Spikes, die 2.

Winterreifen mit Spikes  – lohnt sich die Anschaffung?   dpa

Winterreifen mit Spikes – lohnt sich die Anschaffung? dpa

Also, ich habe mich erkundigt wegen der Spikes-Reifen. Wie Kollege Christoph Herrmann schon vermutete (Danke sehr!), gibt es Spikes-Reifen in 28 Millimeter Breite nicht. Die Pickel aus Wolfram sind dann doch wohl eher für Trekking-Reifen und -Räder als für Speed- oder Fitness-Bikes gedacht. Das macht vom Konzept auch Sinn: Sportliche Reifen und Winterprofil schließen sich ja eigentlich per definitionem gegenseitig aus.

Die kleinste Reifenbreite mit Spikes ist nach meinen Erkundungen 30 Millimeter breit. Schwalbe hat so ein Modell im Programm, „Winter“ heißt es sinnigerweise. Um die 35 Euro kostet ein Reifen. Es hat mich ja schon in den Fingern gejuckt, eine Bestellung abzugeben – aber dann wurde es wieder wärmer. Und: Mit meinen Schutzblechen würde ich Probleme bekommen. Die dünnen Dinger hängen so knapp überm Reifen, da haben Spikes keinen Platz mehr.

„Kauf die andere Schutzbleche“, könnte man ja einwenden. Auch das noch, nur wegen ein paar Eistagen? Ich weiß nicht. Wohin führt das noch alles? Hinzu kommt: Wenn es in Berlin Eis hat, versaut einem die BSR mit ihrem Salz doch jeden Weg, und auf Salz fahre ich nicht. Spikes hin oder her. Das Problem ist also noch nicht gelöst. Meine Sturz-Hüfte tut auch nicht mehr so richtig weh. Ich denke noch nach.

Ende eines Radweges

Am Rathaus Wilmersdorf endet der Radweg in der Baustellen-Absperrung    Link

Am Rathaus Wilmersdorf endet der Radweg in der Baustellen-Absperrung Link

Ich fahre ja nicht jeden Tag auf dem Hohenzollerndamm Richtung Fehrbelliner Platz. Heute musste es aber einmal sein. Dabei entdeckte ich diese hübsche Falle. Wer ortsunkundig ist, fährt auf dem Radweg geradeaus weiter und landet in einem Absperrgitter einer Baustelle. Daraus gibt es kein Entrinnen. Ein kleiner Hinweis „Radfahrer bitte rechts halten“ hätte keinem geschadet, vielen aber genutzt. Am Schildermangel in Berlin dürfte eine solche Aufmerksamkeit ja wohl nicht scheitern.

Spikes auf Fahrradreifen

Harte Stifte gegen das Eis:  Spikes auf einem Fahrradreifen    Foto: Link

Harte Stifte gegen das Eis: Spikes auf einem Fahrradreifen                                       Link

Als ich im vorangegangenen Beitrag von meiner unliebsamen Begegnung mit dem harten Asphalt berichtete („Straßenglätte und Radfahren vertragen sich nicht“), meldete sich der BikeBlogBerlin zu Wort. Selbstverständlich könne man auch im Winter auf vereisten oder glatten Straßen Rad fahren, ohne dauernd Stürze zu produzieren. Man müsse eben nur Reifen mit Spikes verwenden, meinte der besorgte Kollege Winterradler.

Spikes sind ja keine schlechte Idee

Dagegen habe ich mich, ehrlich gesagt, lange gesträubt. Spikes auf Fahrradreifen? In Berlin? Wir sind doch nicht in den Alpen oder der Taiga! Mir kam das lächerlich vor. Das lohnt sich doch nicht für die paar Tage, die man hier an Winter hat – gegen das schlimmste Winterübel an der Spree, die Dunkelheit und die Nässe, helfen sie ja wohl nicht. Aber wenn ich es genauer bedenke, so hat diese Umrüstaktion doch etwas für sich. Ich bin auf überfrorener Nässe gestürzt, und die gibt es wesentlich häufiger als flächendeckenedes Eis. Vor allem in den Außenbezirken. Man denkt, die Straße sei nur nass, und im nächsten Moment liegt man schon auf der Nase. Da ich an den blauen Flecken wohl länger zehren werde, als mir lieb ist, habe ich beschlossen: Ich werden mich jetzt erkundigen, ob es 28 Millimeter breite Reifen mit Spikes gibt. Man kann den Winter ja auch entspannter angehen. Mehr dann an dieser Stelle.

Straßenglätte und Radfahren vertragen sich nicht

Überfrorene Straße  Foto: Link

Überfrorene Straße                                                      Foto: Link

Gerade habe ich noch ein Loblied auf den Winterradler gesungen, der sich auch von Regen, Dunkelheit und Kälte nicht abschrecken lässt, auf dem Fahrrad durch die Stadt zu kurven, da muss ich diesen Lobgesang doch relativieren. Er kann ja auch mit Unannehmlichkeiten verbunden sein, ja, richtig weh tun. Wie heute morgen. Ich bin nämlich gestürzt. Vorhersehbar war das nicht, wie bei Stürzen ja üblich, es war auch noch nicht so kalt, dass mit Glätte zu rechnen war – dachte ich jedenfalls beim Blick aufs Thermometer von der heimischen Küche aus.

Eine der ersten Kurven belehrte mich aber eines besseren. Ein Auto vor mir kratzte sie mit Schwung, ich lag aber im nächsten Moment auf der Straße, mein Rad war unter ein parkendes Auto gerutscht. Dass ich Hüftknochen, Schulter und Wade habe, bemerkte ich beim Aufstehen deutlich. Die Ursache für meine unangenehme Bekanntschaft mit dem Asphalt war eine kleine Fläche überfrorenen Wassers. Klein und richtig gemein. Manchmal wünscht man sich doch vier Räder.

Aus der Zeit gefallen

 

Warum fahren wir bei diesem Wetter eigentlich noch Rad? Es ist kalt, es ist nass, es ist (meist) dunkel, man wird schlecht gesehen – eigentlich sind tiefer Herbst und nasskalte Wintertage die Saison fürs Auto. Aber ich sehe und treffe sie täglich immer noch, die Verwegenen und Unerschütterlichen auf ihrem Weg zur Arbeit oder nach Hause. Wir Radfahrer werden weniger in diesen Tagen, doch im Dunkeln leuchten einem gar nicht so wenige Lichter entgegen.

Artenschutz? Nein, Aufmerksamkeit!

Wahrscheinlich geben alle Radfahrer, die Wind und Wetter trotzen, dem uralten Bedürfnis der Menschen nach, sich im Freien zu bewegen, an der Luft zu sein, auch bei miesem Wetter den eigenen Körper zu spüren. Etwas Atavistisches also, ein urzeitliches Verhalten, etwas ganz und gar Unmodernes. Nichts jedenfalls, das mit den Anforderungen an ein modernes Bürodasein kompatibel wäre, das klimatisierte Rundumversorgung impliziert und einen Daueranspruch auf wetterunabhängige Wohltemperiertheit.
Radfahrer liegen im Winter quer zur Zeit, sind eher Abkömmlinge eines Ötzi als Fackelträger der modernen digitalen Welt, die sich mit einem Fingerwisch durchs virtuelle Leben zappt. Artenschutz brauchen wir deswegen noch nicht. Aber vielleicht ein bisschen Aufmerksamkeit.

Beliebter Parkplatz: der Radweg

Sehr beliebter Parkplatz: der Radweg    Foto: Link

Sehr beliebter Parkplatz: der Radweg                                                          Foto: Link

Das Thema hatten wir hier schon – aber es hat sich nicht erledigt. Parken auf dem Radweg. Damit könnte man Bücher oder größere Online-Speicher füllen. Ein schönes Beispiel gab es diese Woche auf dem Teltower Damm in Zehlendorf. Rush-Hour, kurz vor acht Uhr morgens, der Sprung in die Bankfiliale ist offenbar unausweichlich, und als guter Berliner Handwerker parkt man natürlich in der zweiten Reihe. Die ist hier der Radweg. Dass auf der Rückseite der Bank ein kostenloser Parkplatz zur Verfügung steht, ist dem eiligen Dienstleister keinen Umweg wert. Er ist ja auch der stärkere.

Winterbekleidung: Was tun gegen kalte Finger?

Kälteschutz: lange Hose, Pulli, Handschuhe und die "Pantani"-Mütze   Foto: Link

Kälteschutz: lange Hose, Pulli, Handschuhe und die „Pantani“-Mütze                   Foto: Link

Jedes Jahr ist es dasselbe: Der Winter kommt überraschend. Nicht nur für die Bahn, auch für uns Radfahrer. Doch während die Bahn ihren Service bei Kälte einfach mal einstellen kann, kann das der Stadtradler nicht. Die Bahn fällt als Alternative der Fortbewegung dann ja oft aus. Wir fahren also durch die Kälte, doch was ziehen wir an?

Das Zwiebelprinzip

Ich halte es mit der Zwiebel. Schale um Schale kommen Kleidungsstücke über den Körper, aber nur so viele, dass die ganze Packung nicht zu dick und unbequem wird. Will heißen: lange Radhose, und wenn es ganz kalt ist, darunter eine lange Unterhose. Dann ein atmungsaktives Unterhemd, darüber ein atmungsaktives Fahrradtrikot, darüber wahlweise ein dünner Pullover oder ein Fleece-Pulli – und zu guter Letzt eine Windstopperjacke. Ein Halstuch und eine „Pantani-Mütze“ komplettieren meine Ausrüstung. Das ist eigentlich eine Sonnenmütze, die man aber auch gut als Kälteschutz unter dem Helm tragen kann. Hübsch ist etwas Anderes, aber es hilft.

Problemzone Hände

Die eigentliche Problemzone sind die Hände. Hier habe ich noch nichts Richtiges gefunden. Winterhandschuhe, wie man sie zum Skifahren benutzt, sind zu dick, viele Fahrradhandschuhe wärmen die Fingerspitzen nicht genug. Es kam schon vor, dass ich anhielt und mit die Hände auf den Rücken schlug. Das hat etwas vom Anwärmen beim Skifahren an sehr kalten Tagen. Gibt es andere Methoden gegen kalte Finger? Für Tipps bin ich dankbar!

„Beachten Sie die Ansage!“

Manchmal fährt der Stadtradler auch S-Bahn, zum Beispiel wenn das Wetter so schlecht ist, dass das Radfahren einfach keinen Spaß macht. Oder wenn der Zeitdruck groß. Gestern war wieder so ein Tag. Gehetzt renne ich die Treppen am Anhalter Bahnhof zum S-Bahngleis hinunter. Ein Termin sitzt mir im Nacken, es ist 17.45 Uhr. Ich erreiche den Bahnsteig, und was sehe ich da? Eine S-Bahn, die fast den Bahnhof verlassen hat, aber auf dem Gleis steht. Was passiert ist, weiß zunächst keiner. Fährt sie bald weiter? Warum steht sie da? Wie lange dauert das? Ein Blick auf die Anzeigetafel bringt Erleuchtung auf Berlin Art: „Ansage beachten“ steht da dick geschrieben. Allein: Es sagt – natürlich – keiner etwas an, und dass man Anzeigetafeln vielleicht beschreiben könnte, damit die Fahrgäste informiert werden, darauf kommt in Berlin auch so schnell keiner. Aber vielleicht wird das noch was. Ich lebe ja erst seit 23 Jahren hier.

Die BVG beherrscht die Desinformationstechnik übrigens genauso gut. Am Morgen danach lese ich am U-Bahnhof Thielplatz an der Anzeige: „Zug nicht benutzen“. Aha, denke ich, die nächste U-Bahn fährt wohl ohne Halt weiter. Aber ich irre mich. Der Zug hält und eine Stimme knarzt: „Nach Nollendorfplatz einsteigen!“ Vielleicht sollten die beiden Fahrgastunternehmen „Anschreiber“ anstellen: Leute, die per Hand auf Schiefertafeln aktuelle Verkehrsinformationen pinseln. Mir scheint das die passende Kommunikationstechnik für zwei Unternehmen zu sein, die beim Infoservice in der Steinzeit stehen.

Reflektoren helfen gegen einfache Ausreden

Die Dame denken wir uns mal weg – die Reflektoren nicht Foto: dpa

Die Dame denken wir uns mal weg – die Reflektoren nicht                Foto: dpa

Dem Motto „Wer mit Licht fährt, ist feige“ habe ich schon seit einigen Jahren abgeschworen. Das lag am Motorrad. Über 40 Jahre lang bin ich auch Motorrad gefahren, und ich glaube, ich habe nur überlebt, weil ich immer mit Licht fuhr und mit der Ignoranz der anderen Verkehrsteilnehmer rechnete. Dabei meine ich nicht nur jene Bauern, die mit dem Trecker stundenlang übers Feld pflügen, aber just in dem Moment mal eben kurz über die Landstraße schwenken, in dem sich ein Motorrad nähert. Ich meine auch die Autofahrer in den Städten. Ohne Licht auch am Tage wäre ich mehr als einmal in Berlin zu Boden gegangen.

Womit wir beim Fahrrad wären. Ich habe mir jetzt Reflektoren in die Speichen gesteckt. Zweimal kamen mir Anfang der Woche Autos aus Seitenstraßen bedrohlich nahe, und ich glaube nicht, dass sie mir mutwillig die Vorfahrt nehmen wollten. Ich glaube, die haben mich einfach nicht gesehen. Ich vermute, ich gab das gleiche Bild ab wie der Kollege in dunkler Kleidung oben auf dem Foto. Ob die Reflektoren etwas nützen? Gegen Ignoranz helfen sie wahrscheinlich nicht. Aber die Ausreden der Autofahrer dürften komplizierter werden.

Straßensheriff-App offenbar gescheitert – leider?

Da wünscht man sich die Sheriff-App: Blockade am Messedamm   Foto: Link

Da wünscht man sich die Sheriff-App: Blockade am Messedamm                     Foto: Link

Die App einer Berliner Initiative, mit der Falschparker auf Radwegen an Ordnungsämter gemeldet werden sollten, ist offenbar vorerst gescheitert. Wie der Tagesspiegel berichtet, sei die Entwicklung der „Straßensheriff-App“ eingestellt worden, weil die benötigte Summe über das Crowd-Funding nicht aufgebracht werden konnte. Die Entwickler um den Initiator Heinrich Strößenreuther wollten laut Medienberichten jedoch an dem Vorhaben weiter arbeiten.

Die App sollte es Radfahrern ermöglichen, von Autos, die auf Gehwegen parkten, Fotos zu machen und sie auf eine Platform hochzuladen. Hartnäckige Parksünder sollte die App erkennen können – in diesem Fall war auch angedacht, die Ordnungsämter der Bezirke  zu informieren. Der Bezirk Pankow hatte sich jüngst dem Projekt gegenüber aufgeschlossen gezeigt.

Datenschützer wollte Stellungnahme anfordern

Allerdings gab es auch Kritik an dem Vorhaben. Der Berliner Datenschützer Alexander Dix wollte bei den Entwicklern eine Stellungnahme anfordern. Im Netz wurde die Initiative kontrovers diskutiert. Kritik gab es daran, dass sie zum Denunziantentum ermutige, Befürworter versprachen sich freiere Radwege.

Der Stadtradler meint: Ziviler Umgang miteinander beruht auf Freiwilligkeit, auch im Verkehr. Wir brauchen nicht mehr Freizeit-Polizisten, sondern mehr Rücksichtnahme. Die bekommt man nicht mit einer App, sondern mit der richtigen Haltung.

P.S. Kaum hatte ich den Beitrag veröffentlicht, erlebte ich die auf dem Foto gezeigte Situation – wie um meine Meinung Lügen zu strafen. Vor dem ICC hielt eine Schlange an Kleinlastern auf dem Radweg. Ich war verärgert, zumal sich einer der Fahrer, den ich ansprach, nicht im geringsten einsichtig zeigt. „Ich arbeite hier, da muss ich mich nicht an die Verkehrsregeln halten“, war seine Antwort. Offenbar kehrt die richtige Haltung doch nicht ohne Zwang ein – oder wie seht ihr das?