Rennradtour in Südtirol: Zum Vernagt-Stausee im Schnalstal

Rennrad an einem Stausee

Am Vernagt-Stausee im Schnalstal

Meine Begeisterung für Südtirol hat mich dieses Jahr mit meiner Familie nach Latsch im Vinschgau verschlagen. Die Ortswahl war eher ein Zufall, ich war spät dran bei der Suche – aber das Quartier Montani entpuppte sich als hübscher Standort inmitten großer Apfelplantagen. Ein guter Ausgangspunkt für Rennradtouren und Bergwanderungen. Wenngleich sich die Wanderlust unserer 14-jährigen Begleiterinnen in Grenzen hielt. Radfahren ist hier aber für Berliner – gestählt auf den Hoppelstrecken der Großstadt – ein Erlebnis. Glatte Straßen und Radwege, von denen man nicht einmal träumen wollte, bevor man sie erlebte!

Rennradtour in Südtirol: Zum Vernagt-Stausee im Schnalstal

Etwas leichtsinnig hatte ich angekündigt, dass ich mit dem Rennrad meiner Familie zum Vernagt-Stausee im Schnalstal hinterherfahren würde. Dort ist ein großer Hochseilgarten, den die beiden Mädchen ausprobieren wollten. Die ersten zwölf Kilometer bis Naturns waren auch so recht nach dem Geschmack eines Genussradlers: Es geht vorwiegend auf dem formidablen Radweg bergab.

Durch den Tunnel vor Naturns

Zwei Kilometer vor Naturns kommt es dann aber dick: Man nimmt die Straße Richtung Vernagt und muss durch einen 1100 Meter langen Tunnel fahren. Die rechts davon verlaufende alte Straße sei nicht mehr befahrbar, sagte man im Bio-Markt an der Kreuzung. Von hier zweigt übrigens auch ein Fußweg zu Reinhold Messners „Mountain Museum“ auf der alten Burganlage Juval ab. Die Fahrt durch die Röhre ist wegen des Lärms der Autos und Lkws eine echte Nervenbelastung – ich bin einmal vor Schreck auf den schmalen Randstreifen geflohen, als ein Betonmischer von hinten herankam.

Steil bergauf durch das Schnalstal

Es geht hier 8-10% bergauf. Das gilt leider für die restlichen 20 Kilometer auch, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Meine Hoffnung, hinter der nächsten Kurve möge die Straße etwas flacher verlaufen, wurde nicht erfüllt. Im Gegenteil. Kurz unterhalb der Staumauer des in den 60-Jahren angelegten Sees türmt sich noch einmal ein Hindernis mit sechs Serpentinen auf – ich muss gestehen, hier habe ich den halben Weg geschoben.

Großartige Landschaft

Wenn man neben der Plackerei noch etwas Energie für einen Blick zur Seite hat, dann wird man aber mit einer großartigen Landschaft für seine Mühen entschädigt. Die anfangs enge, felsige Schlucht wird zu einem lieblichen Hochtal mit Obstplantagen, Feldern und Bauernhöfen. Hier und da lädt eine Gaststätte oder ein Café zu einer Pause ein. Interessant ist auch ein Abstecher hoch nach Karthaus mit den Resten des Karthäuserklosters aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Kurz vor dem hübschen Hauptort „Unser Frau“ kann man sich in einem Info-Center über die frühe Besiedlung des Tals und die Geschichte seines berühmtesten Wanderers, des „Ötzi“ informieren, dessen Leiche 1991 oben auf dem Niederjochferner gefunden wurde.  Zu einem Besuch in dem „ArcheoParc“ über die frühe Besiedlung des Tals reichte meine Puste leider nicht.

Vor dem Ötzi-Infocenter bei "Unser Frau"

Vor dem Ötzi-Infocenter bei „Unser Frau“

Schweiß, harte Waden und eine rasante Abfahrt

Vor vier Jahren fuhr ich auf das Stilfser Joch und habe es nicht als so anstrengend in Erinnerung wie diese Auffahrt durch das Schnalstal. Während man sich nach den 48 Kehren aufs Stilfser Joch immer wieder mal erholen konnte – und die Steigung auch meist nur bei 8% liegt -, geht es im Schnalstal durchweg bei 10, manchmal 12% aufwärts. Meine Waden wurden hart, der Schweiß tropfte in einem kleinen Bächlein aufs Oberrohr, und das einzig Tröstliche war ein halbwegs kühler Tag. 

Der Vernagt-Stausee

Der Vernagt-Stausee

 

 

 

 

 

 

 

Oben angekommen, war ich fix und alle. Während die beiden Mädchen von dem Hochseilgarten, dem „Ötzi Rope Park„, schwärmten, zitterten mir die Beine. Erst nach einer längeren Pause traute ich mich an die Abfahrt. Die hattes dann aber in sich. Fast 20 km bergab, teils mit über 60 km/ – schneller traute ich mich kaum. Die Landschaft, die ich zuvor in zweidreiviertel Stunden mühsam durchstrampelt hatte, sauste in Windeseile vorbei, und am Ende hatte auch der Tunnel seinen Schrecken verloren. Schneller als 70k,/ dürfen hier Autos auch nicht fahren.

  • Länge: 64 km (Latsch – Stausee – Latsch, Talauffahrt ca. 20 km)
  • Höhenmeter: rund 1000 m
  • Dauer: 2.45 Std. (Meine Zeit)

Fahrradstreifen: Parkplätze für Lieferwagen

Lieferwagen auf Fahrradstreifen in der Uhlandstraße

Lieferwagen am Ende des Fahrradstreifens in der Uhlandstraße

Bei all den schönen Initiativen zur Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur in Berlin (Volksentscheid Fahrrad!) möchte ich als Vielradler doch noch einmal an die Ordnungsämter und die Lieferanten appellieren: kontrolliert endlich mal die Fahrradstreifen dieser Stadt bzw. benutzt Haltebuchten für euer Liefergeschäft. Man freut sich in Berlin ja schon wie Bolle, wenn mal einen benutzbaren Fahrradstreifen findet – der wird dann aber bestimmt von Lieferfahrzeugen blockiert. Zur Veranschaulichung hier eine kleine Bilderliste, entstanden an einem Dienstagmorgen auf der Uhlandstraße in Wilmersdorf auf dem einen Kilometer langen Abschnitt zwischen Berliner Straße und Hohenzollerndamm.

Lieferwagen auf Fahrradstreifen in der Uhlandstraße

Lieferwagen auf Fahrradstreifen in der Uhlandstraße

Lieferwagen auf Fahrradstreifen in der Uhlandstraße

Lieferwagen auf Fahrradstreifen in der Uhlandstraße

 

 

 

 

Lieferwagen auf Fahrradstreifen in Uhlandstraße

Lieferwagen auf Fahrradstreifen in Uhlandstraße

Lieferwagen auf dem Fahrradstreifen in der Uhlandstraße

Lieferwagen auf dem Fahrradstreifen in der Uhlandstraße

 

Ähnliches habe ich auf der Schlossstraße in Steglitz schon häufiger erlebt. Vergangene Woche kam noch die hübsche Spitze hinzu, dass das Ordnungsamt in den Seitenstraßen fleißig Knöllchen an Autos verteilte, die auf ausgewiesenen Parkplätzen die Parkzeit überschritten hatten – an den Lieferwagen aber achtlos vorüber ging, die die Fahrradstreifen blockierten. Es ist zum Haare-Ausraufen!

Fahrradstreifen: Parkplätze für Lieferwagen

Nun will ich hier nicht nur meckern – obwohl mir sehr danach zu Mute ist. Aber wäre es nicht auch sinnvoll, mal die Lieferkutscher und ihre Chefs dafür zu sensibilisieren, dass man Radwege einfach nicht zuparkt? Dass dies kein Kavaliersdelikt ist? Warum habe ich noch nie einen Uniformierten mit einem Fahrer im Gespräch gesehen? Dagegen jede Menge Uniformierte, die Radfahrer anhalten, weil sie auf dem Gehweg fahren? Hier herrscht ein Missverhältnis in der Wahrnehmung des Verkehrsverhaltens durch Polizei/Ordnungsamt. Es wäre schön, wenn man in der Verwaltung mal darüber nachdenken würde, das abzustellen.

 

Fahrradtour Berlin – Freiburg

zwei junge Frauen auf Fahrrädern mit Gepäck

Henriette und Sophie auf dem Weg nach Gotha

Jetzt ist es so weit, am Sonnabend soll es losgehen: Ich fahre mit dem Fahrrad nach Freiburg/Br. Den Plan trage ich schon ein paar Jahre mit mir herum, nie war Zeit, doch jetzt soll es sein. Die Fahrradtour von Berlin nach Freiburg soll mich einmal durch halb Deutschland bringen, vom Nordosten in den Südwesten. 

Fahrradtour Berlin – Freiburg

Die Strecke ist rund 840 Kilometer lang, das hat die Fahrrad-App Komoot ausgerechnet. Ich will nicht hetzen und habe 14 Tage anberaumt, großzügig gerechnet. Begleitet werde ich von meinen Töchtern Henriette (21) und Sophie (19). Wir wollen etwas sehen auf der Strecke und werden sicherlich das eine oder andere Mal eine Pause einlegen – es wird also kein Rennen werden. Dennoch sind nach bisherigem Plan Etappen von 80, 90 km dabei.

Durch den Thüringer Wald und über die Rhön

Und es wird wohl kein reines Vergnügen werden: Im Thüringer Wald und in der Rhön soll es bergig sein – mal sehen, was unsere Kondition sagt…Vielleicht müssen wir an der einen oder anderen Stelle umplanen. Übernachten wollen wir, so weit es geht, in Jugendherbergen. Aber es wird auch bestimmt einmal eine Pension sein – abhängig von der Strecke und der Tagesform.

Fahrradtour Berlin-Freiburg: Stopp im Odenwald

Ein Zwischenstopp wird der Odenwald sein. Denn dort findet am Wochenende vom 9. bis 11. Juni auf dem stillgelegten Flugplatz in Walldürn ein Motorrad-Oldtimer-Rennen statt. Mitorganisiert hat es mein Bruder – ich hoffe, dass wir rechtzeitig zum Start der röhrenden Maschinen da sind. Vorher werde ich aber versuchen, Interessierte auf diesem Blog über unser Vorwärtskommen auf dem Laufenden zu halten. Also: In den Stadtradler reinschauen!

Fahrradtour Berlin – Freiburg: das Gepäck

Eine wichtige Frage ist natürlich: Was nehme ich mit? Um es gleich vorweg zu sagen: Wir hatten Zuviel Gepäck eingeladen in Berlin. Man sollte sich auf das wirklich absolut Notwendige wie Fahrradbekleidung, Regensachen, Wäsche, kurze Hose, T-Shirt, Kulturbeutel und Medikamente beschränken. Die Waden danken es einem, wenn es aufwärts geht. Ich schickte zum Beispiel in Eisenach ein Päcken mit gut zwei Kilogramm Inhalt zurück nach Berlin. Auch in Heidelberg warf ich noch mal Ballast ab. 

Fahrradtour Berlin-Freiburg: die Fahrräder

Wir hatten keine besonderen Tourenfahrräder. Henriette fuhr auf einem geschätzt 35 Jahre alten französischen Stahl-Rennrad mit geradem Lenker, Sophie hatte ein neues Cube SL Road, eine Mischung aus Cross- und Fitnessbike, und ich mein zehn Jahre altes Stevens Strada 600, eigentlich ein Fitnessbike. Henriette hatte 28mm-Rennradreifen von Continental, Sophie 40 mm breite Crossreifen von Schwalbe und ich 32 mm breite Conti Sport Contact. Bis nach Freiburg hatten wir keinen Plattfuß oder andere Probleme. Das einzige Malheuer war, dass eine Schaltung mal etwas justiert werden musste.

Erste Etappe: Dessau – Gorenzen/Mansfeld

Der Start unseres Unternehmens war das, was man richtig vermasselt nennt – wir wollten das erste Stück bis Dessau mit dem Zug fahren, bestiegen jedoch den falschen in Berlin(!) und mussten einen anderen nehmen. Der Effekt war, statt eines Starts gegen 9 Uhr wie geplant eine Abfahrt in Dessau um 12.30 Uhr. Da lagen 90 Kilometer vor uns. Der Regen hatte zum Glück etwas nachgelassen, doch die Strecke zog sich ganz schön in die Länge. Was ich unterschätzt hatte, war das Gepäck. Die gefühlt 15-20 Kilogramm zogen bei jedem gefahrenen Kilometer schwerer an meinen Beinen. Zu allem Übel ging es auch noch bergauf, je näher wir unserem Ziel, die Jugendherberge in Gorenzen bei Mansfeld, kamen. Von meinen Töchtern war ich begeistert – beide sind „nur“ Hobbyradlerinnen, mit welcher Energie und Ausdauer sie aber in die Pedale traten, beeindruckte mich. Gegen 20.15 Uhr kamen wir schließlich ziemlich erschöpft in Gorenzen an.

Radfahrer bei Rast

Pause auf dem Weg nach Gorenzen bei Mansfeld

Miserable Gastronomie

Was auch über 25 Jahre nach dem Mauerfall immer noch deprimierend ist, ist die Ödnis der Orte mit Namen wie Alsleben, Sandersleben oder Wiederstedt. Kaum Menschen auf den Straßen, wenn doch, schauen Sie mürrisch und abweisend drein. Und die gastronomischen Leuchttürme bilden nach wie vor die Shops der Tankstellen. Warum dieser Teil der deutschen Provinz sich so wenig charmant und liebenswert präsentiert, bleibt mir ein Rätsel. Ein Höhepunkt: An einer Tankstelle wollte man uns nicht mal die Wasserflaschen auffüllen, obwohl wir zuvor dort Geld für Kaffee und Imbiss gelassen hatten. Engherzigkeit und Armut schlagen sich eben auch in versteinerten Herzen nieder.

Zweite Etappe: Gorenzen – Erfurt

Eigentlich dachten wir nach unserem miesen Start, es könnte nicht schlimmer kommen. Doch wir wissen ja: Es kommt meist schlimmer! Und zwar regnete es beim Start, dazu kam ein Wind, der sich Sturmstärke näherte, und es ging bergauf. Tapfer trotzten wir den Unbillen des Wetters, bis die Route uns auf einen Waldweg führte, der von Wasserrinnsalen schon ausgespült, mit größeren Steinen übersät und eben alles andere als ein schöner Waldweg war. Henriette musste mit ihren Rennradreifen mächtig aufpassen. Nach etwa drei Kilometern war die Chose zu Ende und wir freuten uns über glatte Landstraßen. Die Entschädigung kam am Nachmittag mit einem wunderschönen Saale-Unstrut-Radweg. Am Ufer entlang, zwischen Feldern mit Mohn, erlebten wir die Provinz von ihrer schönen Seite. Und es gab sogar ein Café mit einem wunderbaren Erdbeerkuchen. Aber auch unter angenehmen Umständen wollen 90 km erst einmal bewältigt sein – müde erreichten wir Erfurt.

Zwei Radfahrerinnen in der Altstadt von Erfurt

In der Altstadt von Erfurt

Dritte Etappe: Erfurt – Eisenach

Am nächsten Tag ließen wir es ruhiger angehen. Die Tour nach Eisenach verlief einigermaßen eben, auch wenn es hinter Gotha mal etwas stärker bergauf ging. Dafür kam nach der Anhöhe eine rasante Abfahrt, die wir mit 50 km/h nahmen. Gotha zeigte sich gastfreundlicher – wieder einmal mussten aber die Italiener den Ruf der Gastronomie retten. Hier hatten wir auch die bislang einzige kleine Panne: Ein Befestigungsgurt hatte sich im Hinterrad von Henriette verfangen. weiß der Teufel, wie er dahin kam…

Der Rest der Strecke verlief auf geradezu malerischen Wegen durch Felder und Dörfer.  Nach 65 km kamen wir entspannt auf dem Marktplatz in Eisenach an und aßen eine der landestypischen Würste. Der mürrisch-grimmige Blick der Menschen war dem stillen Stolz der Bewohner einer alten Kulturlandschaft gewichen, die Küche zog mit. Hier kann man tatsächlich leben.

Zwei Menschen vor einer Gaststätte in Gotha

Mittagspause in Gotha

   

Menschen in einem Café in Eisenach

Café auf dem Markt in Eisenach 

 

 Vierte Etappe: Zugfahrt

Ich muss es gestehen, es fällt mir nicht leicht, aber in Eisenach verließ uns der Radlermut. Der Himmel hing voller dunkler Wolken, es stürmte, als solle ganz Thüringen einmal durchgeblasen werden, und es drohte der Thüringer Wald mit seinen Bergen. Wir beschlossen, mit dem Zug nach Bad Kissingen zu fahren. Radsportlich ein Einbruch, gefühlt aber eine Erleichterung. Kaum saßen wir im Zug, fing es an zu regnen. Wir freuten uns über den Service der Bahn, die auch scheinbar entlegenste Orte noch mit ihren Regio-Expressen bedient.



Fünfte Etappe: Bad Kissingen – Hafenlohr am Main

Dieses Stück war unsere bisherige Härteprobe. Was eine gemütliche Tour auf dem Saale-Radweg sein sollte, erwies sich fünfstündiger Kampf gegen einem Sturmwind, der stets von vorne kam. Darüber vergaßen wir fast zu würdigen, wie schön die Landschaft war. Man fährt durch die Felder entlang der Saale, hin und wieder zeigt sich auch die Gastronomie von ihrer besseren Seite. Der Radweg führt aber leider auch über Waldwege und Schotterpassagen, er kann mit den „Autobahnen“ im Ostteil Deutschlands nicht mithalten.  Vom Wind völlig ausgequetscht, kamen wir nach 90 Kilometern in einem klassichen Landgasthof bei Lohr am Main an. Ein dicker Braten war in Windeseile verschlungen, der Schlaf tief und lang.

Zwei Fahrradfahreinnen in Lohr

In der Altstadt von Lohr

Sechste Etappe: Von Hafenlohr nach Mudau

Nach einem Tiefschlaf und einem guten Frühstück fuhren wir weiter. Über Wertheim mit seiner hübschen Altstadt ging es entspannt am Main entlang. Wegen der vielen Mainkehren sollte sich der Weg aber als wesentlich erweisen, als ihn unsere App Komoot ausgewiesen hatte. Bis wir Mudau im Odenwald erreichten, waren es dann doch wieder 88 Kilometer. In Freudenberg verloren wir kurzfristig Henriette – eine gewisse Überraschung auf der ansonsten durchaus überschaubaren Strecke. Über Miltenberg ging

Blick auf den Main mit Brücke bei Miltenberg

Blick auf den Main bei Miltenberg

die Etappe weiter nach Buch, wo die Auffahrt in den Odenwald begann. Immerhin ging es von 130 auf 459 Meter hoch. Die Strecke auf einem schönen Radweg durch den Wald war eine Herausforderung.

Zwei junge Frauen in einem Café in Miltenberg

Sophie und Henriette in Miltenberg

Mit etwas zitternden Waden kam ich in meinem Heimatort Mudau an – meine beiden Begleiterinnen schienen weniger beeindruckt zu sein.

Radfahrer auf einem Radweg im Wald

Durch den Wald hinauf nach Mudau

Ortsschild Mudau und drei Radfahrer

Geschafft: Mudau ist erreicht

Regenbogen über einem Haus

Farbenspiel nach einem Gewitter: Regenbogen in Mudau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bevor es weiterging, besuchten wir allerdings noch das Oldtimerrennen für Motorräder „Odenwald Classics“ in Walldürn. Es ist immer wieder erstaunlich, zu welchen Organisationsleistungen sich Privatpersonen aufraffen, wenn es um Hobbys und Großveranstaltungen geht. Auf dem ehemaligen Flugplatz bei Walldürn war ein Zeltlager mit Autos, Wohnmobilen, Lastwagen und Versorgungseinrichtungen aufgebaut, das einen sehr professionellen Eindruck machte. Neben Reifenkieferanten, einem Leistungsprüfstand und Versorgungszelten mt Essbarem schien es an nichts zu fehlen. Und überall Motorräder, darunter auch Kostbarkeiten wie eine Sechszylindermaschine von MV Agusta mit 250 ccm Hubraum, die der ehemalige Grand-Prix-Weltmeister Freddie Spencer vorstellen wollte. Das Ganze machte den Eindruck eines Riesenspielplatzes für große Jungs. 

Moto-Guzzi-Rennmaschine und junge Frau

Henriette vor der 4-Zylinder Moto Guzzi meines Bruders Alex

Um halb acht wurden die ersten Maschinen für den ersten Probelauf des Tages angelassen – ein Höllensturm brach los.

Siebte Etappe: Nach Heidelberg

Diese Tour war gewissermaßen die Entschädigung für die Auffahrt in den Odenwald. Denn wo es raufgeht, geht es auch wieder runter. Gut zehn Kilometer lang war die Abfahrt über den Reisenbacher Grund nach Eberbach. Auch auf der Straße durchs Neckartal rollten die Räder ganz gut.  

Heidelberg - die alte Brücke und die Altstadt

Heidelberg mit alter Brücke und Altstadt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Heidelberg machten wir noch zwei Tage Pause. Meine Begleiterinnen arbeiteten für die Uni, ich besuchte einen Freund und freute mich am beschaulichen Leben in dem schönen Städtchen am Neckar. 

Achte Etappe: Heidelberg – Karlsruhe

Das war eine der schönsten Etappen auf der ganzen Tour – sie war flach und sie führte über weite Strecken durch einen schattigen Wald. Die Räder sausten geradezu über den Asphalt. 

Fahrradweg im Wald bei Karlsruhe

Der Karlsruher Stadtwald bei Graben-Neudorf

Das Wetter war ja inzwischen auch viel sommerlicher geworden, und so erschien uns die Fahrt vorbei an Feldern und durch den Wald noch angenehmer.

Erschreckende Jugendherberge in Karlsruhe

Umso ernüchternder dagegen die Jugendherberge von Karlsruhe. Eine hei.e Minizelle für drei Personen, der Charme eines Hasenkastens aus den 50er-Jahren – eine Notunterkunft.

Neunte Etappe: von Karlsruhe nach Straßburg

Die vergangene Etappe hatte uns darin bestärkt, dass 50km-Abschnitte viel besser sind, als 80km-Strecken. Also führen wir Richtung Straßburg erst einmal bis Rastatt mit dem Zug. 

Zwei Radfahrer auf Rheinfähre

Autor und Tochter Sophie auf der Rheinfähre bei Grefferm

Erfreulich: Auch in Baden-Württemberg kostet die Fahrradmitnahme in der Bahn nichts. Von Rastatt nach Straßburg hatten wir eine schnelle, schöne Fahrt auf guten Velorouten. Ein hübsch eingerichtetes Hostel empfing uns, und es gab dort auch noch ein Abendessen. Allerdings hatte die schicke Unterkunft eine ganz altertümliche Klimaanlage, die nachts vor unserem Zimmer rumorte – einen Haken gibt es eben oft.

Zwei junge Frauen mit Fahrrädern an einem Badesee

Badesee im elsässischen Bischheim

Portal der Straßburger Münsters

Portal des Straßburger Münsters

 

Wegen einer gruppendynamischen Krisensituation verkürzte sich die Stadtbesichtigung am nächsten Tag merklich. Sophie beschloss, von Straßburg aus mit dem Bus nach Berlin zurückzufahren – Henriette und ich traten die Weiterfahrt alleine an.

 

Zwei junge Frauen i, Speiseraums eines Hostels

Speiseraum des Ciarus-Hostels in Freiburg

Zehnte Etappe:: Von Straßburg nach Schlettstadt

Hier gibt es eine wunderbare, ca. 25 Kilometer lange Strecke entlang des Rhone-Rhein-Kanals. Sie verläuft praktisch völlig eben, zum Teil im Schatten der Bäume, die am Kanal stehen, und wenn nicht der leichte Gegenwind gewesen wäre, wären wir von alleine dahingeeilt. So langsam stellte sich bei uns das Gefühl ein, in Frankreich und im Urlaub zu sein. Es war sehr heiß an diesem Tag, und das Essen ging uns aus, ebenso das Wasser. In den hübschen kleinen elsässischen Dörfern gab es kaum Geschäfte, sodass wir langsam auf einem „Hungerast“ saßen. Zum Gck fanden wir dann noch eine Bäckerei, die wir fast leerkauften, und Wasser bekamen wir auch – übrigens überall und anstandslos im Gegensatz zu der Tankstelle mit der knausrigen Hexe in Thüringen.

Junge Radfahrerinam Rhön-Rhein-Kanal

Henriette sortiert ihr Gepäck am Rhein-Rhone-Kanal

Elfte Etappe: Schlettstadt – Colmar – Freiburg

Und weil wir uns Frankreich nicht so schnell trennen wollten, machten wir auf der letzten Etappe einen Abstecher nach Colmar. Ein Entschluss, der das Herz meiner verbliebenen Begleiterin höher schlagen ließ. Die Landschaft war schön, die Ketten surrten und der Café war prima – was will man mehr? Die Idylle in Colmar war schon fast künstlich, aber doch beeindruckend. Hinter mancher Fassade schimmerte der Charme eines unverfälschten Lebens in einer Kleinstadt am Rande der Zeit hervor.  

Fachwerkhäuser am Place Jeanne d'Arc in Colmar

Der Place Jeanne d’Arc in Colmar

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Colmar war es dann quasi nur noch ein Katzensprung nach Freiburg – die 50 km brachten wir allerdings mit ziemlich viel Wehmut hinter uns. Kurz vor Freiburg türmten sich dann noch einige Hindernisse in Gestalt von Weinbergen auf – aber unseren gestärkten Waden waren sie nicht gewachsen. Am frühen Abend kamen wir in Freiburg ab – und der Autor fuhr noch eine Extra-Runde hoch zum Panorama-Hotel, weil er seiner App und der falsch umgegebenen Adresse mehr vertraute, als dem Instinkt der Tochter. Ein nicht nur in psychologischer Hinsicht unangenehmer Fehler – der Hügel war der steilste der ganzen Tour. Das hämische Lachen von Henriette scheint mir heute noch in den Ohren zu klingeln.

Nach rund 750 Kilometern waren wir in Freiburg angekommen. Glücklich? Na, ja. Sophie fehlte. Stolz? Ein bisschen. Zufrieden? Ja!

Blick auf den Rhein bei Breisach mit Stauwehr

Der Rheinübergang bei Breisach

Zwei Radfahrer am Ortsschild von Freiburg

Zwei zufriedene Radler am Ortsschild von Freiburg

 

 Ein Wort zu den Jugendherbergen

Jugendherbergen, so mein Eindruck nach dieser Tour, sind irgendwie aus der Zeit gefallen.  Sie sind eine Erinnerung an Nachkriegszeiten, als Reisen noch ein Luxus war. Heute wirkt ihr Komfort etwas hausbacken, die Ausstattung ist oft wenig ansprechend, die Preise sind dafür gar nicht so gering. Wer für drei Personen 88 Euro für eine Übernachtung mit Frühstück in einem 12 qm großen Zimmer bezahlen muss, der sehnt sich nach einem schönen Hostel, das es für den gleichen Preis gibt – mit besserer Ausstattung. Es soll Ausnahmen geben, habe ich erfahren, die Jugendherberge in Köln wird etwa sehr gelobt. Doch mir scheint: Als Notnagel mögen Jugendherbergen noch gelten – ansonsten ist man mit Hotels oder Hostels in den meisten Fällen besser dran. 

Navigation mit Komoot

Navigiert haben wir mit der App von Komoot. Ich war mehr als zufrieden. Die App ist für Fahrradfahrer geradezu ideal. Man kann Touren planen und umplanen, erhält stets die kürzeste Verbindung, und wenn man anders fährt als vorgeschlagen, orientiert sich die App auch an der neuen Route. Die Sprachführung ist genau. Sehr praktisch ist der Umstand, dass man alle ausgearbeiteten Routen auf dem Handy speichern kann, somit keine mobilen Daten für die Führung verwendet werden. Meist waren die vorgeschlagenen Routen kürzer als etwaige Radrouten. Wo diese manchmal verschlungenen Wegen folgten, führte uns Komoot über asphaltierte Feldwege oder Nebenstraßen direkter zum Ziel. Einzig der Stromverbrauch des Handys ist höher – dafür sollte man einen Ersatzakku dabei haben.

An Karten hatten wir die Fahrradkarten des ADFC dabei, was für die große Übersicht nützlich ist. 

Fahrradladen in Berlin: Die Fahrradfritzen 

Fahrradfritzen-Erick-Fabisch

Erik Fabisch, Mitinhaber des Lades an der Eisenacher Straße 65 in Schöneberg

Wenn irgendetwas am Rad gar nicht mehr geht, dann gibt es vor dem Weg zum Recyclinghof noch eine Adresse. Sie lautet: Eisenacher Straße 63. Denn hier in Schöneberg sitzt ein Radladen, der die Handwerkskunst am Fahrrad noch hochhält, dem festverostete Tretlager genauso wenig Respekt einflößen wie verbogene Felgen oder Pedale, deren Gewinde sich in die Tretkurbeln hineingefressen haben. Es sind die Fahrradfritzen.

Fahrradladen in Berlin: Die Fahrradfritzen

Zwei Fahrradläden hatte ich schon mit dem festgerosteten Tretlager am Rad meiner Frau aufgesucht – beide kapitulierten vor der Reparatur. „Da ist nichts mehr zu machen, das können sie wegwerfen“, lautete ihr Kommentar zum angeblich irreparablen Fahrrad. Meine Frau liebte das Ding aber! Zugegeben, es hatte schon über 20 Jahre auf dem Stahlrahmen, aber es fuhr gut und sie fuhr gerne damit. Das Tretlager aber eierte, das Rad war eigentlich nicht mehr fahrbar. Doch ein neues Lager einzubauen, war offenbar schwierig, weil das alte nicht herauszubekommen war. Bis ein Kollege den richtigen Tipp hatte. „Erst wenn es  die Fahrradfritzen nicht schaffen, darfst du dein Rad ruhigen Gewissens wegwerfen, vorher nicht“, sagte er.

Reparatur allererster Güte

Also, ich mache es kurz: Die Fahrradfritzen bauten das alte Tretlager aus, ersetzten es, verpassten dem Rad einen neuen Antrieb mit besserer Schaltung, überholten die Bremsen und spendiertem dem Rad einen Nabendynamo und neue Griffe. Das kam einer Komplettreparatur gleich, war aber immer noch günstiger als ein neues Fahrrad. Eine perfekte Reparatur. Und meine Frau hat eine neue Liebe. 

Charme und Können bei den Fahrradfritzen

Der Laden von Erik Fabisch und seinem Kompagnon Jan-Ole Fritze besticht nicht nur mit dem verblassenden Charme und einer erfreulichen selbstgestrickten Ordnung. Da liegen Ersatzteile in Kisten und Kartons oder hängen an Haken von der Wand. Da stehen Fahrradteile herum und der Computer für die Rechnungen scheint ein missliebiger Vertreter der Moderne, dem man die handgeschriebene Rechnung gerne vorziehen würde. Aber die beiden Inhaber wissen, was sie machen, haben für alles ein Ohr und eine Lösung. Da kommt mal ein Nachbar mit seinem Stahlrennrad vorbei und sagt nur kryptisch „acht“ – schon wird der Renner aufgepumpt; ein anderer bringt sein Rad zur Reparatur und lässt einen Ventilator da, den er nicht mehr braucht – „falls es im Sommer wieder so heiß wird.“ Nachbarschaft eben. Dass die beiden aber nicht nur reparieren, sondern auch schöne neue Flitzer auf die Beine stellen können, davon zeugen einige Exemplare, die im Schaufenster stehen oder von der Decke hängen.

  • Die Fahrradfritzen, Eisenacher Straße 63, 10823 Berlin
  • Tel. 030 / 782 93 39
  • Mo-Fr 9.15-18 Uhr
  • Sa 9.15-13 Uhr

Gentle Jaunt – Fahrradladen an der Simon-Dach-Straße

Mitarbeiterin Nadine am Tresen im Fahrradladen Gentle Jaunt

American way of biking, Nadine serviert dazu den Kaffee: Gentle Jaunt     Fotos: Link

Wer den Fahrradladen „Gentle Jaunt“ an der Simon-Dach-Straße betritt, weiß nicht so recht, worüber er sich mehr freuen soll: über die schönen Gravel-Bikes von Marin und Bombtrack oder das große Bikepacking-Sortiment von Marken wie Apidura, Revelate oder Restrap. Oder vielleicht den guten Kaffee? Dazu kommt ein behagliches Interieur aus Holz, rohen Wänden und schlichten Sitzgelegenheiten, die den Besucher vergessen lassen, ob er sich in einem Radladen mit Kaffeeausschank oder einem Cafémit angeschlossenem Fahrradverkauf befindet. Die Einrichtung hat den bodenständigen Charme eines Holzfällercamps.

Gentle Jaunt – Amerikanisches Bikefeeling im Fahrradladen an der Simon-Dach-Straße 

Dieser amerikanische Touch findet sich auch in den Produkten wieder, die der Laden führt. Die einstige Mountainbike-Marke Marin ist mit Urban Bikes und Gravel Bikes vertreten, die Kölner Marke Bombtrack mit ihren Cross- und Gravel-Rädern, viele MTBs mit dicken Reifen zeigen, wo es hier lang geht: dahin wo es nicht asphaltiert-glatt, sondern rau ist, auf Feld-, Wald- und Wiesenwege – oder den erbärmlich schlechten Radwegen der Hauptstadt. Aber auch wunderschöne Stahlräder von Pelago haben wir gesichtet. Für guten Stil am Rad haben sie im „Gentle Jaunt“ etwas übrig. 

Großes Angebot an Lösungen fürs Bikepacking 

Sympathische Mannschaft und guter Kaffee im Gentle Jaunt

Man kann im Gentle Jaunt („Entspannte Ausfahrt“) aber auch einfach sitzen, einen Kaffee trinken und die Atmosphäre einsaugen. Oder sich beraten lassen von Mitarbeitern wie Bastian, der auch den PC nach draußen holt, um zu klären, ob das bevorzugte Bike eine mechanische oder hydraulische Scheibenbremse hat. Sprich: in diesem Fahrradladen wird beraten und gefachsimpelt – und dann erst verkauft. Sehr sympathisch. Genauso wie Nadine hinterm Tresen, die für den Milchkaffee verantwortlich ist. Wer sich für schicke Gravelbikes, die passende Bekleidung und ein breites Sortiment an Bikepacking-Angeboten interessiert, ist hier genau richtig. Ach ja, eine kleine Werkstatt hat „Gentle Jaunt“ auch. Für den Fall aller Fälle.

Ersatzteile im Gentle Jaunt an der Simon-Dach-Straße in Friedrichshain

Liebevoll arrangierte Accessoires für Bike

Gentle Jaunt an der Simon-Dach-Straße in Friedrichshain

Der Laden an der Simon-Dach-Straße

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  • The Gentle Jaunt, Simon-Dach-Straße, 10 245 Berlin, Tel.  030 293 666 00, Di-Fr 12–20 Uhr, Sa 10.30-16 Uhr

Berliner Fahrradschau 2017

Station Berlin, Luckenwalder Straße

Treffpunkt „Station“: die Berliner Fahrradschau                            Foto: Joe/Berliner Fahrradschau

Vom 3. bis 5. März haben Berlins Fahrradfreunde wieder eine Adresse, um ihre Neugier auf neue Räder und Lifestyle-Produkte zu stillen. Dann findet die Berliner Fahrradschau 2017 in der Station an der Luckenwalder Straße statt. „Größere Test-Areas, mehr E-Mobility und Action ohne Ende“ versprechen die Veranstalter für die achte Ausgabe der internationalen Fahrradschau.

Marken präsentieren Trends und neue Produkte

Die Image der Fahrradschau als Trendsetter einer urbanen Fahrrad-Community hat inzwischen auch auf die Hersteller abgefärbt. Und so wollen viele große Marken wie Campagnolo, Canyon, Rose, Shimano, Cinelli, Assos oder die „Rundrohr-Designer“ von Van Moof ihre schicken Produkte zeigen. Beim Blick auf die Teilnehmer 2017 hat man den Eindruck, dass sich der Kreis im Vergleich zum Start der Messe 2010 enorm erweitert hat. Kaum ein Hersteller lässt es sich nehmen, dabei zu sein. Das verspricht viele bunte Eindrücke und interessante Anregungen. Dutzende von Spezialisten und ambitionierten kleineren Herstellern decken die ganze Bandbreite von neuen Rädern über die Bekleidung bis hin zu Accessoires ab.  

Ambition, E-Mobility, Test-Strecken und Urban Lifestyle

Die Fahrradschau teil sich in die sechs große Bereiche: Urban Lifestyle, Velo Coulture, Handmade, Travel & Tour, E-Mobility und Ambition. Im Ambition-Bereich sind zum Beispiel Rennräder, Triathlon-Bikes, MTBs, Track-Räder und Fixies zu sehen. Der Urban Lifestyle deckt die Mode rund ums Radfahren und den schicken Auftritt, auch im Retro-Stil, ab. Das Angebot an Elektro-Räder hat sich in den vergangenen Jahren ja mächtig ausgeweitet – interessante Neuigkeiten gibt es also auch auf der Fahrradschau. Und sie können auf einer vergrößerten Teststrecke auch gleich ausprobiert werden, natürlich mit mit allen dazugehörigen digitalen Gimmicks wie Apps und digitaler On-Board-Vernetzung.

Wettbewerbe, Lange Nächte und Ausfahrten auf der Berliner Fahrradschau

Zum Programm gehören auch wieder verschiedene Wettbewerbe – etwa das „Rad Race“ gegen Rassismus mit Fixies (4. März 2017, ab 17 Uhr, Werbellinstraße 50, Eintritt vier Euro), BMX-Präsentationen, der Berlin Trials oder Ausfahrten für Jedermann wie etwa ein Crossbike-Ausflug in den Grunewald (5. März 2017, 10 Uhr, kostenlos). Dort präsentiert zum Beispiel auch Specialized seine Cross-Räder ((Sa. + So. jew. 10-17 Uhr). 

Berlin Bicycle Week mit Langer Nacht der Bike Shops

Der Fahrradschau angeschlossen ist wieder die Berlin Bike Week vom 27. Februar bis 5. März. Sie ist weit mehr als „Rahmenprogramm“, setzt eigene Schwerpunkte und trägt quasi die Fahrradschau in die Stadt hinein. Dazu gehört etwa die „Lange Nacht der Bike Shops“ vom 28. Februar bis 2. März. Knapp 20 Läden beteiligen sich daran – man fachsimpelt beim Bier und hat einen Blick in die Spezialistenszene (http://berlinerfahrradschau.de/de/lange-nacht-der-bikeshops).

Berliner Fahrradschau, 3. bis 5. März 2017, Station, Luckenwalder Straße 4-6, 10963 Berlin, Fr. 18–23 Uhr, Sa. 10–19 Uhr,  So 10–18 Uhr, Tageskarte Freitag 12, sonst 14 Euro, www.http://berlinerfahrradschau.de/de

Messedamm: Fahrradampel ist eine Katastrophe

Fahrradampel am Messedamm

Fast immer auf Rot: Die Fahrradampel am Messedamm / ICC                                     Foto: Link

Jüngst bin ich wieder einmal in die Situation gekommen, dass ich den Messedamm befahren und die Neue Kantstraße queren musste. Und bekam es mit der Fahrradampel zu tun. Vorsichtig, wie ich nach einem massiven Strafzettel wegen Überfahrens einer roten Fußgänger-Ampel geworden bin (128 Euro, ein Punkt in Flensburg), stellte ich mich an die Lichtzeichenanlage am Messedamm Richtung Kaiserdamm. Es regnete leicht. Und ich wartete auf Grün. Es regnete stärker, und ich wartete weiter. Die Ampeln für die Autos schalteten in alle Richtungen von Rot auf Grün – doch an der Fahrradampel tat sich nichts. Nach gefühlten fünf Minuten wurde ich unruhig. Ist die grüne Birne vielleicht kaputt? Soll man als Radfahrer hier vielleicht gar nicht weiterfahren? Meine Ungeduld wuchs, die Ampel blieb aber stur auf Rot. 

Messedamm: Fahrradampel ist eine Katastrophe

Ich wartete noch ein paar Minuten – und gab dann auf. Ein Fußgänger ging bei Rot über die Neue Kantstraße – ich nahm dann die Unterführung. Trug das Rad hinunter und drüben wieder hoch, und als ich oben ankam, schien es mir für einen Sekundenbruchteil, als sei das grüne Licht auf dieser Seite für die Radler doch intakt. Als ich genauer hinsah, war es aber rot. Ein paar Tage später erlebte ich die gleiche Malaise in die entgegengesetzte Richtung. Was soll ich sagen: Die Ampelschaltung am Messedamm ist einfach eine Katastrophe. An Radfahrer hat man nicht gedacht. 

Radweg am Messedamm: Eine Aufgabe für den neuen Senat

Auf Druck des Volksentscheids Fahrrad will sich der neue rot-rot-grüne Senat ja angeblich massiv für die Verbesserung des Radverkehrs in Berlin einsetzen. Die Ampelschaltung am Messedamm/Neue Kantstraße/Masurenallee wäre ein lohnender Einsatzort. Man könnte hier auch etwas für Image der Stadt tun. Bei Messen unterm Funkturm wird ja immer empfohlen, mit Bus, Bahn oder dem Fahrrad zu kommen. Als Radler kann man das nicht ernst nehmen. 

Volksentscheid Fahrrad lädt zum Nikolaus Charity Ride

Fahrradfahrer mit Nikolausmützen

In Nikolauskluft zum Chartity Ride: So wirbt die Initiative für ihre Aktion  F: Volksentscheid

Der Volksentscheid Fahrrad ist im Aufwind. Wie es aussieht, scheint sich die neue Koalition im Abgeordnetenhaus aus SPD, Linke und Grüne auf die Umsetzung vieler (aller?) Forderungen der Initiative zur Verbesserung des Radverkehrs in Berlin einzulassen. Davon spricht der Volksentscheid zumindest auf seiner Website. Doch ganz geheuer ist der Gruppierung die Sache nicht – man will auch den neuen Senat unter Dampf halten.

Volksentscheid Fahrrad lädt zum Nikolaus Carity Ride

Doch das kostet Geld. Die Initiative lädt deshalb zu einem „Charity Ride“ am 4. Dezember von 14.30 bis 17.30 Uhr ein. Startplatz ist der Bebelplatz in Mitte. Teilnehmer sollen mindestens eine rote Mütze auf dem Kopf haben, besser noch ein Nikolauskostüm tragen, und sie sollen ihre Freunde bitten, für jeden gefahrenen Kilometer einen Euro zu spenden. Die Fahrt ist als Demo angemeldet – entspanntes Mitfahren sollte also möglich sein.

Werbung für den Volksentscheid

Mit den Einnahmen will die Initiative ihre Werbung für den Volksentscheid auf Trab bringen. Dazu sollen weitere Kampagnen kommen, Flyer werden gedruckt, öffentliche Initiativen gestartet. Denn man fürchtet, dass die zehn Punkte eines „Berliner RadGesetzes“, das die Initiative vorschlägt, trotz zustimmender Töne aus dem neuen Senat kein Selbstläufer wird.  

Die Kantstraße – für Radfahrer eine Katastrophe

Radfahrer sind auf der Kantstraße nicht vorgesehen

Radfahrer sind auf der Kantstraße nicht vorgesehen

In dieser Woche musste ich einmal die Kantstraße befahren. Ein Erlebnis, das man eigentlich seinem ärgsten Feind nicht wünscht. Dazu muss ich sagen, ich bin durchaus Kummer auf der Straße gewohnt. Dass man als Radfahrer in Berlin mindestens einmal am Tag beleidigt wird, gehört ja gewissermaßen zu den stillen Auszeichnungen, die sich jeder erwirbt, der in der Hauptstadt Rad fährt. Ich bin auch nicht zimperlich, was den Verkehr und die schlechten Fahrbahnen anbelangt. Aber die Kantstraße hat mich das Fürchten gelehrt.

Rücksichtslose Hetze und kein Fahrradstreifen

Die Straße hat zwei relativ schmale Fahrspuren, wovon eine fast immer von irgendeinem Lieferwagen blockiert wird, und keinen Fahrradstreifen. Es bleibt einem nichts übrig, als die Straße zu benutzen. Dort sitzen einem aber die Autos im Nacken. Am besten ist es, man fährt mitten auf der Straße und zieht sich den Zorn der hupenden Autofahrer zu. Und überall da, wo ein Lieferwagen die rechte Spur blockiert, ist es schon ein Kunststück, auf die linke Fahrspur einzuschwenken, um daran vorbei zu kommen.

Die Kantstraße – eine Katastrophe für Radfahrer

Man kämpft gegen die Autos, schlängelt sich am Lieferverkehr vorbei, wird äußerst knapp überholt, dann angemeckert, und wer in dem Gedränge nicht mitschwimmt, hat schon verloren. Ich kann nicht verstehen, dass die Verkehrsplaner hier nicht schon längst eingegriffen haben. Es ist im Grunde organisierte Verantwortungslosigkeit, was hier geschieht, besser: nicht geschieht. Man sollte sofort eine Spur in jeder Richtung für Radler und meinetwegen Lieferverkehr reservieren. Der Sicherheit wäre damit auf jeden Fall gedient. Im momentanen Zustand hat man auf der Kantstraße das Totenhemd an.

Rennrad fahren im Bayerischen Wald

Kirche, Rennrad, Bayerischer Wald

Ein Herrgottswinkel im Bayerischen Wald

In diesem Urlaub war ich im Bayerischen Wald. Ja, ich weiß, das klingt nicht besonders exotisch oder ambitioniert. Aber ich finde, man sollte die Heimat nicht unterschätzen. Vor allem, wenn sie so schön ist, wie das Gebiet zwischen der Donau und der tschechischen Grenze. Ich kann eigentlich nicht sagen, dass ich die Gegend für mich entdeckt hätte. Es ist eher so, dass sie sich mir offenbarte und jeden Tag eine neue hübsche Überraschung präsentierte.

Wo die Feldwege besser sind als Berliner Radwege

Nehmen wir nur mal die so genannte Wirtschaftswege in dieser doch eher verlassenen Gegend. Jeder einzelne stellte noch selbst gute Berliner Radwege in den Schatten. Es war eine Freude, mit dem Rennrad darüber zu sausen – sie waren asphaltiert, gut in Schuss und meist gut ausgeschildert. Schlaglöcher wie auf den Berliner Teststrecken für Zweiräder habe ich keine angetroffen. Eine Freude! Dazu passte auch ein zivilisierteres Verhalten der Autofahrer, wenn ich auf Landstraßen fuhr. Das aggressive Berliner Gehupe, diese elende Rechthaberei auf vier Rädern habe ich keinen Tag vermisst.

Rennrad fahren im Bayerischen Wald

Die Strecken sind natürlich hügelig – es heißt nicht „Bayerisches Flachland“. Meist sind die Anstiege aber nicht länger als zwei, drei Kilometer, und man darf sich sicher sein, dass es oben jedes Mal bergab geht. Dieses Auf und Ab zeiht sich durch eine liebliche Landschaft, die einem einfach gefallen muss. Da gibt es stille Herrgottswinkel und sanft geschwungene Wiesen mit einem See mittendrin, man fährt durch Wald und über kleine Seitenstraßen, auf denen einem nur selten ein Auto begegnet. Ich habe Rehe gesehen, Heu gerochen und die Vögel sangen für mich, und wenn es gar zu heiß wurde, war mit Sicherheit ein Biergarten oder zumindest ein Lokal nicht weit.

Landschaft bei Spiegelau

Landschaft bei Spiegelau

 

 

 

 

 

 

 

Gute Karten und Komoot

Einen Haken hat der Bayerische Wald für Rennradfahrer: Die von den Tourismusverbänden ausgewiesenen Radwegen sind meist eher etwas für Mountainbiker als für Rennradfahrer. Ich habe daher „Kompass“-Karten und der besten Fahrrad-App vertraut, die es meines Erachtens gibt: Komoot. Mit beiden Hilfsmitteln kam ich immer auf befahrbaren Wegen ans Ziel. Auch wenn ich einmal absteigen musste, um einen kleinen Bach auf einer Holzbrücke zu überqueren. Die Streckenlängen waren moderat – 50 bis 60 Kilometer am Tag.

Hier musste ich eine kleine Brücke nehmen

Hier musste ich eine kleine Brücke nehmen

 

 

 

 

 

 

 

Das Revier um Spiegelau im Bayerischen Wald

Das Revier um Spiegelau im Bayerischen Wald