Gestern war wieder so ein Tag. Gehetzt renne ich die Treppen am Anhalter Bahnhof zum S-Bahngleis hinunter. Ein Termin sitzt mir im Nacken, es ist 17.45 Uhr. Ich erreiche den Bahnsteig, und was sehe ich da? Eine S-Bahn, die fast den Bahnhof verlassen hat, aber auf dem Gleis steht. Was passiert ist, weiß zunächst keiner. Fährt sie bald weiter? Warum steht sie da? Wie lange dauert das? Ein Blick auf die Anzeigetafel bringt Erleuchtung auf Berlin Art: „Ansage beachten“ steht da dick geschrieben. Allein: Es sagt – natürlich – keiner etwas an, und dass man Anzeigetafeln vielleicht beschreiben könnte, damit die Fahrgäste informiert werden, darauf kommt in Berlin auch so schnell keiner. Aber vielleicht wird das noch was. Ich lebe ja erst seit 23 Jahren hier.

Die BVG beherrscht die Desinformationstechnik übrigens genauso gut. Am Morgen danach lese ich am U-Bahnhof Thielplatz an der Anzeige: „Zug nicht benutzen“. Aha, denke ich, die nächste U-Bahn fährt wohl ohne Halt weiter. Aber ich irre mich. Der Zug hält und eine Stimme knarzt: „Nach Nollendorfplatz einsteigen!“ Vielleicht sollten die beiden Fahrgastunternehmen „Anschreiber“ anstellen: Leute, die per Hand auf Schiefertafeln aktuelle Verkehrsinformationen pinseln. Mir scheint das die passende Kommunikationstechnik für zwei Unternehmen zu sein, die beim Infoservice in der Steinzeit stehen.

Reflektoren helfen gegen einfache Ausreden

Die Dame denken wir uns mal weg – die Reflektoren nicht Foto: dpa

Die Dame denken wir uns mal weg – die Reflektoren nicht                Foto: dpa

Dem Motto „Wer mit Licht fährt, ist feige“ habe ich schon seit einigen Jahren abgeschworen. Das lag am Motorrad. Über 40 Jahre lang bin ich auch Motorrad gefahren, und ich glaube, ich habe nur überlebt, weil ich immer mit Licht fuhr und mit der Ignoranz der anderen Verkehrsteilnehmer rechnete. Dabei meine ich nicht nur jene Bauern, die mit dem Trecker stundenlang übers Feld pflügen, aber just in dem Moment mal eben kurz über die Landstraße schwenken, in dem sich ein Motorrad nähert. Ich meine auch die Autofahrer in den Städten. Ohne Licht auch am Tage wäre ich mehr als einmal in Berlin zu Boden gegangen.

Womit wir beim Fahrrad wären. Ich habe mir jetzt Reflektoren in die Speichen gesteckt. Zweimal kamen mir Anfang der Woche Autos aus Seitenstraßen bedrohlich nahe, und ich glaube nicht, dass sie mir mutwillig die Vorfahrt nehmen wollten. Ich glaube, die haben mich einfach nicht gesehen. Ich vermute, ich gab das gleiche Bild ab wie der Kollege in dunkler Kleidung oben auf dem Foto. Ob die Reflektoren etwas nützen? Gegen Ignoranz helfen sie wahrscheinlich nicht. Aber die Ausreden der Autofahrer dürften komplizierter werden.