Fahrradladen in Berlin: Die Fahrradfritzen 

Fahrradfritzen-Erick-Fabisch

Erik Fabisch, Mitinhaber des Lades an der Eisenacher Straße 65 in Schöneberg

Wenn irgendetwas am Rad gar nicht mehr geht, dann gibt es vor dem Weg zum Recyclinghof noch eine Adresse. Sie lautet: Eisenacher Straße 63. Denn hier in Schöneberg sitzt ein Radladen, der die Handwerkskunst am Fahrrad noch hochhält, dem festverostete Tretlager genauso wenig Respekt einflößen wie verbogene Felgen oder Pedale, deren Gewinde sich in die Tretkurbeln hineingefressen haben. Es sind die Fahrradfritzen.

Fahrradladen in Berlin: Die Fahrradfritzen

Zwei Fahrradläden hatte ich schon mit dem festgerosteten Tretlager am Rad meiner Frau aufgesucht – beide kapitulierten vor der Reparatur. „Da ist nichts mehr zu machen, das können sie wegwerfen“, lautete ihr Kommentar zum angeblich irreparablen Fahrrad. Meine Frau liebte das Ding aber! Zugegeben, es hatte schon über 20 Jahre auf dem Stahlrahmen, aber es fuhr gut und sie fuhr gerne damit. Das Tretlager aber eierte, das Rad war eigentlich nicht mehr fahrbar. Doch ein neues Lager einzubauen, war offenbar schwierig, weil das alte nicht herauszubekommen war. Bis ein Kollege den richtigen Tipp hatte. „Erst wenn es  die Fahrradfritzen nicht schaffen, darfst du dein Rad ruhigen Gewissens wegwerfen, vorher nicht“, sagte er.

Reparatur allererster Güte

Also, ich mache es kurz: Die Fahrradfritzen bauten das alte Tretlager aus, ersetzten es, verpassten dem Rad einen neuen Antrieb mit besserer Schaltung, überholten die Bremsen und spendiertem dem Rad einen Nabendynamo und neue Griffe. Das kam einer Komplettreparatur gleich, war aber immer noch günstiger als ein neues Fahrrad. Eine perfekte Reparatur. Und meine Frau hat eine neue Liebe. 

Charme und Können bei den Fahrradfritzen

Der Laden von Erik Fabisch und seinem Kompagnon Jan-Ole Fritze besticht nicht nur mit dem verblassenden Charme und einer erfreulichen selbstgestrickten Ordnung. Da liegen Ersatzteile in Kisten und Kartons oder hängen an Haken von der Wand. Da stehen Fahrradteile herum und der Computer für die Rechnungen scheint ein missliebiger Vertreter der Moderne, dem man die handgeschriebene Rechnung gerne vorziehen würde. Aber die beiden Inhaber wissen, was sie machen, haben für alles ein Ohr und eine Lösung. Da kommt mal ein Nachbar mit seinem Stahlrennrad vorbei und sagt nur kryptisch „acht“ – schon wird der Renner aufgepumpt; ein anderer bringt sein Rad zur Reparatur und lässt einen Ventilator da, den er nicht mehr braucht – „falls es im Sommer wieder so heiß wird.“ Nachbarschaft eben. Dass die beiden aber nicht nur reparieren, sondern auch schöne neue Flitzer auf die Beine stellen können, davon zeugen einige Exemplare, die im Schaufenster stehen oder von der Decke hängen.

  • Die Fahrradfritzen, Eisenacher Straße 63, 10823 Berlin
  • Tel. 030 / 782 93 39
  • Mo-Fr 9.15-18 Uhr
  • Sa 9.15-13 Uhr

Gentle Jaunt – Fahrradladen an der Simon-Dach-Straße

Mitarbeiterin Nadine am Tresen im Fahrradladen Gentle Jaunt

American way of biking, Nadine serviert dazu den Kaffee: Gentle Jaunt     Fotos: Link

Wer den Fahrradladen „Gentle Jaunt“ an der Simon-Dach-Straße betritt, weiß nicht so recht, worüber er sich mehr freuen soll: über die schönen Gravel-Bikes von Marin und Bombtrack oder das große Bikepacking-Sortiment von Marken wie Apidura, Revelate oder Restrap. Oder vielleicht den guten Kaffee? Dazu kommt ein behagliches Interieur aus Holz, rohen Wänden und schlichten Sitzgelegenheiten, die den Besucher vergessen lassen, ob er sich in einem Radladen mit Kaffeeausschank oder einem Cafémit angeschlossenem Fahrradverkauf befindet. Die Einrichtung hat den bodenständigen Charme eines Holzfällercamps.

Gentle Jaunt – Amerikanisches Bikefeeling im Fahrradladen an der Simon-Dach-Straße 

Dieser amerikanische Touch findet sich auch in den Produkten wieder, die der Laden führt. Die einstige Mountainbike-Marke Marin ist mit Urban Bikes und Gravel Bikes vertreten, die Kölner Marke Bombtrack mit ihren Cross- und Gravel-Rädern, viele MTBs mit dicken Reifen zeigen, wo es hier lang geht: dahin wo es nicht asphaltiert-glatt, sondern rau ist, auf Feld-, Wald- und Wiesenwege – oder den erbärmlich schlechten Radwegen der Hauptstadt. Aber auch wunderschöne Stahlräder von Pelago haben wir gesichtet. Für guten Stil am Rad haben sie im „Gentle Jaunt“ etwas übrig. 

Großes Angebot an Lösungen fürs Bikepacking 

Sympathische Mannschaft und guter Kaffee im Gentle Jaunt

Man kann im Gentle Jaunt („Entspannte Ausfahrt“) aber auch einfach sitzen, einen Kaffee trinken und die Atmosphäre einsaugen. Oder sich beraten lassen von Mitarbeitern wie Bastian, der auch den PC nach draußen holt, um zu klären, ob das bevorzugte Bike eine mechanische oder hydraulische Scheibenbremse hat. Sprich: in diesem Fahrradladen wird beraten und gefachsimpelt – und dann erst verkauft. Sehr sympathisch. Genauso wie Nadine hinterm Tresen, die für den Milchkaffee verantwortlich ist. Wer sich für schicke Gravelbikes, die passende Bekleidung und ein breites Sortiment an Bikepacking-Angeboten interessiert, ist hier genau richtig. Ach ja, eine kleine Werkstatt hat „Gentle Jaunt“ auch. Für den Fall aller Fälle.

Ersatzteile im Gentle Jaunt an der Simon-Dach-Straße in Friedrichshain

Liebevoll arrangierte Accessoires für Bike

Gentle Jaunt an der Simon-Dach-Straße in Friedrichshain

Der Laden an der Simon-Dach-Straße

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  • The Gentle Jaunt, Simon-Dach-Straße, 10 245 Berlin, Tel.  030 293 666 00, Di-Fr 12–20 Uhr, Sa 10.30-16 Uhr

Berliner Fahrradschau 2017

Station Berlin, Luckenwalder Straße

Treffpunkt „Station“: die Berliner Fahrradschau                            Foto: Joe/Berliner Fahrradschau

Vom 3. bis 5. März haben Berlins Fahrradfreunde wieder eine Adresse, um ihre Neugier auf neue Räder und Lifestyle-Produkte zu stillen. Dann findet die Berliner Fahrradschau 2017 in der Station an der Luckenwalder Straße statt. „Größere Test-Areas, mehr E-Mobility und Action ohne Ende“ versprechen die Veranstalter für die achte Ausgabe der internationalen Fahrradschau.

Marken präsentieren Trends und neue Produkte

Die Image der Fahrradschau als Trendsetter einer urbanen Fahrrad-Community hat inzwischen auch auf die Hersteller abgefärbt. Und so wollen viele große Marken wie Campagnolo, Canyon, Rose, Shimano, Cinelli, Assos oder die „Rundrohr-Designer“ von Van Moof ihre schicken Produkte zeigen. Beim Blick auf die Teilnehmer 2017 hat man den Eindruck, dass sich der Kreis im Vergleich zum Start der Messe 2010 enorm erweitert hat. Kaum ein Hersteller lässt es sich nehmen, dabei zu sein. Das verspricht viele bunte Eindrücke und interessante Anregungen. Dutzende von Spezialisten und ambitionierten kleineren Herstellern decken die ganze Bandbreite von neuen Rädern über die Bekleidung bis hin zu Accessoires ab.  

Ambition, E-Mobility, Test-Strecken und Urban Lifestyle

Die Fahrradschau teil sich in die sechs große Bereiche: Urban Lifestyle, Velo Coulture, Handmade, Travel & Tour, E-Mobility und Ambition. Im Ambition-Bereich sind zum Beispiel Rennräder, Triathlon-Bikes, MTBs, Track-Räder und Fixies zu sehen. Der Urban Lifestyle deckt die Mode rund ums Radfahren und den schicken Auftritt, auch im Retro-Stil, ab. Das Angebot an Elektro-Räder hat sich in den vergangenen Jahren ja mächtig ausgeweitet – interessante Neuigkeiten gibt es also auch auf der Fahrradschau. Und sie können auf einer vergrößerten Teststrecke auch gleich ausprobiert werden, natürlich mit mit allen dazugehörigen digitalen Gimmicks wie Apps und digitaler On-Board-Vernetzung.

Wettbewerbe, Lange Nächte und Ausfahrten auf der Berliner Fahrradschau

Zum Programm gehören auch wieder verschiedene Wettbewerbe – etwa das „Rad Race“ gegen Rassismus mit Fixies (4. März 2017, ab 17 Uhr, Werbellinstraße 50, Eintritt vier Euro), BMX-Präsentationen, der Berlin Trials oder Ausfahrten für Jedermann wie etwa ein Crossbike-Ausflug in den Grunewald (5. März 2017, 10 Uhr, kostenlos). Dort präsentiert zum Beispiel auch Specialized seine Cross-Räder ((Sa. + So. jew. 10-17 Uhr). 

Berlin Bicycle Week mit Langer Nacht der Bike Shops

Der Fahrradschau angeschlossen ist wieder die Berlin Bike Week vom 27. Februar bis 5. März. Sie ist weit mehr als „Rahmenprogramm“, setzt eigene Schwerpunkte und trägt quasi die Fahrradschau in die Stadt hinein. Dazu gehört etwa die „Lange Nacht der Bike Shops“ vom 28. Februar bis 2. März. Knapp 20 Läden beteiligen sich daran – man fachsimpelt beim Bier und hat einen Blick in die Spezialistenszene (http://berlinerfahrradschau.de/de/lange-nacht-der-bikeshops).

Berliner Fahrradschau, 3. bis 5. März 2017, Station, Luckenwalder Straße 4-6, 10963 Berlin, Fr. 18–23 Uhr, Sa. 10–19 Uhr,  So 10–18 Uhr, Tageskarte Freitag 12, sonst 14 Euro, www.http://berlinerfahrradschau.de/de

Messedamm: Fahrradampel ist eine Katastrophe

Fahrradampel am Messedamm

Fast immer auf Rot: Die Fahrradampel am Messedamm / ICC                                     Foto: Link

Jüngst bin ich wieder einmal in die Situation gekommen, dass ich den Messedamm befahren und die Neue Kantstraße queren musste. Und bekam es mit der Fahrradampel zu tun. Vorsichtig, wie ich nach einem massiven Strafzettel wegen Überfahrens einer roten Fußgänger-Ampel geworden bin (128 Euro, ein Punkt in Flensburg), stellte ich mich an die Lichtzeichenanlage am Messedamm Richtung Kaiserdamm. Es regnete leicht. Und ich wartete auf Grün. Es regnete stärker, und ich wartete weiter. Die Ampeln für die Autos schalteten in alle Richtungen von Rot auf Grün – doch an der Fahrradampel tat sich nichts. Nach gefühlten fünf Minuten wurde ich unruhig. Ist die grüne Birne vielleicht kaputt? Soll man als Radfahrer hier vielleicht gar nicht weiterfahren? Meine Ungeduld wuchs, die Ampel blieb aber stur auf Rot. 

Messedamm: Fahrradampel ist eine Katastrophe

Ich wartete noch ein paar Minuten – und gab dann auf. Ein Fußgänger ging bei Rot über die Neue Kantstraße – ich nahm dann die Unterführung. Trug das Rad hinunter und drüben wieder hoch, und als ich oben ankam, schien es mir für einen Sekundenbruchteil, als sei das grüne Licht auf dieser Seite für die Radler doch intakt. Als ich genauer hinsah, war es aber rot. Ein paar Tage später erlebte ich die gleiche Malaise in die entgegengesetzte Richtung. Was soll ich sagen: Die Ampelschaltung am Messedamm ist einfach eine Katastrophe. An Radfahrer hat man nicht gedacht. 

Radweg am Messedamm: Eine Aufgabe für den neuen Senat

Auf Druck des Volksentscheids Fahrrad will sich der neue rot-rot-grüne Senat ja angeblich massiv für die Verbesserung des Radverkehrs in Berlin einsetzen. Die Ampelschaltung am Messedamm/Neue Kantstraße/Masurenallee wäre ein lohnender Einsatzort. Man könnte hier auch etwas für Image der Stadt tun. Bei Messen unterm Funkturm wird ja immer empfohlen, mit Bus, Bahn oder dem Fahrrad zu kommen. Als Radler kann man das nicht ernst nehmen. 

Volksentscheid Fahrrad lädt zum Nikolaus Charity Ride

Fahrradfahrer mit Nikolausmützen

In Nikolauskluft zum Chartity Ride: So wirbt die Initiative für ihre Aktion  F: Volksentscheid

Der Volksentscheid Fahrrad ist im Aufwind. Wie es aussieht, scheint sich die neue Koalition im Abgeordnetenhaus aus SPD, Linke und Grüne auf die Umsetzung vieler (aller?) Forderungen der Initiative zur Verbesserung des Radverkehrs in Berlin einzulassen. Davon spricht der Volksentscheid zumindest auf seiner Website. Doch ganz geheuer ist der Gruppierung die Sache nicht – man will auch den neuen Senat unter Dampf halten.

Volksentscheid Fahrrad lädt zum Nikolaus Carity Ride

Doch das kostet Geld. Die Initiative lädt deshalb zu einem „Charity Ride“ am 4. Dezember von 14.30 bis 17.30 Uhr ein. Startplatz ist der Bebelplatz in Mitte. Teilnehmer sollen mindestens eine rote Mütze auf dem Kopf haben, besser noch ein Nikolauskostüm tragen, und sie sollen ihre Freunde bitten, für jeden gefahrenen Kilometer einen Euro zu spenden. Die Fahrt ist als Demo angemeldet – entspanntes Mitfahren sollte also möglich sein.

Werbung für den Volksentscheid

Mit den Einnahmen will die Initiative ihre Werbung für den Volksentscheid auf Trab bringen. Dazu sollen weitere Kampagnen kommen, Flyer werden gedruckt, öffentliche Initiativen gestartet. Denn man fürchtet, dass die zehn Punkte eines „Berliner RadGesetzes“, das die Initiative vorschlägt, trotz zustimmender Töne aus dem neuen Senat kein Selbstläufer wird.  

Die Kantstraße – für Radfahrer eine Katastrophe

Radfahrer sind auf der Kantstraße nicht vorgesehen

Radfahrer sind auf der Kantstraße nicht vorgesehen

In dieser Woche musste ich einmal die Kantstraße befahren. Ein Erlebnis, das man eigentlich seinem ärgsten Feind nicht wünscht. Dazu muss ich sagen, ich bin durchaus Kummer auf der Straße gewohnt. Dass man als Radfahrer in Berlin mindestens einmal am Tag beleidigt wird, gehört ja gewissermaßen zu den stillen Auszeichnungen, die sich jeder erwirbt, der in der Hauptstadt Rad fährt. Ich bin auch nicht zimperlich, was den Verkehr und die schlechten Fahrbahnen anbelangt. Aber die Kantstraße hat mich das Fürchten gelehrt.

Rücksichtslose Hetze und kein Fahrradstreifen

Die Straße hat zwei relativ schmale Fahrspuren, wovon eine fast immer von irgendeinem Lieferwagen blockiert wird, und keinen Fahrradstreifen. Es bleibt einem nichts übrig, als die Straße zu benutzen. Dort sitzen einem aber die Autos im Nacken. Am besten ist es, man fährt mitten auf der Straße und zieht sich den Zorn der hupenden Autofahrer zu. Und überall da, wo ein Lieferwagen die rechte Spur blockiert, ist es schon ein Kunststück, auf die linke Fahrspur einzuschwenken, um daran vorbei zu kommen.

Die Kantstraße – eine Katastrophe für Radfahrer

Man kämpft gegen die Autos, schlängelt sich am Lieferverkehr vorbei, wird äußerst knapp überholt, dann angemeckert, und wer in dem Gedränge nicht mitschwimmt, hat schon verloren. Ich kann nicht verstehen, dass die Verkehrsplaner hier nicht schon längst eingegriffen haben. Es ist im Grunde organisierte Verantwortungslosigkeit, was hier geschieht, besser: nicht geschieht. Man sollte sofort eine Spur in jeder Richtung für Radler und meinetwegen Lieferverkehr reservieren. Der Sicherheit wäre damit auf jeden Fall gedient. Im momentanen Zustand hat man auf der Kantstraße das Totenhemd an.

Rennrad fahren im Bayerischen Wald

Kirche, Rennrad, Bayerischer Wald

Ein Herrgottswinkel im Bayerischen Wald

In diesem Urlaub war ich im Bayerischen Wald. Ja, ich weiß, das klingt nicht besonders exotisch oder ambitioniert. Aber ich finde, man sollte die Heimat nicht unterschätzen. Vor allem, wenn sie so schön ist, wie das Gebiet zwischen der Donau und der tschechischen Grenze. Ich kann eigentlich nicht sagen, dass ich die Gegend für mich entdeckt hätte. Es ist eher so, dass sie sich mir offenbarte und jeden Tag eine neue hübsche Überraschung präsentierte.

Wo die Feldwege besser sind als Berliner Radwege

Nehmen wir nur mal die so genannte Wirtschaftswege in dieser doch eher verlassenen Gegend. Jeder einzelne stellte noch selbst gute Berliner Radwege in den Schatten. Es war eine Freude, mit dem Rennrad darüber zu sausen – sie waren asphaltiert, gut in Schuss und meist gut ausgeschildert. Schlaglöcher wie auf den Berliner Teststrecken für Zweiräder habe ich keine angetroffen. Eine Freude! Dazu passte auch ein zivilisierteres Verhalten der Autofahrer, wenn ich auf Landstraßen fuhr. Das aggressive Berliner Gehupe, diese elende Rechthaberei auf vier Rädern habe ich keinen Tag vermisst.

Rennrad fahren im Bayerischen Wald

Die Strecken sind natürlich hügelig – es heißt nicht „Bayerisches Flachland“. Meist sind die Anstiege aber nicht länger als zwei, drei Kilometer, und man darf sich sicher sein, dass es oben jedes Mal bergab geht. Dieses Auf und Ab zeiht sich durch eine liebliche Landschaft, die einem einfach gefallen muss. Da gibt es stille Herrgottswinkel und sanft geschwungene Wiesen mit einem See mittendrin, man fährt durch Wald und über kleine Seitenstraßen, auf denen einem nur selten ein Auto begegnet. Ich habe Rehe gesehen, Heu gerochen und die Vögel sangen für mich, und wenn es gar zu heiß wurde, war mit Sicherheit ein Biergarten oder zumindest ein Lokal nicht weit.

Landschaft bei Spiegelau

Landschaft bei Spiegelau

 

 

 

 

 

 

 

Gute Karten und Komoot

Einen Haken hat der Bayerische Wald für Rennradfahrer: Die von den Tourismusverbänden ausgewiesenen Radwegen sind meist eher etwas für Mountainbiker als für Rennradfahrer. Ich habe daher „Kompass“-Karten und der besten Fahrrad-App vertraut, die es meines Erachtens gibt: Komoot. Mit beiden Hilfsmitteln kam ich immer auf befahrbaren Wegen ans Ziel. Auch wenn ich einmal absteigen musste, um einen kleinen Bach auf einer Holzbrücke zu überqueren. Die Streckenlängen waren moderat – 50 bis 60 Kilometer am Tag.

Hier musste ich eine kleine Brücke nehmen

Hier musste ich eine kleine Brücke nehmen

 

 

 

 

 

 

 

Das Revier um Spiegelau im Bayerischen Wald

Das Revier um Spiegelau im Bayerischen Wald

Fahrradkette wechseln

Kettenlehre auf Fahrradkette

Wenn die Kettenlehre flach aufliegt, ist die Kette verschlissen                        Foto: Link


Auch das kommt in einem Fahrradleben vor: Die Kette muss gewechselt werden, weil sie zu lang geworden ist. Die Kette steht mächtig unter Druck, in der Stadt, wo man oft anfahren muss, mehr als beim gemütlichen Dahingleiten auf langen Strecken ohne Stopp oder ohne Ampeln.

Woran man erkennt, dass die Kette gewechselt werden muss

Erstes Anzeichen für einen Kettenverschleiß ist meist ein rauher Lauf der Kette. Ob sie verschlissen ist, prüft man am besten mit einer Kettenlehre. Das ist ein kalibriertes Metallstück. Man steckt es auf dem Oberlauf der Kette zwischen zwei Laschen und schaut, ob das Ende der Lehre durch die Laschen hindurchfällt. Ist das der Fall, muss die Kette ausgetauscht werden. Bleibt die Lehre dagegen auf einer der Kettenrollen stehen, ist die Kette noch gut. Für einen ersten Check reicht es auch, die Kette vom großen Kettenblatt anzuheben. Wenn man sie fünf Millimeter abheben kann, ist sie verschlissen.

Fahrradkette wechseln: Was man dazu braucht

Zum Wechseln der Kette braucht man besagte Kettenlehre, einen Kettennieter und natürlich eine neue Kette. Die hat eigentlich jeder Fahrradladen parat, es lohnt sich aber, Markenketten zu nehmen. Etwa von Campagnolo, KMX oder Shimano. Meine Erfahrung ist, dass am Rennrad eine Kette 5000 bis 7000 Kilometer hält. Das hängt auch von der Fahrweise ab.

Kettenlehre (links) und Kettennieter

Kettenlehre (links) und Kettennieter

 

 

 

 

 

 

 

Fahrradkette wechseln: Wie man vorgeht

Zunächst muss man die alte Kette öffnen. Dazu legt man den Kettennieter so an die Kette an, dass sein Dorn genau auf einen Niet zeigt. Dann drückt man den Niet mit dem Dorn aus der Lasche der Kette heraus. Das war’s schon – nun ist die Kette offen und man kann sie vom Kettenblatt und den Ritzeln abziehen.

Kettennieter an Fahrradkette

Den Kettennieter benutzt man zum Öffnen und Schließen der Kette (hier mit neuem Niet)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie lang muss die neue Kette sein?

Nun muss man die neue Kette auf Länge bringen. Wenn sie zu lang ist, schlackert sie beim Fahren, wenn sie zu kurz ist, kann man die kleinsten Gänge nicht schalten. Die meisten Ketten werden nämlich mit mehr Kettengliedern ausgeliefert, als man braucht. In der Regel sind es 116 Kettenglieder, die meisten Fahrräder brauchen aber nur Ketten mit 114 Gliedern. Ich legen dazu die alte und neue Kette nebeneinander. Meist überragt die neue die alte Kette um zwei Glieder. Ich nehme dann diese beiden Glieder plus eine Lasche heraus, sodass die neue Kette eine Lasche kürzer ist als die alte. Das hat bisher immer geklappt. Man muss aber darauf achten, dass die beiden Enden zueinander passen – dass also beim Schließen der Kette eine dünnere Lasche in eine weitere hineingesteckt werden kann.

Zwei Fahrradketten

Alte (oben) und neue Kette

 

 

 

 

 

 

 

Kette wieder verschließen

Nun legt man die neue Kette auf das Kettenblatt und ein Ritzel, fädelt sie durch Schaltwerk (Achtung: auf korrekte Führung achten!) und führt die Anfangs- und Endlasche zusammen.  Bei manchen Ketten gibt es eine Seite, die nach Außen zeigen soll (Shimano zum Beispiel).  Man steckt den Niet, der der neuen Kette beiliegt, von Hand so weit in die beiden Ende wie es geht, legt den Kettennieter an und drückt den Niet vorsichtig aber fest durch die Lasche, bis er sauber sitzt. Das überstehende Stückchen quetscht man mit einer Zange ab – fertig.

Kettenschlösser

Manche Kettem, etwa von Sram, werden mit Kettenschlössern geliefert. Das sind Außenlaschen, die man gegeneinander verschieben kann, wodurch sich die Kette öffnet. Hier braucht man keinen Kettennieter, auch das alte Kettenschloss kann man wieder verwenden. Ein Sonderfall ist Campagnolo: Hier darf man nur bestimmte Kettenglieder öffnen, das spezielle Endstück darf nicht entfernt werden.

Fahrradtour: Werkzeug und Ersatzteile

Paar auf Fahrradtour

Fahrradtouren sollen Spaß machen – darum sollte man Flickzeug dabei haben                  p-df

Wer eine Fahrradtour unternimmt, will ja eigentlich vor allem fahren. Doch es kommt vor, dass das plötzlich nicht mehr geht – vor Pannen ist man nie sicher. Meist treten sie ja dann auf, wenn man sie gar nicht brauchen kann, man also mit viel Gepäck beladen, hungrig/durstig, müde und weit weg von einer Werkstatt ist. Ich habe mir angewöhnt, auf Touren, auch kürzere Touren, etwa folgende kleine Helferlein mitzunehmen.

Fahrradtour: Werkzeug und Ersatzteile

Flickzeug darf in keinem Fall fehlen, auch wenn dank pannensicherer Reifen die Plattfüße relativ selten geworden sind. Schmale Rennradreifen sind davon häufiger betroffen als breitere Tourenreifen. Es gibt aber auf den Fitnessbikes, die viele gerne fahren, doch relativ schmale Reifen mit 28 oder 32 Millimetern Breite, die zudem kaum Profil haben – und da setzt sich schon mal gerne eine Steinchen fest und reibt sich durch die Decke. Auch Scherben sind den dünneren Reifen gefährlich. Also: Flickzeug ist ein Essential.

Fahrrad-Flickzeug

 

 

 

 

 

Luftpumpe

Wo Flickzeug ist, darf eine Luftpumpe nicht weit sein. Für die Fahrradtour muss das nicht die große Standpumpe mit Druckmessgerät sein – hier tut es eine kleine, handliche Pumpe auch. Topeak hat viele Modelle im Angebot, andere Hersteller auch. Man sollte nur drauf achten, dass man einen Mindestdruck von fünf, besser sechs Bar damit erzeugen kann. Weniger Druck kann gerade bei beladenen Rädern dazu führen, dass man an der nächsten Borsteinkante schon wieder einen Platten hat. Und die Pumpe muss natürlich auf die Ventile am Rad passen. Die meisten Pumpen passen mehrere Ventilarten – vorher ausprobieren ist aber zu empfehlen.

Mini-Luftpumpe

Eine Mini-Luftpumpe sollte auf verschiedene Ventilarten passen p-df

 

 

 

 

 

Werkzeug

An Werkzeug haben sich die Mini-Tools in den vergangenen Jahren etabliert. Die meisten Modelle haben Imbus-Schlüssel in den üblichen Größen von zwei bis acht Millimetern, manche mit Aufsatz auch mit zehn oder 12 Millimetern dabei.Damit kann man auch lose gewordene Sattel-Klemmschrauben älterer Bauart festziehen. Dann variieren die Angebote in Details. Manche Mini-Tools haben klassische Schraubenzieher, andere Kreuzschlitz-Schraubenzieher, in jüngster Zeit kommen auch Torx-Schraubendreher hinzu. Am besten ist es, man checkt vorher die Schrauben an seinem Fahrrad und wählt sich entsprechend ein Werkzeug aus. Es gibt auch etwas größere Modelle mit Ketten-Nieter – für den (seltenen) fall der Fälle, dass die Kette reißt und man ein Kettenschloss einsetzen muss. Wer länger unterwegs ist, packt vielleicht noch eine Zange ein – man kann ja nie wissen…

Mini-Tool fürs Fahrrad

Praktisch sind Mini-Tools             p-df

 

 

 

 

 

 

 

Ersatzteile

Ich nehme gerne einen Schlauch mit, um einen Plattfuße erst gar nicht flicken zu müssen. Das Loch zu finden dauert ja manchmal länger als die Reparatur. Pessimisten kann man noch Brems- oder Schaltzüge empfehlen, mancher nimmt auch Ersatzspeichen mit (dazu zähle auch ich, auf einer Familientour nach Usedom), und ein Ketteschloss kann nie schaden. Falls die Kette wirklich mal reißen sollte, kann man es ziemlich einfach an Stelle des gerissenen Kettengliedes einsetzen.

Ein Kettenverschlussglied

Kettenverschlussglied

 

 

 

 

 

 

 

 

Was man nicht braucht

Ich hatte einmal auf einer Motorradtour ein Ersatzgetriebe dabei. Das war denn doch zuviel der Vorsorge – das Teil brauchte ich nicht. Stattdessen war dickes Klebeband dann unersätzlich, als der Rahmen brach und geschient werden musste. Klebeband würde ich auch jedem Radler empfehlen. Was man aber nicht braucht, sind Ersatzreifen – es sei denn, es geht ins Karakorum. Wer nur durch Brandenburg radelt, braucht die aber nicht. Bremsklötze sollte man gegebenenfalls vor der Tour erneuern, Schrauben kann man ebenfalls nachziehen.

Radfahren in Berlin: Senat startet PR-Kampagne

Der Senat macht offenbar ernst: Am vergangenen Freitag vergab er seinen PR-Auftrag, mit dem er das Radfahren in Berlin populär machen will. Er ging an die Agentur „Velokonzept“ von Ulrike Saade, die unter anderem die Messe „VeloBerlin“ organisiert. Kritiker sehen darin den Versuch, dem erfolgreich gestarteten „Volksentscheid Fahrrad“ für eine bessere Fahrrad-Infrakstruktur Konkurrenz zu machen. Der unausgesprochene Vorwurf lautet etwa: Anstatt bessere Radwege zu bauen, verkauft der Senat sein Nichtstun nun professioneller.

Das Ziel: „Einheitliche Kommunikationsleitlinie“

Das weist Ulrike Saade allerdings weit von sich. „So etwas würden wir nie machen. Schon alleine deswegen nicht, weil wir dann um unseren guten Ruf bangen müssten“. Sie sieht ihre Aufgabe darin, das Thema Fahrrad in der Öffentlichkeit breiter zu verankern. „Es gibt einen Umsetzungsstau in der Verwaltung, die Politik muss mehr machen, auch mehr Geld ausgeben“, sagt sie. Konkret sieht die Aufgabe vor „den Radverkehr sowie das Radfahren in Berlin im Allgemeinen zu stärken und die damit verbundenen positiven Effekte im Bewusstsein der Berliner Bürgerinnen und Bürger weiter zu etablieren“. Die Agentur soll eine „Kommunikationsleitlinie“ entwickeln, mit der eine „stärkere Sichtbarkeit des Themas ‚Radfahren in Berlin‘ erreicht werden soll und eine neue „Radverkehrskultur“ geschaffen werden soll. „Fahrradmobilität soll positiv wahrgenommen werden“, so der Wunsch des Senats. Die Strategie sei nicht als Konkurrenz zur Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ gedacht, sagt der Senat.

Ulrike Saade: Fahrradafine PR-Frau

Ulrike Saade ist seit vielen Jahren in der Fahrradbranche verwurzelt. Sie war Mitbegründerin eines Fahrradfachgeschäfts, war Gründungsmitglied und Geschäftsführerin des Fachhandelsverbandes VSF, sie gilt bundesweit und in Berlin in der Fahrradszene als bestens vernetzt – so ist sie Mitglied in dem regelmäßig tagenden „FahrRat“. Den Auftrag gewann ihre Agentur mit der Münchner Agentur „Green City Projekt“. Ulrike Saade sieht ihre Aufgabe vor allem darin „Ansätze zusammenzustellen“. Das kann ja nicht schaden. Auch wenn der Zeitpunkt verblüffend ist. Aber warum sollte die Verwaltung nicht auch zu der Erkenntnis kommen, die Radfahrer schon lange haben: Berlin braucht bessere Radwege.